Britisches Fernsehen und RTL

Hallo,

Ich schaue schon seit einigen Jahren Fernsehkritik-TV, bin aber neu im Forum. Der Grund, warum ich mich jetzt angemeldet habe, ist weil mir gerade etwas erstaunliches aufgefallen ist. Ich habe immer vermutet - und Fernsehkritik-TV hat mich in dem Glauben gestärkt - dass der Unsinn, den RTL produziert, nicht gewollt so furchtbar ist, sondern einfach an unfähigen Produzenten liegt. Offensichtlich lag ich falsch.

Ich schaue seit längerem schon kein deutsches Fernsehen mehr, sondern bin auf britisches Fernsehen umgestiegen. Vielleicht ist es einfach die Tatsache, dass ich mit britischer Kultur groß geworden bin und somit den Humor und die kulturellen Gepflogenheiten angenommen habe, aber ich glaube eher, dass die Sendungen im britischen Fernsehen generell doch niveauvoller und intelligenter gestaltet sind. Natürlich gibt es auch Britain’s Got Talent, Total Wipeout und den restlichen internationalen Franchise-Müll, aber es gibt besonders im Bereich Comedy meiner Meinung nach viele sehr gute Sendungen, was ich vom deutschen Fernsehen nicht behaupten kann.

Eine meiner Lieblingssendungen im britischen Fernsehen ist “QI”. Man kann sich das ganze wie eine anspruchsvollere, mit weniger nervigen Menschen bestückte Version von “Genial daneben” Vorstellen. Das ganze wird von Stephen Fry moderiert, ein Urgestein im britischen Fernsehen, der schon öfters mit anderen Größen wie Monty Python, Rowan Atkinson und Hugh Laurie zusammengearbeitet hat. Viele der Folgen lassen sich auf YouTube finden, wer also eine gute Sprachkenntnis hat, dem empfehle ich, sich mal eine zu Gemüte zu führen.

Und jetzt zum springenden Punkt: Diese geniale Sendung wird von Talkback Thames produziert. Talkback Thames ist eine Tochterfirma von FremantleMedia. Und wem gehört FremantleMedia? Der RTL Group. Ich konnte es kaum fassen. Und nicht nur QI wird von Talkback Thames produziert, nein, auch ähnlich gute Comedy-Formate stammen von der Firma, wie etwa “The IT Crowd”, dessen schlechte deutsche Nachahmung auch mal in einer Folge von Fernsehkritik-TV behandelt wurde, “Never Mind the Buzzcocks” und “Thank God You’re Here”.

Der Großteil der Talkback Thames-Produktionen ist zwar tatsächlich ebenfalls fürchterlich, wie eben “Britain’s Got Talent”, aber eines zeigen diese guten Formate ja: RTL kann gute Sendungen produzieren. Es will einfach nicht. Und das finde ich irgendwie noch schlimmer, als wenn es einfach an Unfähigkeit läge.

“QI” (Quite interesting) ist in der Tat eine sehr empfehlenswerte BBC-Sendung, die ich ebenfalls über Youtube kenne. Stephen Frys Eloquenz und Bildung (auch wenn er sich für die Sendung natürlich von einer gut recherchierenden Redaktion zuarbeiten lässt) ist recht eindrucksvoll, und als Moderator und Gesprächspartner ist er sehr unterhaltsam.

Wenn man in Deutschland “RTL” sagt, meint man aber fast immer den Sender RTL. Und der ist ja genauso eine Tochter der RTL Group wie FremantleMedia, und du sagst ja selbst dass die bessere und schlechtere Sachen produzieren. RTL Group ist einfach ein Medienkonzern und Contentproduzent. Die Produzieren von Ramschware bis Hochkultur im Zweifel alles, vorausgesetzt es wird bezahlt. Irgendeine Ethik oder einen Masterplan würde ich da gar nicht erst suchen. ARD und ZDF werden auch von RTL-Group-Töchtern beliefert.

Soweit ich weiß, werden im britischen Supertalent oder “sucht den Superstar” die Kandidaten auch nicht auf eindeutige Fälle, also entweder super gute und super schlechte, reduziert, sondern es werden auch “knappe” Entscheidungen gezeigt.
Kann das der Threadersteller bestätigen?

Das stimmt zumindest fürs Supertalent, soviel ich gesehen habe, tatsächlich. Es ist natürlich auch wie hier öfters reine Menschenverachtung dabei, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen sich die Juroren nicht einig sind, oder wo sie nur schweren Herzens “Nein” sagen. Inwiefern das gespielt ist, bleibt natürlich auch offen, aber es ist nicht ganz so schwarz-weiß-malerisch.