Ich muss sagen, zuerst hatte ich ganzschön Bammel, ob ich vielleicht nicht stark genug im Kopf bin, aber da ich heute noch immer nicht bei Scientology bin, scheints geklappt zu haben Ist inzwischen auch schon wieder über anderthalb Jahre her:
Ich war in der Scientology Zentrale in Berlin-Charlottenburg. Sieht sehr futuristisch aus und sehr modern eingerichtet. Zur Verstärkung hatte ich nen Kumpel dabei (der gleichzeitig mein Referatspartner war). Wir wurden nett empfangen und durften uns zuerst ein paar Videos ansehen zum Thema: Das Leben, Hobbard usw. Die Videos waren ziemlich unkonkret und ziemlich belanglos. Esoterisch angehaucht, gibts im Prinzip auch auf deren Homepage. Dann wurden wir gefragt, ob wir einen Persönlichkeitstest machen wollen - Na klar. Und los gings. Der Arbeitsplatz war perfekt vorbereitet (Sehr spitzer Bleistift, nagelneuer Radiergummi, vorgefaltetes Heftchen). Es waren 200 Multiple Choice Fragen, typisch für Amiland mit Lösungsbogen anbei, auf dem man seine Häckchen machen sollte. Die Fragen fragten alles und nix ab: „Pfeifen Sie manchmal grundlos“, „Sind Sie in Stresssituationen angespannt“ etc.etc. „Lustig“ wurde es bloß zwischendrin, wenn man so eine Frage bekam: „Sind Sie für Klassenunterschiede UND Rassentrennung“ und man mit Ja/Nein/Unentschieden antworten durfte. Solche Fragen ließ ich frei. Hat ca. 20 min gedauert (war aber auch ziemlich flott).
Das ganze wurde dann von einer Mitarbeiterin in ein PC gehackt und raus kam eine Kurve, die mein Gefühlsleben und meine Stimmung beschrieb: Natürlich war ich sehr depressiv (andere Items lasse ich jetzt mal außen vor).
Darauf wurde mir dann ein Beratungsgespräch zur Verbesserung meiner Lebenssituation angeboten, was ich natürlich annahm. Das Gespräch führten ein Mann und eine Frau in meinem Alter (Anfang 20), die betont locker, freundlich waren und sehr an mir interessiert waren. Wo ich denn meine Probleme sehe. Ob alles klappt in meinem Leben etc.pp. (sowas wie „klassische Psychologenfragen“ - wenns sowas gibt?). Ich war sehr freimütig und erzählte alles ziemlich offen (sie kannten ja nur meinen Vornamen). Das Mädchen flirtete die ganze Zeit mit mir und machte mir schöne Augen - war ganz angenehm - ging dann aber plötzlich, als auf ihre Frage, was ich denn von Kontrolle halten würde, antwortete: „Ein bisschen ist gut, zu viel ist schlecht“ aus dem Raum und kam nicht mehr zurück. So langsam lief das Gespräch dann auch aus, weil er feststellte, dass ich anscheinend zu gefestigt bin. Mir wurde dann zwar ein Kurs zum Thema Besser Leben (o.ä.) angeboten, aber ich wollte nicht, da man nur Lückentexte ausfüllen sollte und der Typ mir nicht erklären konnte wie es mir dadurch besser gehen sollte (Der Kurs sollte 20 EUR kosten).
Alles in allem war es der Versuch, mich zu testen und zu gucken, ob ich beeinflussbar bin. Bei uns beiden hat es nicht geklappt, aber in einer anderen Ecke des Zimmers war noch ein junger Mann, den sie wahrscheinlich rumgekriegt hatten. Wir haben nur Bruchstücke gehört, aber es war ziemlich deutlich erkennbar, dass der Mann die „Hilfe“ von Scientology wollte und bereit war, die Kurse mitzumachen. Sie (auch ein Mann und eine Frau) haben ihn auch überredet eines der Kurspakete zu buchen. Als er sagte, dass er selbst soviel Geld (2.500 EUR) nicht hätte, empfahlen Sie ihm, doch einen Kredit aufzunehmen oder das Geld in der Familie zu leihen. Wie es weiterging habe ich dann nicht mehr rausgefunden, da wir dann ziemlich schnell gegangen sind. Wir wollten unser „Glück“ auch nicht überstrapazieren…