Berichterstattung 3fach-Suizid in Niedersachsen

Ja, auf den Pressekodex wird verdammt oft geschissen. ABER:

Es ist ein Unterschied, ob drauf geschissen wird, wenn man Jörg Kachelmanns schmutzige Details ausgraben will (was ich auch nicht gutheisse!! im Gegenteil) oder ob man zum einem Psychopathen wie Anders Behring Breivik eine Plattform gibt oder zum Anderen BEWUSST weitere Selbstmorde in Kauf nimmt! Man kann da schon unterschiedlich gravieren und die letzten beiden Fälle sind die schlimmsten dabei, wie ich finde, und wenn diese beiden Sachen so eklatant verletzt werden - dann ist das weitaus schlimmer als wenn jemand was über Kachelmann ausgräbt. (Als Beispiel)

Hab gerade folgendes entdeckt, was zum Thema passt:
Auf 3Sat läuft gerade eine Doku über Robert Enke mit Michael Thiel (aus “Schluss mit Hotel Mama”) als Experte.

EDIT: Schon vorbei. Ob es eine ganze Doku oder nur ein kleinerer Bericht war, kann ich also nicht sagen.

Das geht mich einen feuchten Scheißdreck an.

Für mich ist dies einer der allerklügste Gedanke in diesem Forum. Das Leben von Privatpersonen hat in erster Linie in den Massenmedien nichts zu suchen. Du bist mein/e Held/in des Tages.

Bei Zapp wurde genau diese Geschichte ebenfalls präsentiert. Ich möchte die beteiligten Medien nicht in Schutz nehmen, aber ich finde die Polizei hätte keine Pressekonferenz über diesen Fall veranstalten sollen. Die Polizei war anscheinend mit der Situation überfordert.

Zapp Bericht:
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/ … Id=8003440

Glückwunsch, und wenn du dir den Einleitungspost durchgelesen hättest, dann hättest du auch gelesen, dass ich den auch schon lange verlinkt hatte. Immer schön zu lesen, dass die Leute auf Netiquette und alles pfeifen, in den Thread kommen und schon zu faul sind, 2 Seiten zu lesen, nur um dann was zu posten, was mindestens ein weiterer User schon gepostet hat.

Welcher andere User hat den über die Rolle der Polizei geschrieben?

Über die Polizei hatte ich nicht geschrieben, aber im Original-Post hatte ich den selben Beitrag verlinkt, meiner lag nur auf NDR, deiner in der ARD Mediathek. Hättest du dir ihn aber angeguckt hättest du gemerkt dass es der gleiche Beitrag ist.

Ich habe ihn mir bereits gestern aufgrund deines Post „angeguckt“.

Mit meinen Verweis auf den Zapp Beitrag möchte ich allen Lesern verdeutlichen auf welchen Quellen meine Meinung basiert. Das schaft mehr Transparenz, Nachvollziebarkeit und minimiert Missverständnisse.

Na gut, in dem Sinne ist das okay, sorry fürs Anfahren. ^^"

Ich habe mir das hier gerade mal durchgelesen und bin anderer Meinung als die meisten hier.

Ein totschweigen dieses Themas, vor allem bei Spektakulären Fällen, hat doch keinen Sinn. Wenn ich nur schon höre das sich 3 Gleichaltrige Jugendlichen zum selbstmord getroffen haben bin ich schon am googlen. Finde ich nun keine annähern seriösen Infos lese ich halt die Gerüchte. Und genau dem wollte die Polizei doch den Wind aus den Segeln nehmen.
Es ist nun blödsinn bei Selbstmord RTL usw…, Bild usw… ein besonders schlechtes vorgehen vorzuwerfen. Die machen doch aus jedem Mist eine Schlagzeile mit teils ausgedachten Details. Gut hierbei waren auch Seriöse Medien vertreten.

Damit komme ich auch zum Zweiten Punkt:
Sollte man Filme Verbieten die Selbstmorde realistisch darstellen oder ausgibig behandeln? Sollte man Bücher verbieten wie damals “Die Leiden des Jungen Werthers”? Kann man keinen Informativen Bericht im TV erwarten der sich mit dem Thema beschäftigt? Sollte man Selbstmord zensieren?

Und von wegen: Selbstmord anderer geht mich nichts an: Das geht mich alles nichts an. Ob jemand sein Haus mit seinen Kindern drin anzündet oder ein Juwelier ausgeraubt wird. Ist also die Berichterstattung nur bei Selbstmord eingeschränkt? Bei allen anderen Opfern von Verbrechen dürfen genaue Daten rausgegeben werden?

Wenn ich nur schon höre das sich 3 Gleichaltrige Jugendlichen zum selbstmord getroffen haben bin ich schon am googlen.

Und genau das ist ja das Problem, du hörst es weil zunächst mal die Mainstreammedien auf den Titelseiten und den Abendnachrichten darüber berichten. Eine Randnotiz auf Seite 4 würdest du vielleicht gar nicht bemerken und somit gar nicht anfangen zu googlen.

Ich verstehe auch nicht, inwieweit hier die Berichterstattung noch einen Erfahrungsgewinn bringen könnte: Die einzigen drei Menschen, die darüber berichten könnten, können das aus verständlichen Gründen nicht mehr tun. Und alles andere sind Gerüchte und subjektive Meinungen (gut, auch die Meinungen der drei Suizidalen wären zwangsläufig subjektiv, aber immerhin aus erster Hand; die Berichte der “Morgenpost” und der “Bild” sind einfach nur furchtbar und aufmerksamkeitsheischend).

Die genaue Tötungsmethode zu schildern, halte ich für mehr als fragwürdig, und inwieweit es notwendig sein soll, überhaupt über Selbsttötungen in konkreten (realen) Fällen zu berichten (in der Fiktion darf natürlich jeder machen, was er will), außer um die Sensationsgeilheit von Außenstehenden zu befriedigen, erschließt sich mir nicht. Für die Prävention von Selbstmorden sind solche Beiträge eher kontraproduktiv.

Machts gut,
Andreas

[quote]Bei allen anderen Opfern von Verbrechen dürfen genaue Daten rausgegeben werden?

[/quote]
Suizid bzw. Suizidversuch ist kein Verbrechen bzw. strafbar! Da hinkt dein Vergleich mit Raub und Mord meiner Meinung sehr.
http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid

Es ist doch ein wesentlicher Unterschied ob man die breite Öffentlichkeit braucht um ein Verbrechen aufzuklären und deshalb Polizei mit den Medien kooperiert oder man einfach nur den Suizid als Ereignis präsentiert.

[quote]Sollte man Selbstmord zensieren?
[/quote]
Suizid wird auch nicht totgeschwiegen. Es gibt z.B. Jahresstatistiken, Häufigkeit von Suizidmethoden, etc…

http://de.statista.com/themen/40/selbstmord/

Ich finde es nicht blödsinnig beteiligten Medien anzuklagen. Die Erfahrung zeit doch, dass eine Ereignisberichterstattung über Suizid zu weiteren Suiziden und Suizidversuchen führt.

Was ist wichtiger, ein detaillierten Artikel über eine Suizidhandlung oder Menschenleben?

Und von wegen: Selbstmord anderer geht mich nichts an: Das geht mich alles nichts an. Ob jemand sein Haus mit seinen Kindern drin anzündet oder ein Juwelier ausgeraubt wird. Ist also die Berichterstattung nur bei Selbstmord eingeschränkt? Bei allen anderen Opfern von Verbrechen dürfen genaue Daten rausgegeben werden?

So abwegig finde ich die Frage gar nicht mal. Man kann ja, um nur mal ein Beispiel zu nennen, auch (wild) darüber spekulieren wieviele Vollidioten erst durch entsprechende Artikel / Beiträge in den Nachrichten auf die Idee kommen Gullydeckel, Pflastersteine oder sonstwas von Brücken auf fahrende Autos zu werfen. Der Nachahmungseffekt ist quasi immer gegeben. Vor allem bei Leuten die nur mit ihren Spiegelneuronen zu „denken“ scheinen.

Wenn man dies dann weiter spinnt, könnte allerdings jemand auf die Idee kommen z.B. auch Literatur zu verbieten. Für diese Stellung gibt es mit Platon einen prominenten Vertreter. Dieser nahm ebenfalls in seinem Spätwerk Stellung zu dem Einfluss der Medien (besser gesagt der Dichtung) auf die Menschen und ihre gerechte Lebensführung. Er erkannte auch, dass alle Menschen nur dramatische Erzählungen (Held erlebt Schicksalschläge etc.) lesen wollen, warnte jedoch davor, dass gerade erst durch diese Erzählungen die Menschen auf die Idee kommen könnten diese in die Tat umzusetzen bzw. sich mit diesen “schlechten”(in dem zeitlichen Kontext die falsche Wortwahl) Handlungen und Handelnden zu identifizieren.

Ich persönlich verstehe die Einwände gegen die Berichterstattung von Freitod-Handlungen. Natürlich kommen Menschen, die schon Probleme mit dem Leben des Lebens haben auf schlimme Gedanken, aber ich finde auch, dass sowas grundsätzlich erwähnt werden kann, natürlich ohne detailierte Berichterstattung oder andere derartige Veranstaltungen, aber nicht muss.

man sollte nicht über selbstmord berichten, erwähnen kann man es, aber darüber berichten ist auf keinen fall in ordnung. meiner meinung nach fühlt sich ein potenzieller selbstmörder durch so eine berichterstattung durchaus bestätigt, schließlich erfährt er, dass es andere machen und schon jetzt beginnt ein gewisser ansporn, schließlich denkt er nun darüber nach, steigert sich sehrwahrscheinlich in die sache hinein, schließlich kann man wenn man wirklich deprimiert ist gar nicht mehr wirklich klar denken(kennt man vielleicht selber, wenn man traurig ist, steigert man sich nunmal in dinge hinein). das allein würde schon als grund reichen, so eine berichterstattung zu unterlassen.

außerdem, ist es denn wirklich nötig über soetwas zu berichten?

Die Medien dürften natürlich auch über Selbstmorde berichten. Allerdings sollte man, wie bei einem Verbrechen auch, jegliche Informationen die man veröffentlicht, gezielt und bewußt auswählen und sich vor allem über die Folgen im Klaren sein.

Ich gebe dir soweit recht, dass Trittbrettfahrer und Nachahmungstäter eine mögliche Folge von Berichterstattungen über Verbrechen sind. Aber bei solch einem Bericht über Verbrechen informiert man die Öffentlichkeit über die aktuelle Gefahr und warnt mögliche potentielle Opfer. Ganz anders ist es bei einem Suizid. Bei einem Suizid und Suizidversuch gibt es für gewöhnlich keine weiteren Opfer oder eine andauerende Gefahr für unbeteiligte Dritte. Ein Suizid richtet sich einmalig gegen sich selbst. Die Öffentlichkeit muss darüber nicht informiert werden, da es außer dem Nachahmungeffekt keine einzige positive Auswirkung hat.

man sollte nicht über selbstmord berichten, erwähnen kann man es, aber darüber berichten ist auf keinen fall in ordnung. meiner meinung nach fühlt sich ein potenzieller selbstmörder durch so eine berichterstattung durchaus bestätigt, schließlich erfährt er, dass es andere machen und schon jetzt beginnt ein gewisser ansporn, schließlich denkt er nun darüber nach, steigert sich sehrwahrscheinlich in die sache hinein, schließlich kann man wenn man wirklich deprimiert ist gar nicht mehr wirklich klar denken(kennt man vielleicht selber, wenn man traurig ist, steigert man sich nunmal in dinge hinein). das allein würde schon als grund reichen, so eine berichterstattung zu unterlassen.

außerdem, ist es denn wirklich nötig über soetwas zu berichten?

Ich bin schockiert, wie hier teilweise über Suizid gedacht wird. Es ist sicherlich kein Thema das verschwiegen werden sollte.Ganz im Gegenteil.Jedes Jahr bringt sich eine Kleinstadt um. Und entgegen aller Meinung sind es nicht die Jugendlichen sondern meist die älteren Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen. Wenn ein Thema so allgegenwärtig ist, sollte auch darüber berichtet werden. Kein Mensch der sich umbringt macht es, weil er etwas im Tv darüber gesehen hat. Und kein Mensch macht es (wie ich hier gelesen habe) freiwillig. Oft kämpfen die Menschen extrem lange und sind irgendwann abgekämpft. Viele Menschen gehen blauäugig durch die Welt und denken, sowas würden nur Jungendliche mit Liebeskummer tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Es sollte mehr darüber berichtet werden um die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren (nicht nur für eine Woche wenn sich ein Promi was antut). Und ich krieg Würgereiz wenn ich lesen muss, dass sich nur"Irre" vor den Zug schmeißen.Das zeugt von Pietätlosigkeit und Dummheit.

Das stimmt sicherlich, aber das Fernsehen scheint ein nicht zu unterschätzender Faktor zu sein, wie mir zu Anfang dieses Threads unter all meinem Grauen gelehrt wurde.
Der „Werther-Effekt“ ist zwar keine psychologische Basis, noch steckt dahinter ein gesellschaftlich-komplexer Gedankengang, wie dies zu erklären sei -> aber es stecken Zahlen drin und die haben mich leider extremst umdenken lassen über den medialen Bezug von geistig und willentlich Schwachbrüstigen.

Und kein Mensch macht es (wie ich hier gelesen habe) freiwillig.

Was ist mit euch Leuten los, die ihr ständig davon labert, dass sie außerhalb ihres freien Willens operieren würden?
Würden Selbstmörder sich nicht freiwillig für ihren Tod entscheiden, nennt man es Mord.
Andere Optionen wären neuronale/geistige Krankheiten (zu denen Depression nicht zählt).
Und soweit mir bekannt, hat ein kleinster Teil der Selbstmörder diese Sympthome, da sie eben genau deswegen in Behandlung sind.

Des Weiteren schreibst du:

[…]sondern meist die älteren Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen

Und in dem Satz kann ich gut die Problematik erörtern - die liegt bei dem Wort „sehen“.
Sie sehen keinen anderen Ausweg mehr. Dies heißt meist nicht, dass ihnen keine weiteren Optionen bleiben würden, sie [-]haben nur nicht die Kraft sie zu nutzen[/-] denken, sie hätten die Kraft nicht, sie zu nuten. Somit entscheiden sich Selbstmörder meist aktiv dafür zu sterben - also freiwillig.
Es geht mir hier nicht darum - wann, wie, wo, wurde Selbstmördern Unrecht getan, sondern dass am Ende immer die Entscheidung steht. Will ich gehen, oder nicht.

Außerdem finde ich es wirklich traurig, wie Selbstmord hier von praktisch fast jedem als „der falsche Weg“ angesehen wird, vor dem man die Menschen bewahren muss. Wie ich bereits schrieb - ihr Wille, ihre Entscheidung und die sollte man respektieren!
Ein Teil der Selbstmörder bringt sich nämlich aus blankem Idealismus um und ist in dieser Weise in absolut keiner Weise zu bemitleiden, sondern in seiner Entscheidung zu respektieren. :expressionless:

Forger

Finde ich nicht. Suizid ist nur das Ergebnis einer persönlichen Krise auf die Betroffene keine andere Antwort kennen. Wichtiger ist es doch den Ursachen auf den Grund zu gehen und dem Menschen die sich in einer persönlichen Krise befinden andere Wege als Suizid aufzuzeigen. Das würde ich unter guten Fernsehen verstehen.