Zu der Bahn vs Auto Sache:
Die Diskussion ist schon so alt, die Argumente auch. Wenns in die Richtung “Jetzt nehmen wir mal alle Kosten auseinander” geht, wird oft der Sachverhalt angenommen, dass man komplett schwarz-weiss sieht, also NUR Auto oder NUR Bahn. Die Bahnfahrt wird dann “schöngerechnet”, indem man sagt, dass das Auto ja Nebenkosten hätte. Natürlich ist das richtig, das Argument gilt dann aber nur, wenn man tatsächlich garkein Auto hat.
Für Autobesitzer, die sich zwischen Auto- und Bahnfahrt entscheiden sollen wäre die Rechnung dann eine andere, weil die fixen laufenden Kosten (Versicherung, Anschaffungskosten etcpp) ja trotzdem vorhanden sind - auch wenn ich die Bahn nehme!
Dann kommt noch die Wahl des Autos dazu, die überhaupt nicht berücksichtigt wird, und in solchen “allgemeinen” Rechnungen immer ein ominöses Mittel genommen wird. Mit etwas Augenzwinkern kann man in einen Ford Ka von 2000 (Neupreis damals: ca. 9000 Euro, wenn ich mich recht entsinne) kann man 5 Leute transportieren. Die kann man natürlich auch mit einem 7er BMW oder einem VW Sharan kutschieren, und plötzlich “explodieren” die Nebenkosten.
Und Argumente wie “Man muss die Zinsen berücksichtigen, die man bekommen hätte, wenn man den Neuwagenpreis angelegt hätte”. So ein absurder Blödsinn. 1.: Auf Girokonten gibts defacto fast garkeine Zinsen mehr, auf “sichere” Anlagen bekommt man heute vllt noch 2%. 2.: Wer 30.000 Euro für einen Neuwagen “einfach so” über hat, wird das auch in irgendeiner Weise angelegt haben und nutzt den Zinsgewinn eh schon. Wie gesagt, WENN, aber das ist meistens nicht der Fall.
Was auch nicht berücksichtigt wird:
Ein Weg wird in solchen Rechnungen immer von Bahnhof zu Bahnhof berechnet. Aber wer bitteschön fährt zB nach Hamburg um sich dort den Bahnhof anzuschauen. Eben… eigentlich niemand. Man muss schon “von eigener Haustür nach Zielhaustür” rechnen,… das kann dann ein Hotel oder auch Freunde sein. Die wohnen aber meistens eher seltener am Bahnhof, und oft ist es doch so, dass der Bahnhof dann weiter entfernt ist, und somit noch Geld für den ÖPNV dazu kommt, während man mit dem Auto direkt bis dorthin fährt. Und unterm Strich ist das in der Praxis oft auch noch schneller als Zug + ÖPNV.
In der Praxis ist es bei mir persönlich so, dass sich die Autofahrt meistens immer dann rentiert, wenn man schon zu zweit ist. Beispiel: Ein Zugticket Münster-> Berlin kostet pro Person ca. 100 Euro. Macht zu zweit hin und zurück 400 Euro! Der Preis ist für eine spontane Fahrt ohne tagelange Vorbestellung und Zugbindung. Auch eine 10stündige Klüngelfahrt zum Billigpreis ist nicht berücksichtigt.
Die Strecke mit dem Auto beträgt ca. 500km, bei 8l/100km also 40l bei einem Preis von 1,60 sinds 80 Euro, macht 160 Euro Spritkosten. Man kann garnicht soviel Nebenkosten und Abschreibungen haben, dass die (rechnerischen) Kosten über 400 Euro kommen. Und wenn die Karre mit 4 Leuten fährt ist die Rechnung - für mich - glasklar.
Anders ist es, wenn man alleine fährt, und nicht mehr Sachen transportieren muss, als man tragen kann. Da lohnt es sich schon mal die Preise bei der Bahn zu prüfen.
Unterm Strich ist die ganze Diskussion eh müßig, weil ganz, ganz viele Faktoren sehr individuell sind, und man eigentlich keine allgemeine Aussage machen kann. Jede Seite (pro Bahn oder pro Auto) kann sich die Rechnung so legen, dass es der eigenen Argumentation zuträglich ist. Das hilft dem Individuum aber nicht, da es jeder selber aufgrund der eigenen Faktoren berechnen muss.