Moin! Bekanntermaßen bin ich großer Fan des Assassins Creed-Franchises. Und daher konnte ich es mir natürlich nicht nehmen, mir das neueste Werk der AC-Reihe genauer anzuschauen bzw. ich bin gerade dabei es durchzuspielen. Aber gerade bei einem Spiel wie diesem ist die Spoiler-Gefahr groß, daher fang ich schon mal an zu schreiben, ich habe das Spiel jetzt „halb“ durchgespielt.
also wollte ich mal ein bisschen was zu dem Spiel erzählen, und es gibt leider (für euch leider ) wirklich viel zu erzählen…
Story
Man spielt Edward Kenway, Großvater von Connor aus Assassins Creed 3 und Vater von Haythem Kenway. Edward sehnt sich nach Reichtum, und damit ist sein anfängliches Motiv eigentlich sehr gut erklärt - Im Gegensatz zu Connor und Ezio oder Altair aus dem ersten Teil treiben ihn nicht gewichtige Dinge wie der Kampf gegen die Templer, damit sie die Welt nicht versklaven an, sondern ihm geht es EINZIG und ALLEIN um seinen eigenen Profit. So begibt es sich, das sich Edward aufmacht und eine Karriere bei den Freibeutern anzustreben.
So gelangt er dann an die Assassinen-Ausrüstung, jedoch ohne einen Plan zu haben was er da eigentlich trägt und zu welchem Orden er sich damit zugehörig zeigt. Und so rennt er prompt den Templern in die Arme und rutscht immer weiter in den unendlichen Konflikt zwischen Templern und Assassinen…
Es ist als Spieler wirklich unterhaltsam zu sehen wie die eigene Spielfigur wirklich keine Ahnung hat, in was für eine Scheiße er sich da reingeritten hat, denn man selbst kennt ja im Groben die Zusammenhänge.
Wer AC kennt, weiß das es einen roten Faden gibt, der alle Spiele verbindet: Denn in AC spielten wir bisher ja nie direkt den jeweiligen Charakter einer historischen Epoche, sondern den symphatischen Desmond Miles - Doch nach den Ereignissen aus AC3 (Spoilergefahr…) steht uns dieser Charakter nicht mehr zu Verfügung.
Also spielen wir im neusten Ableger… uns selbst! Angestellt bei Abstergo Entertainment, eine Tochterfirma von Abstergo Industries, bekanntermaßen gelenkt durch die Templer und die Erfinder des Animus, des Gerätes dem wir uns bedienen um in die „Vergangenheit reisen zu können“, sollen wir nun also weiter nach für Videospiele, Spielfilme etc. verwertbaren Material in den Erinnerungen Subjekt Siebzehns machen (Wer AC kennt, weiß welcher Charakter das ist).
Gameplay
Unglaublich was sich dem Spieler bietet, wenn er anfängt zu spielen. Es gibt so unwahrscheinlich viel abseits der Hauptstory zu sehen, sodass ich das mal aufteile in Land und Meer, denn erstmals dürfen wir unser eigenes Schiff besitzen (Was wäre auch ein Pirat ohne Schiff) und damit frei in der riesigen Spielwelt umherreisen.
Im Meer
Relativ am Anfang des Spieles kapern wir kurzerhand ein Schiff, die fortan als unsere „Jackdaw“ treue Dienste auf der Suche nach Reichtum und Macht leistet.
Dieses Schiff können (und müssen) wir im Spielverlauf laufend verbessern, denn anfänglich haben wir gegen größere Feindschiffe absolut keine Chance.
Und so können wir, die entsprechenden Ressourcen und Geld vorrausgesetzt, neue Kanonen kaufen, den Rumpf verstärken oder das Lager vergrößern oder auch kosmetische Änderungen für unser Schiff kaufen.
Die Ressourcen liegen allerdings nicht auf der Straße herum, sondern müssen - Pirat halt - anderen Schiffen… naja, abgenommen werden. So fahren wir an fremde Schiffe heran, überprüfen den Inhalt der Fracht und schießen sie dann idealerweise manovrierunfähig. Dann können wir an sie heranfahren und das Schiff kapern.
Das Kapern und der Seekampf allgemein sind super inszeniert. Je nach dem wie viel Crew wir besitzen, schießen sie auf andere Soldaten, schwingen sich auf das andere Schiff herüber, tötet unsere Crew auf dem anderen Schiff,und mitten in diesem Durcheinander versuchen wir, bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Um das Schiff entgültig Unser zu nennen, müssen je nach Größe nicht nur die Mannschaft dezimiert, sondern auch Fahnen abgeschnitten und Munitionslager zerstört werden.
Danach können wir entweder mit dem anderen Schiff unser Schiff reparieren oder wir können unseren Fahndungsstatus reduzieren ODER wir übernehmen das feindliche Schiff in unsere eigene kleine Piratenflotte.
Aber es gibt noch mehr zu tun: Es kann nach Schiffswracks getaucht werden, Schatzkarten gesammelt und Schätze eingesackt, Schmugglerhöhlen ausgenommen, Lagerhäuser geräumt und Forts eingenommen werden. Oder wir jagen Wale, wer das nicht mal in Videospielen verantworten kann oder Angst hat danach selbst in Japan anzuheuern, der kann diese Jagdbeute aber auch im Laden kaufen.
Am Land
Es gibt viele kleine Fischerorte auf winzigen Inseln, an denen wir anlegen können um Munition, neue Waffen oder andere Dinge zu kaufen. Dort können wir in Tavernen noch den neuesten Klatsch erfragen (Wo sind Militärkonvois, Wo sind Piraten zu Tode gekommen (die vllt. eine Schatzkarte haben), etc.) oder die überall versteckten kleinen Schatztruhen einsammeln.
Der Kampf funktioniert gut wie immer, allerdings ist der Zeitraum zum Kontern deutlich kleiner als noch in den anderen Teilen und Edward beißt richtig schnell ins Grab. Selbst ich als AC-Veteran hab des öfteren richtig auf die Fresse bekommen.
Daher ist der Fokus mehr oder weniger auf Stealth ausgelegt, riesige Gegnermassen lassen sich nicht mehr mal eben so abmetzeln, das ist in den meisten Fällen schon ein ziemliches Problem.
Dazu kommt, das in den meisten Gebieten, in denen wir sofort entdeckt werden, Alarmglocken rumstehen, die, wenn wir es nicht verhindern können, unsere Anwesenheit lauter preis geben als es uns lieb ist.
Nicht zu vergessen die Schützen, die sich meist auf dem Dach befinden und eine verdammt gute Treffgenauigkeit haben… Die sollte man dann unter Umständen noch als erstes ausschalten.
Dafür haben wir wieder ein großes Spektrum an Waffen: Es gibt Pistolen, Säbel, Schlaf- und Berserkerpfeile (Letztere machen den angegriffenen wahnsinnig und er greift blind irgendwen an), Wurfpfeile, ein Wurfmesser und natürlich die klassischen Assassinen-versteckten Klingen für den berüchtigten Sprungattentate.
Wem dann immer noch langweilig ist kann sich an normalen Auftragsattentaten, dem Synchronisieren von Aussichtspunkten (Die alle Geheimnisse in der Umgebung auf der Karte aufdecken) oder einer pro Stadt mehrteiligen Templer-Jagd-Missionsreihe versuchen. Oder einfach nur durch die Stadt klettern, denn das macht nach wie vor immer noch Spaß.
Setting
Anders als in AC3 sind die Städte in AC4 dem Setting angemessen deutlich kleiner als in den Vorgängern, dafür gibt es aber auch fünf verschiedene Städte.
Diese haben tatsächlich einen eigenen Charakter, man hat nie das Gefühl die Städte wären generisch und man weiß eigentlich immer wo man gerade ist, ob ich jetzt in Havana, in der dreckigen Piraten-Hochburg Nassau oder im typisch-britischen Kingston bin, alle Städte sind großartig gebaut und wirklich bildhübsch.
Allgemein sind die Umgebungen ATEMBERAUBEND. Selbst auf ner alten PS3 sieht die Welt einfach super aus, auch wenn man merkt das es echt bald vorbei ist für die Playstation 3 - Mehr geht halt einfach nicht.
Kritik
Blöd ist, das die Crew der „Jackdaw“ eigentlich immer sehr blass bleibt. So müssen wir sie nicht mit Rum oder regelmäßigen Kaperfahrten und Landgängen bei Laune halten - Hier wäre eigentlich Potential gewesen den Spieler etwas öfter an Land zu schicken. Vielleicht hätte man die Crew ein bisschen mehrdimensionaler gestalten können, durch persönliche Geschichten oder so. Nun ist es jetzt aber eigentlich ziemlich egal wenn man 30 Mann bei einer semi-erfolgreichen Kaperfahrt drauf gehen, kauft man halt neue (Oder befreit sie aus den Fängen der Kolonialmächte)
Teilweise „dümpelt“ die Story vor sich hin. Weniger, weil die Missionen nicht gut gemacht sind oder schlecht inszeniert, die sind super gemacht und machen Spaß. Jedoch wird nicht immer klar, warum ich jetzt für die nächste Mission wieder in den Süden muss, an der Spielwelt selbst merkt man null Progression und es kämpfen zwar die unterschiedlichen Mächte auch auf See gegeneinander, aber man kann sie nicht gegeneinander ausspielen um Zeitweise zum Beispiel Kaperbriefe zu erwerben oder ähnliches. Auch verschenktes Potential.
Edward hält wirklich wenig aus. Das ist ja gar nicht mal so schlimm an Land, aber beim Entern ist es teilweise so unübersichtlich, das man nicht immer weiß und nicht sieht wer gerade angreift und kann oft nicht rechtzeitig kontern.
Es ist zwar realistisch(er) so, aber doch manchmal etwas frustrierend - Wobei das Spiel eigentlich gutes Feedback gibt was man falsch gemacht hat und man sich eigentlich nie in unfairen Situationen befindet.
Fazit
Alles in allem bin ich wirklich zufrieden mit dem neuen Assassins Creed. Spielerisch macht es noch einmal einen Schritt nach vorne, die Seekämpfe sind wirklich klasse und wirken nicht aufgesetzt, die Kampfmechanik wurde weiter optimiert und mit dem Schwerpunkt auf Stealth gehen sie meiner Meinung nach auch wieder in die richtige Richtung.
Es ist jetzt ein echtes Openworld, bei der man wirklich dieses „Ich fahr jetzt zur nächsten Mission … Oh ein Schiff- Oh noch ein Schiff -und plötzlich sind wieder zwei Stunden rum“-Gefühl bekommt, das man so ähnlich aus GTA kennt.
Grafisch kein Quantensprung, soweit ich das beurteilen kann auch nicht auf den Nextgen-Konsolen, aber gewohnt wunderschönes Artdesign und großartig umgesetztes Setting.
Die Story ist spannend und Edward hat viele Ecken und Kanten an dem sich der Spieler reiben kann, er bleibt jedoch nie fremd und nachvollziehbar in seinen Motiven. Man ist gerne Pirat und Halbwegs-Assassine und kehrt immer wieder gern in das karibische Flair zur Goldenen Zeit der Piraten zurück.
Ubisoft und das AC-Team beweisen mmn mit diesem Spiel, das die „Jedes-Jahr-dasselbe“-Argumentation für kein Entwicklerstudio weniger angebracht ist als für AC.
Jeder, der jetzt noch behauptet es wäre jedes Jahr nur dasselbe, entlarvt sich als jemand der das Spiel kritisiert ohne es je gespielt zu haben.
Wie man ein Spiel kritisieren kann, das ein riesiges neues Feature einbaut, nie etwas neues zu machen erschließt sich mir ohnehin nicht.