arte - Tracks

arte zeigte heute in der Sendung ein besonderes Schmankerl für Kunstfreunde:

Der Kunstabsolvent der University of Southern California macht sich selbst zum Gegenstand seiner Performances, benutzt seinen Körper als Pinsel und seine Körperflüssigkeiten als Malfarbe. Ein weiterer Spleen: Ketchup. 1976 führt Paul McCarthy eines seiner Happenings vor geschockten Studenten auf. Von Kopf bis Fuß mit Tomatenketchup und Handcreme beschmiert, steckt sich der damals 31-jährige eine Barbiepuppe in den Po. Die Bilanz: Eine heftige Magenverstimmung, diverse Blessuren und ein leergeräumter Saal.

Quelle: http://www.arte.tv/de/content/tv/02__Un … 35016.html

Die Einführung wurde zwar nicht gezeigt, stattdessen bekam man einen rumhüpfenden, verschmierten Mann zu sehen, der irgendetwas Puppenartiges vors Geschlecht hielt.
Diese Art von „Sex sells“ wurde ja schonmal in einer Folge angesprochen, aber ich finde das ist wirklich eine Erwähnung wert.
Der Autor erzählte danach noch, wie tiefgründig das Werk doch wäre. Bin ich etwa zu kunstverachtend oder wieso leuchtet mir seine Erklärung nicht ein?

Der Mann hat irgendeine Installation mit kackenden Weihnachtsmännern, Elchen und Kobolden erstellt. Vor dem Video hing extra noch das Schild: “Könnte das sittliche Empfinden verletzen”. Klar, ich halte das aus. Nein! Danke, nun habe ich wieder die Bilder im Kopf.

Ich habs zwar nicht gesehen, klingt aber stark. Du solltset die Barbie Puppe beachten, die ist vermutlich mit Bedacht gewählt. Blondinen klische fürn Arsch z.B. …Und der Ketchup als Parallele zu “Andy Warhol eats a Hamburger”? Generell: Wenns auf tracks läuft, dann ist das oft durchdachter als der normale Scheiß.

Im Übrigen könnte man das auch als Bekämpfung der sexuellen Unterdrückung interpretieren. Ich könnte dir hier sehr sehr viel reinschreiben, wie man das interpretieren kann, ohne es überhaupt gesehen zu habe. Bei Kunst ist das eben alles nochmal ne Nummer anders…sorry bissl müde von daher ist der Beitrag nicht ganz helle.

Ich persönlich empfinde sowas als einfallslos. Es ist zu gewollt provozierend und beinhaltet für mich keine Spannung.
Aber wenn der Mann Menschen findet, die sowas gut finden und es ihrem Kunstempfinden entspricht, und somit auch Geld verdient kann man ihm nichts vorwerfen.

Für mich wie gesagt zu viel auf Schock-Aufmerksamkeit gesetzt, da guck ich lieber Daniel Richter Bilder.

Paul McCarthy - das erste Mal hörte ich von ihm im Zusammenhang mit diesem Ereignis: http://www.art-magazin.de/szene/9270/pa … cated_pile :mrgreen:

Der Autor erzählte danach noch, wie tiefgründig das Werk doch wäre.
Also für die Puppe war es sicher tiefgründig…

Nur weil es

a) auf Tracks läuft (an sich ja keine schlechte Sendung)
b) der Schöpfer das Ganze als Kunst bezeichnet

muss es noch lange keine Kunst sein. Leider wird vieles schlicht zur Kunst / Kultur erhoben obwohl es einfach gesagt zwischen Schwachsinn und Sch… anzusiedeln ist. Ich kann mich auch quer durch eine Bar saufen und wenn mein Magen rebelliert spei ich auf eine Leinwand und nenne das Ganze dann „DANACH - Reflexionen“. Hätte den selben künstlerischen Anspruch. Oder Sperma und Rinderblut zwischen Glasplatten quetschen - moment, das gibt’s ja schon.

Man will die Grenzen der Kunst ausloten sowie das Verhältnis von Künstler zu Publikum betrachten und indem ihr euch drüber aufregt oder irgendwie darauf reagiert, macht ihr’s zum Kunstwerk.

@Nakkinak: Demnach vollbringe ich ein Kunstwerk wenn ich in der Fußgängerzone gegen die Wand pinkel und die Menschen um mich herum darauf reagieren bzw. sich aufregen.

Oder vollbringe ich nur dann ein Kunstwerk wenn ich ganz bewusst gegen die Wand pinkel um die Reaktionen zu provozieren anstatt bloß weil ich mal muss?

Schliesse mich ezzendy an. Wenn ich mich über einen Hundehaufen vor der Haustür aufrege - macht das Waldi dann auch zum Künstler? Oder wenn sich der FK über schlechte Sendungen aufregt…

Oder vollbringe ich nur dann ein Kunstwerk wenn ich ganz bewusst gegen die Wand pinkel um die Reaktionen zu provozieren anstatt bloß weil ich mal muss?

Ersteres natürlich

:lol:

Erinnert mich ein wenig an diese eine South Park Folge, in der Mr. Garrison seinem Knecht eine Ratte in den Po steckt:
Diesen Ausgang hier versperrt der große Schließmuskel, Barbiepuppe! Um aus dem schwulen Arsch zu entkommen, musst du eine Reise durch die dunklen Welten des Darms antreten…

Ich steh allgemein nicht so auf PerfornmanceKunst, und vor allem nicht, wenn derlei Körpereinsatz geboten wird. Aber, dass solche schöpferischen Handlungen generell keinen künstlerischen Wert haben, mag ich nicht behaupten. Man müsste sich vielleicht näher damit beschäftigen. Und sowieso: Im Zweifel für das Kunstwerk.

Was ich aber absolut armselig finde, sind Künstler, die erklärungsbedürftiges kreieren, entweder, um die Rezipienten rätseln zu lassen oder selber zu erzählen, was es damit auf sich hat. Ein Kunstwerk sollte für sich selber stehen können.

Hier eine lustige Zeitungsmeldung in Sachen, was die Leute für Kunst halten:

Drei glückliche Tage lang stand ein weißes Klo, nackt, ohne Brille, ohne Deckel, an Münsters Promenadenring. An günstiger Stelle auf einem Rasenstück plaziert, reihte es sich unauffällig ein in die Skulptur-Projekte in Münster. (…)
Das Objekt des Anstoßes trägt, wie alle Projekte, ein weißes Schildchen mit Namen und Kommentar des Künstlers:
‚Drückende Stille‘, Projekt Skulptur, 17.7.97. Schorsch Eys, geboren am 13.8.1956 in Westfalen.
‚Gleichsam wie sich zwei Punkte zu einer Linie verbinden lassen, läßt sich aus den Skulpturen von Sch. Eys und F. West eine Linie imaginieren, die sich wie ein scharfer Strahl durch das menschliche Leben zieht. Das Konzept, Auffälligkeit durch Stille und klare Schwünge zu provozieren, ist in geradezu beispielloser Konsequenz realisiert. Im Vordergrund steht hier nicht der soziale Treffpunkt, sondern vielmehr der ureigenste Wunsch des Menschen, sich zu entäußern und dem Druck der Gesellschaft in aller Stille nachzugeben.‘
(…) Am zweiten oder dritten Tag der Täuschung entlarvte eine örtliche Zeitung das Machwerk eines unbekannten Künstlers und veröffentlichte ein Foto mit erhellendem Text. Damit war der Spaß vorbei. Sonntags drauf war das reale Klo samt Schildchen verschwunden.(…)
(Brigitte Macher, Recklinghäuser Zeitung, 9.8.97)

Quelle: unmoralische.de/ Chronik des Wahnsinns VI

Dazu gibt es auch die Urban Legend, dass man einem Affen Pinsel, Leinwand und Farben in die Hand gedrückt hat, das entstandene Werk einem noch unbekannten Künstler zugeschrieben hat und es Kunstversierten begutachten ließ. Heraus soll ein gefaselter Nonsense mit Schlagwörtern “Intention des Künstlers”, “Komposition”, “Verarbeitung der eigenen Biographie” etc. gekommen sein. Am Ende hat man die Geschichte aufgeklärt, die Versierten waren “not amused”…

Oder eben “Hurz” von Kerkeling, auch sehr entlarvend.

Alles in allem erinnert mich die ganze Rezeption in der Kunstszene an “Des Kaisers neue Kleider”. Alle wissen tief im Inneren, was für ein Blödsinn da geredet wird, aber alle machen mit.

@das_blatt: Die Haribo-Werbung, in der Thomas Gottschalk ein Bild betrachtet und danach gefragt, woran er dabei denken muss (“Haribo Colorado”) passt auch gut - finde ich bloß gerade nicht.

Ach, das ist schon Kunst. Es wurde absichtlich getan, der Urheber intendierte vermutlich eine tiefere Bedeutungsebene als nur die reine Tat, es war keine reine Kopie einer vorigen Sache und andere Menschen haben diese Kunst wahrgenommen. Damit ist es erstmal Kunst. (Jede weitere Definition von Kunst führt in die Tiefen der Philosophie und wird nie seinen Abschluss finden.)

Dieser Kloschüssel-Gag ist übrigens damit wirklich Kunst gewesen, nur nicht halt so, wie man aufgrund des Schildes meinte, sondern eher durch das Spiel und Ironie mit der heutigen modernen Kunst.

Aber:
Man darf nicht dem Irrtum verfallen, dass alles, was unter dem Deckmantel der Kunst fällt, direkt schützenswert ist und beachtenswert ist. Eine Menge Kunstwerke, besonders jene der modernen Kunst, sind einfach nicht so beschaffen, dass sie irgendein weiteres Interesse von Menschen wecken. Und damit wird es zu unwichtiger und tote Kunst, ohne kulturelle Bedeutung oder gar einem Nachhall in späteren Generationen. Eine weitere Beschäftigung ist dann damit auch nicht nötig, da sollte man dann doch lieber seine Zeit entweder damit verbringen, was einem selbst gefällt oder was einen kulturellen Nachhall hatte.

Er hatte doch erklärt, warum er es macht.
Er hatte übrigens die Barbiepuppe sich auch in den Arsch gesteckt.

Laut ihm stand die Barbiepuppe für den Menschen und sein Arschloch für das schwarze Loch, in dem jeder mal in seinem Leben steckt und nicht weiterkommt.
Wirklich “tief” ist die Bedeutung jetzt nicht.

Einer dieser Fälle in der Kunst nicht im künsterischen Objekt liegt sondern in der Erklärung des Objektes. Gibt sicher “Etablissements” auf der Welt in der “ähnliche Performances” häufiger stattfinden, nur nennt man es da sicher nicht Kunst…

Schön was “supertoll wichtiges” schwaffeln und wenn man Glück hat wird es zur Kunst geadelt. Wenn man Pech hat landet man in der Klapse. Kommt halt immer drauf an wem man seine verqueren geistigen Verenkungen wie erklärt.

Das ist ja nichts neues in der Kunst. Die Grenzen zwischen Genie und Wahnsinn sind ja bekanntlich ziemlich schmal, auch bei einigen heute voll anerkannten Künstler vergangener Zeiten. :wink:

(Und nein, ich halte selber garnichts von solcher Kunst, weil sie einfach nicht originell ist. Es ist noch nichtmal schockierend, sondern einfach nur nichts, was man sehen möchte.

Ich habe gerade uriniert und nicht abgespült. Wenn ich jetzt ein Foto davon machen, ist das dann Kunst? Will auch mal bei Tracks zu sehen sein.