Der WELT-Artikel ist aber schon ganz schön dreist und zeigt nur einmal mehr, dass die Springer-Presse eine ganz klare Linie in Punkto Syrien fährt. Übrigens ist ein Narr, wer leugnet, dass Al-Qaeda in Syrien seine Finger im Spiel hat, ebenso wie die levantinische Al-Nusra, die aus der irakischen Al-Qaeda hervorgegangen ist und Fatah al-Islam, die 2006 zwei Kofferbomben in einem Zug in Nordrhein-Westfahlen verstaute. Dass Assad sagte, es sei das Ziel der Aufständischen, Drogen von Europa in die Golfregion zu schmuggeln, mag auf den ersten Blick absurd erscheinen. Andererseits: Was soll er denn sagen? Dass die Aufständischen die Regierung stürzen und seine Familie massakrieren wollen? Das sollte aus innenpolitischen Gründen kein autoritärer Herrscher vor laufender Kamera zugeben.
Dieser bunte Al-Qaida-Haufen, gekleidet in syrische Armeeuniformen.
Ja, die Aufständischen tragen tatsächlich syrische Armeeuniformen, denn die Mehrzahl der Kämpfer sind übergelaufene Armeeangehörige. Nein, es sind nicht alle Al-Qaeda Angehörige, aber das hat Assad auch nie behauptet.
Ganz sicher aber war Assad sich wiederum dazu, dass die Mehrzahl der Ermordeten seine Anhänger gewesen seien.
Zunächst einmal ist die Zahl der getöteten regierungstreuen Truppen vergleichbar mit der der Aufständischen Truppen. Abgesehen davon gilt dasselbe: Was soll er sagen? Die Opposition wird behaupten, sie hätte die größten Verluste und dasselbe gilt auch für die Regierung.
Er wusste auch, dass die USA in Syrien al-Qaida unterstützen (!), zumindest politisch.
Das Ausrufezeichen deutet darauf hin, dass die WELT dies als völlig absurd und an den Haaren herbeigezogen wertet.
In einem Interview hat Hillary Clinton dies mehr oder weniger bestätigt. 1 Verbindungen zwischen USA und Al-Qaeda werden von Russia Today beinahe täglich hergestellt, wie es scheint 2 3 4.
Auch ist es nichts unbedingt neues, dass die USA mit Al-Qaeda koalieren: 5
Zwei ganz blöde Einwände:
„Der syrische Präsident ist anders als all die Diktatoren, die ich in meinem politischen Leben kennenlernen musste. Er ist ein stiller, nachdenklicher Mann.“
So what? Darf man so etwas etwa nicht sagen? Was interpretiert die Bild - ääääääh Welt hier wieder rein?
Außerdem bot er Todenhöfer eine neue Definition von Demokratie an. Mitmachen darf da nur, wer Sitze im Parlament hat. Nur dann vertreten politische Akteure Menschen.
Vielleicht bin ich ja komplett ignorant, aber das ist im Prinzip auch mein Verständnis von repräsentativer Demokratie. Von direkter Demokratie halte ich nicht viel und von Lobbyismus auch nicht.
Was das Interview von Mrs Walters angeht: Ja, sie hat ihn da deutlich härter angepackt als Todenhöfer, bis zu einem Grad, dass ich es als unfair bezeichnen würde. Das Interview fängt bereits mit einer Vorwegnahme an: „much of the world regards you as a dictator and a tyrant.“ Ja, Syrien ist keine Demokratie. Mrs. Walters dürfte eigentlich bewusst gewesen sein, dass es im Nahen und Mittleren Osten bis auf den Libanon und Israel keine demokratischen Staaten gibt. Die Experimente Ägypten, Tunesien, Libyen und Irak werden zeigen, ob sich dies bald ändern wird. Später heißt es, wer ist denn „much of the world“ bzw. was er als „most of the world“ auffasst, was auch so gemeint war. Der Westen, die Türkei und Jordanien also. Außerdem noch die arabische Liga, also im Klartext Saudi-Arabien, Qatar und die Emirate als Tonangeber. Sind sie bereit, mit anderen Korrespondenten zu sprechen? - Ja. - Wirklich??? Ich meine, ganz ehrlich jetzt? Sie tun das doch nicht, dachte ich, oder wie jetzt? :shock: - Doch klar, erst neulich hab ich mit zwei Briten geredet, einem Franzosen und anderen. Wollen Sie die Artikel haben, die sie geschrieben haben? 8)
Nun denn, der Rest über die geplanten Reformen und Präsidentschaftswahlen war recht interessant. Ob und in welchem Umfang dies umgesetzt wird, bleibt natürlich offen. Ich denke, hätte Todenhöfer mehr Zeit gehabt, wäre sein Interview auch interessanter gewesen. Ansonsten finde ich, verrät das Interview von Mrs. Walters mehr über die Positionen der Opposition (USA, Saudi-Arabien, Türkei, etc.) als über die Positionen Assads.