Antisemitismus und Rassismus

Keiner meiner Kronzeugen ist ein Holocaust-Leugner. (Der Psychologie-Professor, dessen Interview ich verlinkt hatte, hat beispielsweise selbst mehrere Verwandte im Holocaust verloren.) Die von mir genannten Gruppen (meine „Kronzeugen“) sind Beispiele für Personen, die dem Zionismus kritisch gegenüberstehen, ohne jedoch irgendetwas mit dem Antisemitismus zu schaffen zu haben. Dies dürfte unbestritten sein.

Insofern vermag ich keinerlei wie auch immer gearteten sachlichen Zusammenhang zwischen Deiner Bemerkung und meinen Ausführungen zu entdecken.

Oder verstehe ich Dich völlig falsch und Du möchtest eben doch behaupten, dass beispielsweise traditionelle religiöse Juden in Wahrheit Antisemiten seien? Dann sollten wir uns vielleicht erst mal Gedanken über die Definition von „Antisemit“ machen.

Inwiefern man weniger Kenntnis vom Nahost-Konflikt hat, wenn man keine Israelis/Palästinenser kennt muss mir jemand erklären.

Das wurde ja auch nirgendwo behauptet - jedenfalls nicht für den Einzelfall. Die persönliche Bekanntschaft mit Israelis und/oder Palästinensern wurde aber vermutlich als Indiz für einen gewissen Bezug gewertet, im Sinne einer statistischen Korrelation.

Dies liegt daran, dass Palästinafreunde extremst darauf erpicht sind, nicht als Antisemiten wahrgenommen zu werden.

Da Du das als Behauptung und nicht als Hypothese formulierst: Woher weißt Du, dass das die Erklärung ist (dass also die Antworten nicht womöglich redlich sind)?

Ein Intermezzo mit nem KenFM-Video gibts dann auch noch.

Wo gibt es ein solches Intermezzo?

Ich persönlich habe in meinem ganzen Leben bisher, wenn ich mich richtig erinnere, ganze zwei Videos mit Herr Jebsen gesehen - eines davon mit mit Evelyn Hecht-Galinski, der Tochter des früheren Vorsetzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Ansonsten habe ich zu Herrn Jebsen keinen wie auch immer gerarteten Bezug. Soweit ich mich über den Nahost-Konflikt informiert habe, habe ich dies überwiegend bei jüdischen (teils israelischen) Autoren getan, und keiner von ihnen hatte irgendetwas mit einem Holocaust-Leugner zu tun.

Und ganz abgesehen davon: Was bitte ist die Anspielung auf KenFM anderes als ein Argumentum ad hominem, das überdies offenbar noch mit einer Unterstellung arbeitet?

Musste an einigen Stellen schmunzeln

Ich könnte jetzt auch etwas in dieser Art schreiben ziehe aber sachliche Diskussionen vor. Wie wäre es, wenn Du es auch so halten würdest, anstatt andere Leute in eine bestimmte Ecke zu rücken, oder sich über sie lustig zu machen, oder irrelevante Dinge zu schreiben (wie etwa, dass es auch Juden gibt, die den Holocaust leugnen)?

Generell sollte man sicherlich äußerst vorsichtig sein, jemanden als „Antisemiten“ zu bezeichnen, denn der Vorwurf wirkt schwer und kann auch schnell instrumentalisiert werden:

[QUOTE=Enio;475982]Keiner meiner Kronzeugen ist ein Holocaust-Leugner. (Der Psychologie-Professor, dessen Interview ich verlinkt hatte, hat beispielsweise selbst mehrere Verwandte im Holocaust verloren.) Die von mir genannten Gruppen (meine “Kronzeugen”) sind Beispiele für Personen, die dem Zionismus kritisch gegenüberstehen, [I][U]ohne[/U][/I] jedoch irgendetwas mit dem Antisemitismus zu schaffen zu haben. Dies dürfte unbestritten sein.[/QUOTE]

Deine Kronzeugen sind ja nicht ohne Grund jüdisch. Du wählst explizit jüdische Antizionisten, damit dies nicht mehr antisemitisch erscheint. Genau darauf wollte ich hinaus, was du anscheinend aber nicht verstanden hast. Im übrigens gibt es auch orthodoxe Juden, die den Holocaust leugnen.

[QUOTE=Enio;475982][B][I]Das wurde ja auch nirgendwo behauptet - jedenfalls nicht für den Einzelfall.[/I][/B] Die persönliche Bekanntschaft mit Israelis und/oder Palästinensern wurde aber vermutlich als [U][I]Indiz[/I][/U] für einen gewissen Bezug gewertet, im Sinne einer [I][U]statistischen Korrelation[/U][/I].[/QUOTE]

Dann haben die den Satz aber ziemlich doof formuliert. So wie es dort steht, nehmen sie die Bekanntschaft mit Israelis/Palästinensern als Indiz dafür, sich mit dem Nahostkonflikt auszukennen. Aber selbst wenn es noch andere Fragen dazu gab. Was waren das für Fragen? Wurde auch überprüft ob die Antworten der Realität entsprechen?

[QUOTE=Enio;475982]Da Du das als [I]Behauptung[/I] und nicht als Hypothese formulierst: Woher [I]weißt[/I] Du, dass das die Erklärung ist (dass also die Antworten nicht womöglich redlich sind)?[/QUOTE]

Weil jeder Antisemit und jeder Antizionist einen jüdischen Kronzeugen hat, mit dem der eigene Standpunkt rechtfertigt wird. Dass aber Statt Jude nun einfach das Wort Israel benutzt wird, wird dabei (und vermutlich auch in dieser Studie) übersehen. Wenn Gaza als KZ bezeichnet wird oder Netanjahu der neue Hitler ist, dann ist das Antisemitismus. Und wenn BDS für Boykotte gegen israelische Waren aufruft a la “Kauft nicht bei [-]Juden[/-] Israel”, dann ist das Antisemitismus.

[QUOTE=Enio;475982][I][U]Wo[/U][/I] gibt es ein solches Intermezzo?[/QUOTE]

Ja, das wird da explizit verlinkt (zumindest bei mir?). Ist halt Nachdenkseiten.

[QUOTE=Enio;475982]Und ganz abgesehen davon: Was bitte ist die Anspielung auf KenFM anderes als ein Argumentum ad hominem, das überdies offenbar noch mit einer Unterstellung arbeitet?[/QUOTE]

Es könnte zumindest schonmal ein Hinweis darauf sein, dass die Nachdenkseiten eben nicht so geil sind wie sie viele finden. Insbesondere beim Thema Antisemitismus hinken sie offenbar ziemlich hinterher.

[QUOTE=Enio;475982]irrelevante Dinge zu schreiben (wie etwa, dass es auch Juden gibt, die den Holocaust leugnen)?[/QUOTE]

Dass es auch Juden gibt, die den Zionismus/Israel ablehnen ist dagegen relevant?

[QUOTE=Enio;475982]Generell sollte man sicherlich äußerst vorsichtig sein, jemanden als “Antisemiten” zu bezeichnen, denn der Vorwurf wirkt schwer und kann auch schnell instrumentalisiert werden:[/QUOTE]

Nö.

Deine Kronzeugen sind ja nicht ohne Grund jüdisch. Du wählst explizit jüdische Antizionisten, damit dies nicht mehr antisemitisch erscheint. Genau darauf wollte ich hinaus, was du anscheinend aber nicht verstanden hast.

Ne, ich verstehe es wirklich nicht. Ich habe die These vertreten, dass nicht jede Ablehnung des Zionismus zwingend antisemitisch ist. Dazu habe ich beispielhaft auch auf jüdische Gruppen verwiesen, darunter auch als solche, die sich in besonderer Weise auf ihr Judentum berufen - etwa traditionell religiöse Juden.

Dass es darüber hinaus auch Juden geben mag, die das Judentum ablehnen oder den Holocaust abstreiten, gestehe ich gerne zu, sehe aber immer noch nicht die Relevanz. Denn auf „meine“ Referenzgruppen treffen solche Anschuldigungen ja nun offenkundig nicht zu. Insofern hat Dein Hinweis so wenig mit dem Thema zu tun wie die Aussage, dass Sigmund Freud Jude war. Korrekt wäre so eine Äußerung - aber was täte sie hier zur Sache?

Abgesehen davon hatte ich meine Beispiele ja in eine allgemeine, theoretische Argumentation eingebettet.

So wie es dort steht, nehmen sie die Bekanntschaft mit Israelis/Palästinensern als Indiz dafür, sich mit dem Nahostkonflikt auszukennen.

Ja gewiss - oder jedenfalls als eine interessante, zu untersuchende Variable. Und daran ist auch sicher nichts verkehrt. Zudem korreliert diese Bekanntschaft ja offenbar mit anderen Variablen, die für einen Bezug zum Thema stehen. Das spricht für ihre Relevanz.

Aber selbst wenn es noch andere Fragen dazu gab. Was waren das für Fragen? Wurde auch überprüft ob die Antworten der Realität entsprechen?

Die Studie müsste inzwischen veröffentlicht sein. Du kannst sie ja dann lesen und Dir eine Meinung dazu bilden, wie valide sie ist, und ob sie gängigen sozialwissenschaftlichen Standards gerecht wird oder nicht. Genau so, wie Du es bei allen anderen sozialwissenschaftlichen Untersuchungen auch tun kannst.

Weil jeder Antisemit und jeder Antizionist einen jüdischen Kronzeugen hat, mit dem der eigene Standpunkt rechtfertigt wird.

Das ist kein Beweis. Deine Argumentation macht bestenfalls plausibel, dass die Ergebnisse der Umfrage auf Heuchelei beruhen könnten, nicht aber, dass sie es tatsächlich tun. Daraus, dass es Menschen gibt, bei denen sich hinter einer Israel-Kritik ein Antisemitismus versteckt, folgt nicht zwingend, dass alle (oder auch nur die allermeisten) Menschen, die Israel kritisieren, Antisemiten wären. Es könnte durchaus eine erhebliche Gruppe geben, die nicht antisemitisch ist, Israels Politik aber dennoch ablehnt.

Dass aber Statt Jude nun einfach das Wort Israel benutzt wird, wird dabei (und vermutlich auch in dieser Studie) übersehen.

Woher weißt Du, dass es so ist (und nicht nur, dass es so sein könnte)? Nochmals: Es gibt sicher solche Fälle; aber es kann auch viele andere Fälle geben, wo das keineswegs so ist. Das passt dazu, dass in der Studie ja auch verschiedene Gruppen identifiziert wurden. Du unterstellst nun jener Gruppe, die laut Befragung am besten informiert war, am meisten auf Menschenrechte wert legte und am wenigsten Antisemitismus äußerte, dass sie überwiegend aus Heuchlern bestand, ohne dafür aber irgendeinen Beleg zu haben.

Wenn Gaza als KZ bezeichnet wird oder Netanjahu der neue Hitler ist, dann ist das Antisemitismus.

Das ist doch nun, bei allem Respekt, wirklich eindeutig unsinnig.

Es gibt beispielsweise Leute, die Bush oder Putin oder seinerzeit Saddam Hussein mit Hitler vergleichen bzw. verglichen haben , oder den Irak-Krieg mit dem Holocaust. Oder manche haben die die Aktionen von Jugoslawien im Kosovo mit Auschwitz verglichen (so der frühere Außenminister Joschka Fischer). (Ich rede von „vergleichen“, aber teilweise geht es auch schon um eine Art von „Gleichsetzung“).

Das mag ja alles falsch und kritikwürdig sein. Aber hegen jene Leute, die so etwas sagen, zwangsläufig einen rassistisch oder religiös motivierten Hass auf US-Amerikaner, nur weil es US-Amerikaner sind, oder auf Russen, nur weil es Russen sind, aauf Irakis, nur weil es Irakis sind, oder auf Serben, nur weil sie Serben sind?

Aber sicher nicht! Menschen neigen eben oft zu extremen Vergleichen oder manchmal auch Gleichsetzungen. Entsprechend muss hinter den von Dir genannten Vergleichen, die sich auf Israel beziehen, auch nicht zwangsläufig ein pauschaler Judenhass stehen.

Und wenn BDS für Boykotte gegen israelische Waren aufruft a la „Kauft nicht bei Juden Israel“, dann ist das Antisemitismus.

Wieso? Es könnte doch auch sein, dass dahinter kein Hass auf Juden steht, sondern der Wunsch die Politik Israels zu beeinflussen.

Betrachten wir zum Vergleich Südafrika, wo ja auch Sanktionen gefordert und umgesetzt wurden.
Gideon Levy hat in der Haaretz, der renommiertesten israelischen Tageszeitung, eindringlich dafür argumentiert, dass Israel ebenfalls ein Apartheidsregime betreibe. Ähnlich sieht das Amira Hass, die israelische Journalistin, die am meisten mit der Besatzungspolitik vertraut ist, weil sie in den besetzten Gebieten lebt.

Führende Bürgerrechtsaktivisten aus Südafrika wie etwa Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu sehen das ganz ähnlich,und manche halten die Zustände sogar noch für schlimmer als seinerzeit in Südafrika. So etwa auch Ronnie Kasrils, einst ein führender weißer Opponent gegen das südafrikanische Apartheidsregime, später Minister und übrigens selbst Jude.
Noam Chomsky, einer der führenden intellektuellen Juden unserer Zeit (wenn nicht aller Zeiten) und Verfasser eines sehr umfangreichen Buchs zum Nahost-Konflikt („The Fateful Triangle“) ist sogar der Auffassung, dass die israelische Politik aufgrund ihres Effekts „weit schlimmer“ („far worse“) sei als die Apartheid im früheren Südafrika.

Ob solche Ansichten zutreffend sind oder nicht sei völlig dahingestellt. Der springende Punkt ist aber, dass manche Leute - die man nicht einfach alle als Antisemiten abtun kann - es so sehen. Das heißt aber, dass es verschiedene Motive für einen Boykott geben kann (was immer von dieser Idee zu halten sein mag). Unter diesen Motiven mag der Hass auf Juden sein. Es können aber auch völlig andere Überlegungen sein wie etwa der Wunsch, die politische Lage zu verändern. Nur wenn man alle anderen Motive überzeugend ausschließen könnte, ließe sich die These, dass da stets ein Hass auf Juden als Juden dahinter ist, überzeugend belegen. Es gibt aber ganz offensichtlich auch andere Motive - wie gerechtfertigt oder ungerechtfertigt, wie vernünftig oder unvernünftig die auch immer sein mögen.

Ja, das wird da explizit verlinkt (zumindest bei mir?).

Vielleicht stehe ich auf der Leitung - aber kannst Du mir sagen wo?

Dass es auch Juden gibt, die den Zionismus/Israel ablehnen ist dagegen relevant?

Ja natürlich. Meine Behauptung war ja, dass dass Antizionismus und Antisemitismus nicht dasselbe sind, und dass ersterer nicht letzteren zwingend implizieren muss. Dazu hatte ich neben theoretischen Argumenten entsprechende Beleg-Beispiele angeführt, die ihre Berechtigung haben - es sei denn natürlich, man wollte behaupten, dass alle von mir genannten entsprechenden Juden verkappte Antisemiten seien. Selbstredend sind diese Belege im Zusammenhang mit meiner These (über die wir ja diskutiert haben) thematisch relevant.

Zitat Enio:

Generell sollte man sicherlich äußerst vorsichtig sein, jemanden als „Antisemiten“ zu bezeichnen, denn der Vorwurf wirkt schwer und kann auch schnell instrumentalisiert werden.

Zitat menag:

Nö.

Was nö? Dazu, dass der Vorwurf, ein Antisemit zu sein, schwer wiegt? Dass er leicht zu instrumentalisieren ist? Dass man daher vorsichtig mit ihm sein solle? Oder „nö“ zu alledem?

In dem in meinem letzten Beitrag verlinkten Interview präsentiert Zuckermann Beispiele und weist darauf hin, dass sogar er selbst als Sohn von Schoah-Überlebenden von nicht-jüdischen Deutschen schon als Antisemit („selbsthassender Jude“) dämonisiert wurde (dabei tritt Zuckermann keineswegs auch nur „antizionistisch“, sondern tritt im Gegenteil für den Erhalt eines jüdischen Staates ein.
Es gibt auch so etwas wie eine Vereinnahmung des Antisemitismusvorwurfs - teilweise auch von Leuten, die weder vom Judentum noch von Israel irgendeine Ahnung haben. Siehe auch dieses Radio-Interview mit Zuckermann.

[QUOTE=Enio;476056]Das ist kein Beweis. Deine Argumentation macht bestenfalls plausibel, dass die Ergebnisse der Umfrage auf Heuchelei beruhen [I]könnten[/I], nicht aber, dass sie es tatsächlich tun. Daraus, dass es Menschen [I][U]gibt[/U][/I], bei denen sich hinter einer Israel-Kritik ein Antisemitismus versteckt, folgt nicht zwingend, dass [I][U]alle[/U][/I] (oder auch nur die allermeisten) Menschen, die Israel kritisieren, Antisemiten wären. Es könnte durchaus eine erhebliche Gruppe geben, die [I]nicht[/I] antisemitisch ist, Israels Politik aber dennoch ablehnt.[/QUOTE]

Du merkst schon, dass du hier nicht mehr von Antizionismus redest, oder?

[QUOTE=Enio;476056]Das ist doch nun, bei allem Respekt, wirklich eindeutig unsinnig.

Es gibt beispielsweise Leute, die Bush oder Putin oder seinerzeit Saddam Hussein mit Hitler vergleichen bzw. verglichen haben , oder den Irak-Krieg mit dem Holocaust. Oder manche haben die die Aktionen von Jugoslawien im Kosovo mit Auschwitz verglichen (so der frühere Außenminister Joschka Fischer). (Ich rede von “vergleichen”, aber teilweise geht es auch schon um eine Art von “Gleichsetzung”).

Das mag ja alles falsch und kritikwürdig sein. Aber hegen jene Leute, die so etwas sagen, zwangsläufig einen rassistisch oder religiös motivierten Hass auf US-Amerikaner, nur weil es US-Amerikaner sind, oder auf Russen, nur weil es Russen sind, aauf Irakis, nur weil es Irakis sind, oder auf Serben, nur weil sie Serben sind?

Aber sicher nicht! Menschen neigen eben oft zu extremen Vergleichen oder manchmal auch Gleichsetzungen. Entsprechend muss hinter den von Dir genannten Vergleichen, die sich auf Israel beziehen, auch nicht zwangsläufig ein pauschaler Judenhass stehen.[/QUOTE]

Die NS- und Hitler-Vergleiche des jüdischen Staates zielen auf eine Täter-Opfer-Umkehr ab. Die Früheren Opfer seien nun Täter und zwar mindestens genauso schlimm wie ihre früheren Peiniger. Des Weiteren verharmlost der Hitler/NS-Vergleich die NS-Verbrechen.

[QUOTE=Enio;476056]Gideon Levy hat in der Haaretz, der renommiertesten israelischen Tageszeitung, eindringlich dafür argumentiert, dass Israel ebenfalls ein Apartheidsregime betreibe.[/QUOTE]

Wo argumentiert er da? Er schreibt nur zehn mal, dass es Apartheid sei.

[QUOTE=Enio;476056]…[/QUOTE]

Und genau umgekehrt sehen es andere.

Ansonsten wäre es angenehm, wenn du die Thesen mal selbst formulieren würdest. Ich habe mir die meisten Sachen nicht näher angeschaut - ich habe keine Lust zunächst Stunden in Video-Schauen und Artikel lesen zu investieren.

Ja - schließlich hatten wir in speziell diesem Zusammenhang ja über jene Gruppe aus der von Prof. Verleger vorgestellten Studie gesprochen, die als „Palästinenserfreunde“ etikettiert worden waren. Die meisten von denen sind sicher keine „Antizionisten“, wenn damit eine strikte Ablehnung Israels gemeinst sein sollte. Wobei es unabhängig davon und wie ebenfalls dargelegt sogar einige Antizionisten im strengeren Sinne gibt, die keine Antisemiten sind. Alles habe ich dazu an seinem jeweiligen Ort und in seinem jeweiligen Kontext gesagt.

Die NS- und Hitler-Vergleiche des jüdischen Staates zielen auf eine Täter-Opfer-Umkehr ab.

Woher weißt Du das? Woher weißt Du, dass es nicht auch Fälle gibt, in denen jemand einfach übertreibt - so wie bei der Kritik an Bush, Putin, den USA, dem Irak unter Hussen oder Serbien unter Milošević? Wäre es nicht sogar seltsam, wenn es das nicht auch gäbe?
Dass das in manchen Fällen so sein mag, wie Du es siehst, glaube ich gerne; Du stellst aber (erneut) generelle Behauptungen auf.

Des Weiteren verharmlost der Hitler/NS-Vergleich die NS-Verbrechen.

Das bestreite ich nicht, aber das gilt für alle oder die meisten Vergleiche dieser Art - egal ob sie nun die USA, Russland, Israel oder wen immer treffen. Man mag von mir aus noch argumentieren, dass sie im Fall von Israel noch deplatzierter seien als in anderen Fällen, aber auch das impliziert nicht, dass da immer (oder auch nur typischerweise) ein Hass auf Juden als Juden dahinterstehen müsste.

Wo argumentiert er da? Er schreibt nur zehn mal, dass es Apartheid sei.

Dazu wollte ich mich ja gerade nicht inhaltlich äußern, weil ich diese Meinung nicht bewerten wollte, sondern nur darauf hinweisen, dass es solche Meinungen gibt - auch bei Leuten, die man sicher nicht einfach als Antisemiten abqualifizieren kann. Ich wollte darauf hinaus, dass manche Leute - sei es zurecht oder zu Unrecht - aus solchen Erwägungen heraus einen Boykott befürworten, und nicht weil sie Juden hassen, nur weil das Juden sind.

Trotzdem - obwohl ich das eigentlich nicht will - ein Wort zu Levys angeblich fehlender Argumentation:

Die Hauptargumentation von Levy besteht in dem Verweis, dass Juden und Palästinenser unter der Hoheit eines einzigen Staates leben, aber unter völlig verschiedenen Rechtssystemen.
Das Gegenargument, dass es sich im Hinblick auf die israelische Hoheit über die Palästinensergebiete ja einfach nur um eine Besatzung handele, so wie seinerzeit in Deutschland, erscheint als fraglich. Denn wir haben es hier, anders als bei den paar Jahren voll ausgeprägter Besatzung in Deutschland, mit einem Dauerzustand zu tun. Er besteht nun seit 50 Jahre (und ein Ende ist nicht in Sicht). Damit herrscht ein Staat langfristig über zwei Völker mit je völlig unterschiedlichen Rechten, und dies dürfte dem Apartheidsgedanken nahekommen oder ihm entsprechen. (Dies wäre auch ein Einwand zu dem von Dir verlinkten Artikel, der abstreitet, dass Israel ein Apartheidsstaat ist, es allerdings ausdrücklich als „Tyrannei“ („tyranny“) bezeichnet.)

Oder Levy schreibt unter anderem:

„Those who fear that politically incorrect word have only to walk for a few minutes down Shuhada Street, with its segregated road and sidewalks, and their fear of using the forbidden word will vanish without a trace.“

Diese Straßewurde für Palästinenser gesperrt, nachdem der Israelis Baruch Goldstein dort ein Massaker an Palästinensern begangen hatte. Das kann man aber selbst rausfinden. (Wenn Du den gerade verlinkten Artikel liest, wird Dir vielleicht auch klar, wieso jener Text, den Du selbst verlinkt hattest, das Besatzungsregime als „Tyrannei“ bezeichnet.)

Ansonsten wäre es angenehm, wenn du die Thesen mal selbst formulieren würdest. Ich habe mir die meisten Sachen nicht näher angeschaut - ich habe keine Lust zunächst Stunden in Video-Schauen und Artikel lesen zu investieren.

Ich habe doch alles Wesentliche ausgeführt und nur zusätzlich Belege und Beispiele angebracht, falls jemand meine Aussagen überprüfen oder sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte.

Jedoch möchte ich möchte noch ein paar Beispiele dafür anfügen, wie der Antisemitismus in unerträglicher Weise missbraucht wird, um Politik zu machen.

Norbert Häring, ein eindeutig links zu verortender Redakteur des Handelsblattes, wurde kürzlich Opfer dieses Irrsinns. Und weil man sich ja nicht die Mühe machen will, auf die Links zu klicken, zitiere ich gerne aus seinem ironischen Kommentar:

Ich hatte mir solche Mühe gegeben, 256 Seiten lang meine wahre Gesinnung zu verbergen. Doch auf Seite 34 meines als Sachbuch über den Kampf gegen das Bargeld getarnten Buches unterlief mir ein unverzeihlicher Fehler. Ich gebrauchte das Wort „Ostküste“, obwohl ich hätte wissen müssen, dass es Leute gibt, die wissen, dass das ein antisemitisch konnotiertes Codewort ist, das Nazis gern gebrauchen…Dabei hatte ich das antisemitisch-klischeehafte an meiner Vorurteilsbedienung dadurch zu verstecken versucht, dass ich viele Seiten lang darlegte, welche – überwiegend nichtjüdischen – Personen und Institutionen hinter den weltweiten Bemühungen zur Zurückdrängung des Bargelds stehen, über welche Netzwerkknoten sie verbunden sind, und dass sie aus der Finanzszene kommen, und nicht etwa aus der Szene der Kriminalitätsbekämpfer. Aber Ingo Stützle durchschaute diese perfiden Ablenkungsmanöver sofort und ignorierte sie entsprechend von vorne herein. Nur an einer Stelle, schrieb ich zur Vortäuschung einer anti-antisemitischen Grundhaltung:

„…Da es viele Anhänger der Theorie einer jüdischen Weltverschwörung gibt, die solche vermeintlichen Zitate mit Begeisterung aufsaugen, war es nie schwer, sie in Umlauf zu bringen und so oft wiederholen zu lassen, bis sie echt erschienen. Am bekanntesten ist wohl ein angebliches Zitat eines Rothschild, wonach es ihm gleichgültig sei, wer die Gesetze einer Nation mache, solange er das Geld(-system) kontrolliere. Es ist nicht verifizierbar.“

Aber nachdem ich Stützle gelesen habe, weiß ich, was ich auch hier falsch gemacht habe. Als ein aufrechter Nicht-Nazi hätte ich nicht „jüdische Bankiers“ schreiben dürfen, sondern „Bankiers jüdischen Glaubens“, auch wenn ich nicht weiß, ob sie tatsächlich gläubig waren. Aber „jüdisch“ ist ein Wort, das von Nazis in negativer Konnotation verwendet wird. Es sollte daher besser nicht verwendet werden, wenn man nicht in Verdacht rechtsradikaler Gesinnung geraten will.

Der zweite Fall wurde ebenfalls von Häring beschrieben und betrifft die sog. „Antideutschen“ im Allgemeinen, und ihre Versuche, bestimmte Szenen (bis hin zu den Veganern) regelrecht zu unterwandern.
Antideutsche - jedenfalls die radikaleren unter ihnen - sind Vertreter eines extremen Chauvinismus, und sie reden dem unverblümten Völkerhass das Wort. Nur mit anderen Vorzeichen als üblich: Statt anderen Völkern das Existenzrecht abzusprechen, tut man dies mit dem eigenen Volk („Deutschland verrecke!“); und die Länder, die man bedingungslos unterstützen muss, sind hier Israel und die USA. Viele Antideutschen wenden sich offenbar auch gegen eine Regulierung der Finanzmärkte (etwa durch die Tobin-Steuer), da sie selbst hier noch den Antisemitismus wittern; auch haben sie aus dem nämlichen Grund teilweise sogar schon Proteste gegen Sozialabbau gestört.

(Dass Leute, die in solchen völkischen Kategorien denken, derartige völkische Ressentiments pflegen und eine solche Einstellung zur Ökonomie haben, sich oftmals offiziell selbst als „Linke“ geben oder als solche akzeptiert werden, ist ein Witz. Man könnte es aber natürlich auch als Beleg für die in diesem Thread diskutierte These werten, dass die Extreme sich berühren können. Auch die berühmt-berüchtigten amerikanischen „Neocons“, mit denen die Antideutschen inhaltlich viel gemein zu haben scheinen, werden ja als geistige Abkömmlinge des Trotzkismus beschrieben.)

Drittes Beispiel: Der bereits erwähnte Moshe Zuckermann wurde ebenfalls von solchen Antideutschen als Antisemit verunglimpft. Ein Grund: Zuckermann hatte den Holocaust als „welthistorische Katastrophe“ bezeichnet. Da wurde ihm dann unterstellt, dass er den Holocaust als „Naturereignis“ anstatt als ein Verbrechen dargestellt und somit relativiert habe! Eine offenbar politisch linke Internetseite kommentiert dazu:

Als Beweis muss die schon zitierte Formulierung von der „weltgeschichtlichen Katastrophe“ herhalten. Eine nicht nur umgangssprachlich, sondern auch in der Wissenschaft gebräuchliche Wortwahl - siehe etwa die Arbeiten des bedeutenden israelischen Historikers Yehuda Bauer, der die Shoah als „präzedenzlose Katastrophe“ bezeichnet. Dass die Shoah für ihn kein Naturereignis, sondern ein Verbrechen ist, hat auch Zuckermann unmissverständlich deutlich gemacht. …und mittlerweile ist kein Gedanke (?) mehr zu blöd und kein Niveau zu niedrig, wenn es gilt, einen gefährlichen Feind (un)kenntlich zu machen und zum „Antisemiten“ zu stempeln. Für die Nachfahren der deutschen Tätergeneration, die sich hierüber die Definitionsmacht anmaßen, spielt es offensichtlich auch überhaupt keine Rolle, wen sie hier zur Unperson machen: Moshe Zuckermann ist ein Sohn jüdischer Holocaust-Überlebender und hat sich als marxistischer Wissenschaftler differenziert mit dem Holocaust und dessen Instrumentalisierung in Deutschland und Israel auseinandergesetzt.

Das ist doch schlichtweg aberwitzig. So weit kommt es aber im Extremfall schon!

Wer wirklich Juden hasst, nur weil sie Juden sind, ist ein Rassist, und das ist schrecklich. Aber inzwischen kann schon eine (vermeintlich oder tatsächlich) übertriebene Kritik an Israel, eine allgemeine Kritik am sog. „Finanzkapitalismus“ (ohne jeden Bezug zu Juden!) oder die Ausdrucksweise, dass der Holocaust eine „Menschheitskatastrophe“ war, genügen, um gewisse selbsternannten Antisemitismus-Wächter auf den Plan zu rufen; und selbst vor den Angehörigen von Holocaust-Opfern machen diese Inquisitoren keinen Halt mehr. Im schlimmsten Fall wird das so weitergehen, dass irgendwann Sprach- und Denkverboten entstehen, die auch Begriffe beinhalten, die kein normaler Mensch auch nur im Traum mit dem Antisemitismus in Verbindung brächte.

Ich kann nur wiederholen, was ich schon sagte, was aber nur mit einem simplen „Nö“ quittiert wurde:

Generell sollte man sicherlich äußerst vorsichtig sein, jemanden als „Antisemiten“ zu bezeichnen, denn der Vorwurf wirkt schwer und kann auch schnell instrumentalisiert werden.

Das ist nicht nur ein Gebot der Billigkeit (der Antisemitismus-Vorwurf ist vernichtend), sondern auch wichtig, damit der Begriff „Antisemitismus“ nicht inflationiert wird. Wenn nämlich alles und jedes als „Antisemitismus“ gilt, und alle möglichen teils völlig unverdächtigen Zeitgenossen als „Antisemiten“ - was ist dann am Antisemitismus noch schlimm? Damit es nicht so weit kommt, sollte dieser schwerwiegende Vorwurf mit Bedacht und nur aus guten Gründen erhoben werden.

[QUOTE=Enio;476074]Die Hauptargumentation von Levy besteht in dem Verweis, dass Juden und Palästinenser unter der Hoheit eines einzigen Staates leben, aber unter völlig verschiedenen Rechtssystemen.
Das Gegenargument, dass es sich im Hinblick auf die israelische Hoheit über die Palästinensergebiete ja einfach nur um eine Besatzung handele, so wie seinerzeit in Deutschland, erscheint als fraglich. Denn wir haben es hier, anders als bei den paar Jahren voll ausgeprägter Besatzung in Deutschland, mit einem [I]Dauerzustand[/I] zu tun. Er besteht nun seit 50 Jahre (und ein Ende ist nicht in Sicht). Damit herrscht ein Staat [I][U]langfristig[/U][/I] über zwei Völker mit je völlig unterschiedlichen Rechten, und dies dürfte dem Apartheidsgedanken nahekommen oder ihm entsprechen. (Dies wäre auch ein Einwand zu dem von Dir verlinkten Artikel, der abstreitet, dass Israel ein Apartheidsstaat ist, es allerdings ausdrücklich als “Tyrannei” (“tyranny”) bezeichnet.)[/QUOTE]

Da du hier ständig von Palästinenser-Gebieten redest: Es gab und gibt kein Palästina. Es gab nie einen Palästinensischen Staat, da dies von den arabischen Staaten und auch den Palästinensern abgelehnt wurde. Dies Gebiete um die es geht sind Gebiete, welche einem Palästinensischen Staat gehört hätten, wenn die damaligen Abkommen von den Palästinensischen Vertretern angenommen worden wären. Dementsprechend sind dies umstrittene Gebiete. Israelische Staatsbürger haben natürlich (!) innerhalb Israels die gleichen Rechte - unabhängig davon ob jüdisch oder arabisch (Apartheid!). Der grundlegende rechtliche Unterschied ist also, dass Juden ein “Rückkehrrecht” nach Israel haben, wenn sie keine israelischen Staatsbürger sind.
Mir ist im übrigen nicht bekannt, dass sich die Situation der araber im Gaza-Streifen verbessert hat, seit Israel die dortigen Siedlungen aufgegeben hat. Diese Siedlungen für die schlechte Lage der Araber verantwortlich zu machen und das Aufgeben jeglicher jüdischer(!) Siedlungen (arabische wären natürlich in Ordnung) widerspricht jeglicher Realität.

[QUOTE=Enio;476074]Diese Straßewurde für Palästinenser gesperrt, nachdem der Israelis Baruch Goldstein dort ein Massaker an Palästinensern begangen hatte.[/QUOTE]

Du verschweigst natürlich absichtlich die Hälfte. Die Absicht unterstelle ich dir, da du mir im nächsten Satz vorwirfst das könnte ich alles selbst herausfinden. Der Israeli Baruch Goldstein war ein Terrorist, die israelische Regierung und die Mehrheit der Israelis distanzier(t)en sich von dem Attentat. Die Straße wurde nicht wegen dem Massaker gesperrt, sondern wegen darauf folgenden Aufständen von Palästinensern in der Straße. Die Straße wurde später bis zur Intifada auch wieder geöffnet.

@Zuckermann Es gibt viele und gute Gründe ihn abzulehnen.

@ menag:

Ich wollte mit Dir eigentlich überhaupt nicht über den Nahost-Konflikt diskutieren, sondern nur klarstellen, dass eine Kritik an Israel (selbst eine mitunter extreme) nicht zwangsläufig auf einem Hass auf Juden als Juden beruhen muss.

Mehr eigentlich nicht. Deshalb habe ich auch immer wieder betont, dass ich zu der Berechtigung der jeweiligen Israel-kritischen Positionen keine Stellung beziehen möchte, sondern nur darauf verweisen, dass es solche Positionen gibt, und dass sie auch von Leuten vertreten werden, bei denen der Antisemitismus-Vorwurf als absurd erscheinen müsste. Ich meine eigentlich, dass ich dies klar und deutlich formuliert hätte.

Weil Du nun aber das Thema ansprichst, will ich wenigstens kurz zu einigen Punkten etwas sagen. Was die Behauptung angeht, dass die Palästinenser-Gebiete „umstritten“ seien, möchte ich nur ein paar Sätze aus der Wikipedia zitieren:

Vom Internationalen Gerichtshof (IGH) der UNO[1][2], anderen internationalen Organisationen sowie vielen Regierungen[3] werden sie als besetzte Gebiete bewertet, während Israel diese Gebiete im Fall von Ostjerusalem als Israel zugehörig und sonst als „umstrittene Gebiete“ mit offenem Anspruch betrachtet…Die israelische Regierung bestreitet, dass es sich bei den von Israel 1967 eroberten, nach internationalem Recht als besetzte Gebiete geltenden Territorien um besetztes Gebiet handelt,[4] während das Oberste Gericht Israels wiederholt bestätigt hat, dass es sich besonders beim Westjordanland um besetzte Gebiete handelt.[6] Die israelische Regierung begründet ihre Haltung mit einer historischen und religiösen Beziehung der Juden zu den betreffenden Gebieten, Israels Sicherheitsbedürfnissen sowie damit, dass sich die 4. Genfer Konvention nach ihrer Interpretation nur auf besetzte Territorien eines zum Zeitpunkt der Eroberung souveränen Staates beziehe, was beim Westjordanland und Gazastreifen nicht der Fall gewesen sei. Folglich seien der Begriff Okkupation und die den Schutz der Zivilbevölkerung sichernde 4. Genfer Konvention nicht anwendbar.[4] Diese Ansicht wurde im Juli 2012 auch in einem von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Auftrag gegebenen Bericht zu den selbst nach israelischem Recht illegalen Siedlungen (Outposts) im Westjordanland, dem sogenannten „Levy Report“, vertreten, der sich auf eine Erklärung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zur 4. Genfer Konvention aus dem Jahr 1958[7] beruft. Der Bericht, der bei den israelischen Rechtsparteien große Zustimmung findet, wurde außerhalb Israels scharf kritisiert, unter anderem vom amerikanischen Außenministerium und von amerikanischen jüdischen Mainstream-Organisationen.[8][9] Im November 2012 veröffentlichte das IKRK eine Erklärung mit der Klarstellung, dass es sich bei der Westbank nach internationalem Recht um von Israel besetztes Gebiet handelt und dass die in ihnen errichteten israelischen Siedlungen die Bestimmungen des internationalen humanitären Völkerrechts verletzen.[6]

Die offizielle israelische Sprachregelung verwendet den Begriff „umstrittenen Gebiete“, soweit es sich nicht um besetzte Gebiete handelt, die von Israel annektiert wurden. Umgangssprachlich werden die besetzten Gebiete in Israel häufig kurz als die Gebiete bezeichnet. Für die internationale Staatengemeinschaft und die internationalen Organisationen, einschließlich der USA, UNO, IKRK und EU handelt es sich jedoch unbestrittenermaßen um besetztes Gebiet, wobei im Fall des Gazastreifens seit dem israelischen Rückzug im Jahr 2005 eine gewisse Unsicherheit besteht.[5]

Wir haben also die israelische Regierung und Menag auf der einen Seite, den Völkergerichtshof, die UNO, die USA, die EU, das Rote Kreuz, die internationale Gemeinschaft und selbst das Oberste Israelische Gericht auf der anderen Seite. Ich werde das nicht kommentieren oder jemanden zu „bekehren“ versuchen, sondern lasse das nur so stehen.

Zur Situation des Gaza-Streifens nach dem einseitigen Abzug der israelischen Armee möchte ich mich nicht weiter äußern; bei Interesse kannst Du beispielsweise über die Aussagen von Mary Robinson, der früheren Hochkommissarin der UNO für Menschenrechte, nachdenken:

„Their whole civilisation has been destroyed, I’m not exaggerating,“ said Mrs Robinson. „It’s almost unbelievable that the world doesn’t care while this is happening.“

Das Ende der israelischen Siedlung ist dafür aber gewiss nicht der Grund.

Was die damalige Ablehnung der Palästinenser für einen Teilungsplan angeht (und ihr Wunsch, eine andere Regelung zu finden):
Stell Dir mal vor, eine fremde Besatzungsmacht ginge nach England oder Frankreich, würde das Land zur nationalen Heimstätte für irgendein drittes Volk erklären (dessen Vorfahren angeblich mal in der Antike dort gesiedelt haben sollen); und obwohl dieses andere Volk nur ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht, würde man ihm 55% des Landes (darunter nicht nur, aber auch viel fruchtbares) zusprechen. Die Engländer und Franzosen wären sicher begeistert. Dass die Palästinenser hingegen weniger begeistert waren, verstand sogar Ben-Gurion:

„Wenn ich ein arabischer Führer wäre, würde ich nie einen Vertrag mit Israel unterschreiben. Es ist normal; wir haben ihr Land genommen. Es ist wahr, dass es uns von Gott versprochen wurde, aber wie sollte sie das interessieren? Unser Gott ist nicht ihr Gott. Es gab Anti-Semiten, die Nazis, Hitler, Auschwitz, aber war es ihre Schuld? Sie sehen nur eine Sache: Wir kamen und haben ihr Land gestohlen. Warum sollten sie das akzeptieren?“

Im Übrigen ist ja unbestritten, dass die jüdische Seite den Vorschlag nur annahm, weil sie so eine Chance sah, den Rest des Landes und selbst das heutige Jordanien auch noch jüdisch zu besiedeln. Oder wie Staatsgründer Ben-Gurion es bereits 1937 anlässlich des Berichts der Peel-Kommission formulierte:

When we acquire one thousand or 10,000 dunams, we feel elated. It does not hurt our feelings that by this acquisition we are not in possession of the whole land. This is because this increase in possession is of consequence not only in itself, but because through it we increase our strength, and every increase in strength helps in the possession of the land as a whole. The establishment of a state, even if only on a portion of the land, is the maximal reinforcement of our strength at the present time and a powerful boost to our historical endeavors to liberate the entire country.

Wenn man die Araber nicht im Guten überreden könne, dann eben mit militärischer Drohung oder Gewalt. Zahlreiche interne Äußerungen beispielsweise von Staatsgründer Ben-Gurion und anderer führender Zionisten belegen das (nicht solche aus offiziellen Reden, aber soclche aus Tagebüchern, Briefen, und geschlossenen Zirkeln). Tatsächlich sprach Ben-Gurion sich ja auch schon früh (spätestens Mitte der 1930er) für einen „Transfer“ der Palästinenser aus; er könne darin nichts Unmoralisches sehen.

Ich weiß nicht, wo ich die Hälfte verschwiegen haben soll, noch dazu absichtlich. Ich bin kein Experte für die Geschichte dieser Straße, habe also Dir zuliebe recherchiert, da Du das ja offenbar nicht selbständig getan hattest, sondern lieber Gideon Levy vorgeworfen hattest, er bringe keine Argumente für die Apartheids-These. Zumindest in den von mir gefundenen Quellen wird direkt das Massaker von Goldstein als Grund für die Schließung angegeben, und es wird nicht erwähnt, dass es zu irgendeiner bedeutenden palästinensischen Gewalt gekommen wäre. Es entsteht eher der Eindruck, dass die Schließung „präventiv“ war. Ebenfalls wird dort gesagt, dass die Apartheid teilweise bis heute anhalte. Wenn das falsch oder unvollständig sein sollte (worauf ich derzeit jedoch keine Hinweise habe), dann täte es mir leid, aber ich habe die Quellen ganz sicher nicht „verbogen“. Die englischsprachige Wikipedia schreibt beispielsweise:

In February 1994, a Jewish settler from Kiryat Arba killed 29 Muslims in the Cave of the Patriarchs massacre. Subsequently, the Yitzhak Rabin-led Government closed the Palestinian shops and prohibited Palestinian vehicular traffic in the nearby Shuhada Street, to protect the settlers. The army closed down 304 shops and warehouses along Shuhada Street, as well as Palestinian municipal and governmental offices…In December 2006, the IDF declared that Palestinian pedestrians had been refused entry for six years „by mistake“.[6] After initially been stopped by soldiers, some Palestinians and activists were permitted access for 3 days. Stones were thrown at them by Jewish settler children, without being stopped by the accompanying policemen and soldiers. Instead, a 75-year-old volunteer was arrested, after she tried to prevent one of the soldiers from kicking one of her colleagues. Then, the street was declared a „closed military area“ and entirely closed again, because ″there had been disturbances at that spot in the last few days″.In April 2007, under public pressure, and the night before the Supreme Court would hear the case, the Civil Administration issued temporary permits to some Palestinian occupants to re-use their main entrance on the street. Visitors were still denied use of these entrances. The army unsealed the welding on the front doors of homes. After August 2008, the permits were no longer renewed.[6] Currently, Palestinian shops are still prohibited in al-Shuhada Street, and Palestinian vehicles forbidden to enter. Palestinian pedestrians are subject to frequent rigorous control by Israeli soldiers at the many checkpoints in and around the street, and in some parts completely banned from entering.

Zitat menag:

Du verschweigst natürlich absichtlich die Hälfte. Die Absicht unterstelle ich dir, da du mir im nächsten Satz vorwirfst das könnte ich alles selbst herausfinden.

Nicht nur verstehe ich wie gesagt nicht, was ich verschwiegen haben soll, sondern auch nicht, wieso mein nächster Satz auf eine böse Absicht hindeuten soll.

Den von Dir verlinkten Text habe ich nur kurz überflogen, und ich habe auch keine Lust, ihn lange zu kommentieren, da wir eh im OT sind und es lange dauern würde, alles dazu zu sagen. Es ist für unsere Diskussion über den Antisemitismus-Vorwurf aber auch nicht nötig. Denn Du weichst wieder aus, machst erneut ein Nebenthema auf. So es hat mit der Antisemitismus-Frage ja rein gar nichts zu tun, was von Zuckermann im Allgemeinen zu halten ist. Und es hat mit der Antisemitismus-Frage auch nichts zu tun, ob man Zuckermann kritisieren soll (auch scharf). Zu solchen fragen habe ich mich überhaupt nicht geäußert, und ich sehe auch ihre Relevanz nicht. Was ich beanstandet hatte war, dass auf ihn in absurder Weise mit der Holocaust-Keule eingedroschen wird - so wie auf andere Leute auch, die dies definitiv nicht verdient haben.

Und an genau dieser Stelle kneifst Du. Du könntest beispielsweise sagen, dass es zwar berechtigte Kritik an Zuckermann geben mag, dass der Antsemitismus-Vorwurf bei ihm und in vielen anderen Fällen aber absurd sei. Oder, wenn Du den Antisemitismus-Vorwurf für berechtigt hältst, könntest Du das auch sagen. Tust Du aber nicht. Stattdessen schreibst Du, dass es „viele und gute Gründe“ gebe, Herrn Zuckermann abzulehnen.

[QUOTE=Enio;476096]Mehr eigentlich nicht. Deshalb habe ich auch immer wieder betont, dass ich zu der Berechtigung der jeweiligen Israel-kritischen Positionen keine Stellung beziehen möchte, sondern nur darauf verweisen, dass es solche Positionen gibt, und dass sie auch von Leuten vertreten werden, bei denen der Antisemitismus-Vorwurf als absurd erscheinen müsste. Ich meine eigentlich, dass ich dies klar und deutlich formuliert hätte.[/QUOTE]

Das Argument, wenn ein Jude es sagt, könne es kein Antisemitismus sein, ist dumm.

[QUOTE=Enio;476096]Wir haben also die israelische Regierung und Menag auf der einen Seite, den Völkergerichtshof, die UNO, die USA, die EU, das Rote Kreuz, die internationale Gemeinschaft und selbst das Oberste Israelische Gericht auf der anderen Seite. Ich werde das nicht kommentieren oder jemanden zu “bekehren” versuchen, sondern lasse das nur so stehen.[/QUOTE]

So lange in Gaza die Hamas und in der Westbank die Fatah undemokratisch seit Jahren regiert und es keinen von beiden Seiten anerkannten und eingehaltenen Vertrag gibt, gibt es schlicht und ergreifend keine “Palästinensischen Gebiete”, welche besetzt sein könnten.

[QUOTE=Enio;476096]Zur Situation des Gaza-Streifens nach dem einseitigen Abzug der israelischen Armee möchte ich mich nicht weiter äußern; bei Interesse kannst Du beispielsweise über die Aussagen von Mary Robinson, der früheren Hochkommissarin der UNO für Menschenrechte, nachdenken:

Das Ende der israelischen Siedlung ist dafür aber gewiss nicht der Grund.[/QUOTE]

Der Grund ist die Terrororganisation Hamas.

[QUOTE=Enio;476096]Was die damalige Ablehnung der Palästinenser für einen Teilungsplan angeht (und ihr Wunsch, eine andere Regelung zu finden):
Stell Dir mal vor, eine fremde Besatzungsmacht ginge nach England oder Frankreich, würde das Land zur nationalen Heimstätte für irgendein drittes Volk erklären (dessen Vorfahren angeblich mal in der Antike dort gesiedelt haben sollen); und obwohl dieses andere Volk nur ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht, würde man ihm 55% des Landes (darunter nicht nur, aber auch viel fruchtbares) zusprechen. Die Engländer und Franzosen wären sicher begeistert.[/QUOTE]

Einer der ersten Teilungspläne (natürlich von den Palästinensern abgelehnt) beinhaltete 2 Staaten. Einer mit 50:50 Juden/Araber einer mit eine großen arabischen Mehrheit. Des Weitern tust du hier so, als hätte es keine jüdische Bevölkerung dort gegeben. Die gab es - inklusive Pogrome an Juden natürlich.

[QUOTE=Enio;476096]Im Übrigen ist ja unbestritten, dass die jüdische Seite den Vorschlag nur annahm, weil sie so eine Chance sah, den Rest des Landes und selbst das heutige Jordanien auch noch jüdisch zu besiedeln. Oder wie Staatsgründer Ben-Gurion es bereits 1937 anlässlich des Berichts der Peel-Kommission formulierte:

Wenn man die Araber nicht im Guten überreden könne, dann eben mit militärischer Drohung oder Gewalt. Zahlreiche interne Äußerungen beispielsweise von Staatsgründer Ben-Gurion und anderer führender Zionisten belegen das (nicht solche aus offiziellen Reden, aber soclche aus Tagebüchern, Briefen, und geschlossenen Zirkeln). Tatsächlich sprach Ben-Gurion sich ja auch schon früh (spätestens Mitte der 1930er) für einen “Transfer” der Palästinenser aus; er könne darin nichts Unmoralisches sehen.[/QUOTE]

Lies den Link am besten mal selbst. Dann merkste vielleicht, dass das was du schreibst nicht stimmt.

[QUOTE=Enio;476096]Und an genau dieser Stelle kneifst Du. Du könntest beispielsweise sagen, dass es zwar berechtigte Kritik an Zuckermann geben mag, dass der Antsemitismus-Vorwurf bei ihm und in vielen anderen Fällen aber absurd sei. Oder, wenn Du den Antisemitismus-Vorwurf für berechtigt hältst, könntest Du das auch sagen. Tust Du aber nicht. Stattdessen schreibst Du, dass es “viele und gute Gründe” gebe, Herrn Zuckermann abzulehnen.[/QUOTE]

Wenn ich mich nicht täusche ist Zuckermann nicht gegen einen Staat Israel. Ich sehe also nicht, wo ich hier kneife?

Ich habe schon mehrfach klargestellt, dass das zwar stimmt, dass die von mir zitierten Juden aber ganz sicher keine Antisemiten sind und mein Argument durch Deinen Einwand daher gar nicht berührt wird. Daher möchte ich mich nicht mehr groß wiederholen. Doch, einmal noch: Ich argumentiere nicht, dass es „irgendwelche“ Juden gibt, die beispielsweise den Zionismus strikt ablehnen, sondern auch solche Juden, bei denen der Antisemitismus-Vorwurf absurd wäre. Ich weiß nicht, wie ich es noch erklären soll.

…gibt es schlicht und ergreifend keine „Palästinensischen Gebiete“, welche besetzt sein könnten.

Du behauptest etwas. Ich beweise, dass praktisch die ganze Welt (selbst die USA) das völlig anders sieht als Du. Und Du wiederholst Deine Behauptung einfach. Oder geht es Dir nur um Semantik? Dann ist es mir relativ egal. Mich kümmert nicht, wie man etwas nennt, so lange die Beschlüsse und Aussagen des Völkergerichtshofs, der UNO, des Roten Kreuzes, des obersten israelischen Gerichtes usw. - und übrigens auch das Urteil des gesunden Menschenverstandes - in der Sache anerkannt werden.

Der Grund ist die Terrororganisation Hamas.

Ja genau. Die Hams (die längst bereit wäre, Israel in seinen international anerkannten Grenzen de facto zu akzeptieren) ist an den Angriffen auf die Zivilgesellschaft in Gaza schuld - ganz alleine. Es ist Israelsböser Nachbar, der schuld ist. Israel hingegen trifft kein Vorwurf.

Einer der ersten Teilungspläne (natürlich von den Palästinensern abgelehnt) beinhaltete 2 Staaten. Einer mit 50:50 Juden/Araber einer mit eine großen arabischen Mehrheit.

Ich weiß jetzt nicht, welchen Du meinst und ob Du recht hast. Soweit meine Erinnerung reicht, sagt die Wikipedia die Wahrheit, wenn sie schreibt:

Arabische Interessenvertreter favorisierten einen gemeinsamen Staat, der größere arabische Bevölkerungsanteile gehabt hätte, oder – im Falle einer Teilung – die Sicherung eines zum Bevölkerungsanteil proportionalen Teils des wirtschaftlich interessanten Gebiets.

Stell Dir mal vor, dass eine Kolonialregierung heute über Deutschland herrschen würde und verfügen würde, dass Dutzende Millionen Araber nach Deutschland gegen einwandern können, und zwar gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung. Was glaubst Du, was dann los wäre? Ein wenig mehr als Pegida, oder?
Wenn dann die einheimische Bevölkerung dann fordern würde, dass man ihr wenigstens noch das lässt, was ihr von der Größe her anteilmäßig zusteht, dann wäre das wohl nicht allzu unbillig. (Und wenn Dir die Deutschen nicht gefallen, dann nimm die Franzosen, die Italiener, die Spanier…)

Aber man kann die Sache ja auch ganz anders sehen, so wie zum Beispiel Churchill - denn schließlich sind die Palästinenser ja keine Europäer, sondern nur Araber. Churchill zufolge sind die Juden eben eine „stärkere Rasse, eine höherstehende Rasse, oder zumindest, um es einmal so auszudrücken, eine weltgewandtere Rasse“. Ein Hund, so Churchill, habe ja auch kein Anrecht auf einen Zwinger, nur weil er auf dem für einige Zeit gelegen habe. Daher geschehe der einheimischen palästinensischen Bevölkerung auch kein Unrecht dadurch, dass ein anderes Volk ihren Platz eingenommen habe.

Des Weitern tust du hier so, als hätte es keine jüdische Bevölkerung dort gegeben.

Das ist doch unsinnig. Ich hatte in meinem letzten Beitrag doch sogar (indirekt, aber gut verständlich) angemerkt, dass sie etwa ein Drittel der Gesamt-Bevölkerung ausmachte. Wobei übrigens viele dieser Leute relative Neuankömmlinge waren, während die alteinegessene arabische Bevölkerung, die zwei Drittel der Einwohner ausmachte, wie gesagt nicht mal ganz 45% des Landes bekommen sollte.

Die [jüdische Bevölkerung] gab es - inklusive Pogrome an Juden natürlich.

Ja, Pogrome gab es. Und sie sind auch nicht zu rechtfertigen. Allerdings kommt es häufig zu Auseinandersetzungen, wenn eine Siedler-koloniale Bewegung auf eine indigene Bevölkerung trifft. Abgesehen davon benehmen sich Siedler oftmals auch nicht sehr freundlich gegenüber der einheimischen Bevölkerung. Das gilt keineswegs allein für jüdische Siedler - aber eben auch für sie. Ahad Ha’am, unbestritten einer der bedeutendsten geistigen Väter des Zionismus, formulierte es so:

We must surely learn, from both our past and present history, how careful we must be not to provoke the anger of the native people by doing them wrong, how we should be cautious in our dealings with a foreign people among whom we returned to live, to handle these people with love and respect and, needless to say, with justice and good judgment. And what do our brothers do? Exactly the opposite! They were slaves in their Diasporas, and suddenly they find themselves with unlimited freedom, wild freedom that only a country like Turkey [the Ottoman Empire] can offer. This sudden change has planted despotic tendencies in their hearts, as always happens to former slaves ['eved ki yimlokh – when a slave becomes king – Proverbs 30:22]. They deal with the Arabs with hostility and cruelty, trespass unjustly, beat them shamefully for no sufficient reason, and even boast about their actions. There is no one to stop the flood and put an end to this despicable and dangerous tendency

Als es 1911 zu den ersten gewalttätigen Unruhen gegen jüdische Siedler kam, wunderte das Ahad Ha’am überhaupt nicht. Im Gegenteil erklärte er, dass es schon seit 20 Jahren absehbar gewesen sei, dass es so weit habe kommen müssen; und er beklagte das Fehlen jeder Einsicht auf jüdischer Seite.

Und natürlich gab es auch genug Gewaltexzesse auf jüdischer Seite. Denke nur mal an ein bekanntes Beispiel: Menachem Begin, der dann später israelischer Ministerpräsident werden sollte. Die Wikipedia fasst sein terroritisches Wirken so zusammen:

Als Begin 1942 in Palästina desertierte, trat er in die zionistische terroristische Untergrundorganisation Irgun Tzwai Le’umi (auch als Etzel bekannt) ein und wurde 1943 deren Anführer. Die Irgun verstand sich als Speerspitze des Kampfes gegen das britische Mandat. Die sich von der Irgun trennende Stern-Gruppe (Lechi) befürwortete neben dem Kampf gegen die britische Mandatsherrschaft auch Aktionen gegen die palästinensischen Araber und organisierte Sprengstoffanschläge auf Marktplätze und Restaurants. Begin war verantwortlich für den Sprengstoffanschlag auf das King David Hotel 1946 in Jerusalem, bei dem 91 Menschen ums Leben kamen (unter anderem 28 britische Staatsangehörige, 41 Araber, 17 Juden). Unter Begins Befehl wurden zwei britische Soldaten – Clifford Martin und Mervyn Paice – entführt und gehängt.[1]

Allerdings führte Begin mit Kampfgefährten, wie z.B. Elieser Sudit, weiterhin Anschläge durch: im Jahr 1952 war er mitverantwortlich für den versuchten Bombenanschlag gegen Bundeskanzler Konrad Adenauer am 27. März. Beim Versuch die Bombe zu entschärfen, kam ein deutscher Feuerwehrmann ums Leben.

Ach ja, der israelische Staatsgründer Ben-Gurion verglich Begin laut Wikipedia sogar mit Hitler (vermutlich auch wegen Begins Massakern an wehrlosen palästinensischen Zivilisten). In der Sache ist das sicher unberechtigt und überzogen, aber es führt zu einer interessanten Frage: Beweist das nun, dass hinter einem solchen Vergleich nicht zwingend ein Antisemitismus bzw. eine Täter-Opfer-Umkehr stehen muss, sondern dass der Grund auch die allgemeine menschliche Tendenz zur Dramatisierung sein kann (so wie ich das behaupte)? Oder beweist es, dass Ben-Gurion ein verkappter Antisemit war (was aus Deiner Argumentation folgen würde - siehe Deinen eigenen Kommentar zu Hitler-Vergleichen im Fall Netanjahu)?

Oder denk an Jitzchak Shamir, ebenfalls später israelischer Ministerpräsident, der unter anderem den schwedischen UNO-Vermittler Folke Bernadotte ermordete. Bernadotte hatte übrigens in der Nazi-Zeit abertausenden von Juden das Leben gerettet.

Ich will hier weder etwas aufrechnen noch gar rechtfertigen, aber es gibt immer zwei Seiten der Geschichte, und das sollte man nie vergessen.

Lies den Link am besten mal selbst. Dann merkste vielleicht, dass das was du schreibst nicht stimmt.

Ich habe nicht allein den verlinkten Artikel gelesen, sondern auch den ins Englische transkribierten Brief selbst - und das nicht heute, sondern schon vor längerer Zeit. Ich weiß nicht, wieso das, was ich gesagt habe, nicht stimmen sollte; vielleicht verrätst Du es mir.

Oder kommst Du deswegen darauf, weil ich geschrieben hatte, dass Ben-Gurion die Palästinenser schon lange vertreiben wollte, aber je nach Lesart in diesem Brief etwas anderes steht (an dieser Stelle wurde etwas durchgestrichen)? Nun, es gibt so zahlreiche Belege dafür, dass Ben-Gurion den „Transfer“ der einheimischen Bevölkerung wollte, und er hat das auch so oft gesagt, dass daran kein Zweifel besteht. Das geben sogar Historiker wie der Israeli Benny Morris zu, der die ethnische Säuberung Palästinas explizit rechtfertigt. Ich habe mich auf besagten Brief von Ben-Gurion nur insoweit berufen, als seine Äußerungen völlig unbestritten sind und eindeutig seinem allgemeinen Denken entsprechen. Beispielsweiese eine wie diese: „What we really want is not that the land remain whole and unified. What we want is that the whole and unified land be Jewish.“
Diese Äußerung entspricht völlig dem, was Ben-Gurion immer wieder auch anderswo sagt (oder tut). Zum Beispiel:

Regarding the Galilee, Mr. [Moshe] Sharett already told you that about 100,000 Arabs still now live in the pocket of Galilee. Let us assume that a war breaks out. Then we will be able to cleanse the entire area of Central Galilee, including all its refugees, in one stroke. In this context let me mention some mediators who offered to give us the Galilee without war. What they meant was the populated Galilee. They didn’t offer us the empty Galilee, which we could have only by means of a war. Therefore if a war is extended to cover the whole of Palestine, our greatest gain will be the Galilee. It is because without any special military effort which might imperil other fronts, only by using the troops already assigned for the task, we could accomplish our aim of cleansing the Galilee.

Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber kann es sein, dass Du Dich - abgesehen von ein wenig irreführender Propaganda womöglich - noch niemals ernsthaft mit Israel oder dem Nahost-Konflikt auseinandergesetzt hast? Dass Du einfach einem etwas naiven Philosemitismus anheimfällst? Im Sinne von: Juden sind gut, daher muss auch Israel gut sein, eine Kritik an Israels Politik kann daher nur einem verkappten Antisemitismus entspringen - also muss man zu Israel halten und es verteidigen?

Wenn ich mich nicht täusche ist Zuckermann nicht gegen einen Staat Israel. Ich sehe also nicht, wo ich hier kneife?

Weil Du nichts zu meinem zentralen Argument sagst. Mein Argument, das ich anhand des Falles Zuckermann und anhand anderer Fälle dargelegt habe, lautet, dass der Antisemitismus-Vorwurf teilweise in völlig absurder Weise als Keule gebraucht (missbraucht) wird - was im Extremfall so weit gehen kann, dass sogar der Sohn Holocaust-Überlebender, der, wie Du zurecht sagst, keineswegs gegen einen Staat Israel ist, als „Antisemit“ denunziert wird. Die anderen Beispiele muss ich ja nicht wiederholen. Das ist es, wogegen ich argumentiere.

Genau an dieser Stelle sagst Du aber nichts.

[QUOTE=Enio;476151]Stell Dir mal vor, dass eine Kolonialregierung heute über Deutschland herrschen würde und verfügen würde, dass Dutzende Millionen Araber nach Deutschland gegen einwandern können, und zwar gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung. Was glaubst Du, was dann los wäre? Ein wenig mehr als Pegida, oder?
Wenn dann die einheimische Bevölkerung dann fordern würde, dass man ihr wenigstens noch das lässt, was ihr von der Größe her anteilmäßig zusteht, dann wäre das wohl nicht allzu unbillig. (Und wenn Dir die Deutschen nicht gefallen, dann nimm die Franzosen, die Italiener, die Spanier…)[/QUOTE]

Deine Zahlenverhältnisse bleiben auch bei dem UN-Teilungsplan falsch. Es hätte einen jüdischen Staat gegeben mit circa 800000 Einwohnern und einen palästinensischen Staat mit circa 800000 Einwohnern. Beide hätten circa die hälte des Gebietes besessen. Wo hier die riesen ungerechtigkeit ist, weiß ich nicht.

[QUOTE=Enio;476151]Und natürlich gab es auch genug Gewaltexzesse auf jüdischer Seite. Denke nur mal an ein bekanntes Beispiel: Menachem Begin, der dann später israelischer Ministerpräsident werden sollte. Die Wikipedia fasst sein terroritisches Wirken so zusammen:[/QUOTE]

Was aber etwas anderes ist als ein Mob der zum Pogrom ruft.

[QUOTE=Enio;476151]Oder kommst Du deswegen darauf, weil ich geschrieben hatte, dass Ben-Gurion die Palästinenser schon lange vertreiben wollte, aber je nach Lesart in diesem Brief etwas anderes steht (an dieser Stelle wurde etwas durchgestrichen)? Nun, es gibt so zahlreiche Belege dafür, dass Ben-Gurion den “Transfer” der einheimischen Bevölkerung wollte, und er hat das auch so oft gesagt, dass daran kein Zweifel besteht.[/QUOTE]

Was im Kontext betrachtet - nämlich auf den Vorschlag der UN hin - einfach nur eine Aussage war, dass daran nichts unmoralisch sei. Aber der durchschnittliche Israel-Feind liest da direkt ethnische Säuberungen hinein, welche natürlich bei der Forderung nach Räumung jüdischer Siedlungen keine Rolle spielen.

[QUOTE=Enio;476151]Weil Du nichts zu meinem zentralen Argument sagst. Mein Argument, das ich anhand des Falles Zuckermann und anhand anderer Fälle dargelegt habe, lautet, dass der Antisemitismus-Vorwurf teilweise in völlig absurder Weise als Keule gebraucht (missbraucht) wird - was im Extremfall so weit gehen kann, dass sogar der Sohn Holocaust-Überlebender, der, wie Du zurecht sagst, keineswegs gegen einen Staat Israel ist, als “Antisemit” denunziert wird. Die anderen Beispiele muss ich ja nicht wiederholen. Das ist es, wogegen ich argumentiere.

Genau an dieser Stelle sagst Du aber nichts.[/QUOTE]

Ich verstehe nicht, wieso ich etwas dazu sagen sollte, da ich eine Kritik an Israel nie grundsätzlich als antisemitisch bezeichnet habe.

Also gut, dann fangen wir mal ganz von vorne an. Die Zahlen sehen so aus (Quelle BBC):

  • A Jewish State covering 56.47% of Mandatory Palestine (excluding Jerusalem) with a population of 498,000 Jews and 325,000 Arabs;
  • An Arab State covering 43.53% of Mandatory Palestine (excluding Jerusalem), with 807,000 Arab inhabitants and 10,000 Jewish inhabitants;
  • An international trusteeship regime in Jerusalem, where the population was 100,000 Jews and 105,000 Arabs.

Du hast also das Ergebnis, dass die Grenzen so gelegt wurden, dass der jüdische Staat 55% des Gebietes umfasste, obwohl die jüdische Bevölkerung nur ein Drittel der Gesamt-Population ausmachte und im Übrigen auch nur sehr wenig Land besaßen. Der arabische Staat sollte 44% umfassen, obwohl die Araber zwei Drittel der Einwohner stellten. Was an diesem Befund dadurch relativiert werden soll, dass beide vorgesehenen Staaten etwa 800.000 Einwohner hatten, ist mir schleierhaft. Und wo meine Zahlenverhältnisse falsch sein sollen, bleibt mir auch schleierhaft.

Wenn Du der BBC nicht traust, dann schau Dir die deutsche oder englische Wikipedia an. Natürlich ist das ein Plan auch Ausdruck davon, dass die westlichen Staaten (die damals die UNO dominierten) ihr schlechtes Gewissen gegenüber den Juden beruhigen wollten. Auf Kosten der einheimischen Bevölkerung - aber die zählte ja nichts. Schon viele Jahre zuvor, 1919, zwei Jahre, nachdem er eine Heimstätte für Juden in Palästina gründen wollte, hatte Lord Balfour erklärt:

„In Palästina schlagen wir noch nicht einmal vor, uns auch nur der Form halber die Wünsche der gegenwärtigen Bewohner des Landes anzuhören […] Die vier Großmächte sind dem Zionismus verpflichtet. Der Zionismus […] ist in den augenblicklichen Notwendigkeiten und für die Zukunft von weit größerer Bedeutung als die Wünsche und Meinungen der 700000 Araber, die zur Zeit in diesem historischen Land leben.“

Das ist natürlich Imperialismus und Kolonialismus in reinster Form. Man mag einen solchen ja gerne akzeptieren - dann sollte man das aber auch ehrlich bekennen. Dann weiß der andere zumindest, wo er daran ist.

Was aber etwas anderes ist als ein Mob der zum Pogrom ruft.

Ich habe die Geschichte jetzt nicht mehr im Detail im Kopf. (Es sind teilweise mehrere Jahre her.) Aber es gab auch Palästinenser, die Juden beschützt haben, und es gab auch intensive Gewalt gegen Palästinenser - nicht nur von einzelnen Juden. Abgesehen davon begünstigte auch das Verhalten jüdischer Siedler den Konflikt (was natürlich keine Entschuldigung ist. Hans Kohn schrieb 1929:

„Wir sind zwölf Jahre in Palästina, ohne auch nur einmal ernstlich den Versuch gemacht zu haben, uns um die Zustimmung des Volkes zu kümmern, mit dem Volk zu verhandeln, das im Land wohnt. Wir haben uns ausschließlich auf die Militärmacht Großbritanniens verlassen. Wir haben Ziele aufgestellt, die notwendigerweise und in sich selbst zu Konflikten mit den Arabern führen mußten und von denen wir uns sagen müßten, daß sie Anlass, und zwar berechtigter Anlass zu einem nationalen Aufstand gegen uns sind.“

Wie gesagt - es gibt immer zwei Seiten.

Was im Kontext betrachtet - nämlich auf den Vorschlag der UN hin - einfach nur eine Aussage war, dass daran nichts unmoralisch sei…

Da stockt mir der Atem. Nicht allein hat Ben-Gurion dem Plan der Peel-Kommission zur Zwangsumsiedlung zugestimmt (was schlimm genug wäre, aber geschenkt), sondern natürlich wollte er die Massenvertreibung der Palästinenser auch später und in weit größerem Ausmaß - und ohne Berufung irgendeinen britischen oder UNO-Plan, der dies unterstützt hätte. Im Gegenteil war die gewaltsame Veränderung und Vertreibung der Absicht des UNO-Plans gerade entgegengesetzt. Die Initiative zur Vertreibung ging hier eindeutig auf Ben-Gurion selbst zurück.

Quellen dazu hatte ich bereits zuletzt angegeben. Ben-Gurion wollte möglichst viel Land, und es sollte möglichst wenige Araber auf dem Land geben. Er wollte alles für die Juden. 1937 etwa erklärte er klipp und klar:

„Das Land ist in unseren Augen nicht das Land seiner jetzigen Bewohner … Wenn man sagt, dass Eretz Israel das Land zweier Nationen sei, so verfälscht man die zionistische Wahrheit doppelt … Palästina muss und soll nicht die Fragen beider Völker lösen, sondern nur die Frage eines Volkes, des jüdischen Volkes in der Welt.“

Wenn Du mal von ein paar Feiertags-Reden für die Weltöffentlichkeit absiehst und Dir anschaust, was Ben-Gurion und seine Mitstreiter im kleinen Kreis gesagt haben, in ihren Tagebüchern, in vertraulichen Briefen usw,. und vor allem, was sie getan haben, dann ist das Bild ziemlich eindeutig.

Aber der durchschnittliche Israel-Feind liest da direkt ethnische Säuberungen hinein…

Entschuldige, Ben-Gurion selbst sprach von „Cleansing“ („Säuberung“). Um nochmals zitieren (siehe meinen letzten Beitrag):

„Regarding the Galilee, Mr. [Moshe] Sharett already told you that about 100,000 Arabs still now live in the pocket of Galilee. Let us assume that a war breaks out. Then we will be able to cleanse the entire area of Central Galilee, including all its refugees, in one stroke. In this context let me mention some mediators who offered to give us the Galilee without war. What they meant was the populated Galilee. They didn’t offer us the empty Galilee, which we could have only by means of a war. Therefore if a war is extended to cover the whole of Palestine, our greatest gain will be the Galilee. It is because without any special military effort which might imperil other fronts, only by using the troops already assigned for the task, we could accomplish our aim of cleansing the Galilee.“

Auf Wunsch übersetze ich das auch gerne. Und in diesem Zusammenhang von „Israel-Feinden“ zu sprechen, ist ebenfalls unsinnig. Benny Morris etwa ist ganz sicher kein Israel-Feind, sondern ein rechter Zionist. Auch er bestreitet die ethnische Säuberung nicht, sondern rechtfertigt sie sogar (wobei er jedoch sehr einseitig ist). Es hat überhaupt nichts mit Israel-Feindschaft zu tun, sondern einfach mit der Bereitschaft, historische Fakten anzuerkennen, wenn man sagt, dass Ben-Gurion die ethnische Säuberung Palästinas a) wollte und b) auch durchgeführt hat.

…welche natürlich bei der Forderung nach Räumung jüdischer Siedlungen keine Rolle spielen.

Sorry, aber es ist ein Unterschied, ob jemand seit jeher irgendwo wohnt, oder ob er sich in einem fremden Land niederlässt und damit als Kolonialist an der Verletzung des humanitären Völkerrechts und der Genfer Konventionen teilnimmt. (Du magst da zusammen mit der israelischen Regierung eine andere Auffassung haben, aber die UNO, der Völkergerichtshof und der Rest der Welt sehen das anders als Du und respektieren, dass den Palästinensern wenigstens noch ein Fünftel des Landes zustehen sollte, das ihnen ohne den Imperialismus und Kolonialismus der Europäer zu 100% gehören würde.)

Wenn ich mir ansehe, was Du so schreibst (etwa zum Beispiel zum Teilungsplan der UNO), dann frage ich mich bei allem Respekt, ob Du Dich jemals ernsthaft mit dem Nahost-Konflikt auseinandergesetzt hast, oder ob Deine einzigen Quellen Propaganda sind.

Ich verstehe nicht, wieso ich etwas dazu sagen sollte, da ich eine Kritik an Israel nie grundsätzlich als antisemitisch bezeichnet habe.

Nein, aber Du hast behauptet, dass „Israelfeindlichkeit“ und „Antizionismus“ antisemitisch seien, und dass es Antisemitismus sei, Netanjahu mit Hitler zu vergleichen. Ebenfalls hast Du behauptet, dass ein Boykott israelischer Produkte antisemitisch sei. Wohlgemerkt: Nicht, dass das in manchen Fällen so sein könne, sondern dass das allgemein so sei. Und als ich gesagt habe, dass man mit dem Antisemitismus-Vorwurf sehr vorsichtig sein sollte, hast Du mit einem „Nö“ geantwortet.

Ich habe Dir inzwischen Beweise dafür geliefert, dass Juden - und zwar nicht „irgendwelche“ Juden, sondern solche, die definitiv keine Antisemiten sind - genau die von Dir beschriebenen, angeblich antisemitischen Verhaltensweisen (oder ganz ähnliche Verhaltensweisen) an den Tag legen. Und ich habe dargelegt, wie absurd es ist, wenn man mit dem Antisemitismus-Vorwurf nicht vorsichtig umgeht. Auf all das gehst Du nicht ein.

Mal eine ganz andere Frage. Bist Du eigentlich ein Antideutscher? Oder stehst Du den Antideutschen zumindest nahe? Ich komme darauf, weil Dein Avatar Sir Arthur Harris zeigt, der für die Bombardierung von Dresden verantwortlich war, und weil Deine Signatur „Grüße aus Dresden. Sir Arthur Harris“ lautet.

Für Mitlesende: Die Antideutschen sind Leute, die Deutschland gerne weg hätten und „Deutschland verrecke!“ rufen. Oder sie feiern auch die schwere Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg und wünschen sich, dass die erneut geschehen möge („Bomber Harris, do it again.“ „Danke an Sir Arthur Harris, der mit seinen umfangreichen Innenstadtumgestaltungsmaßnahmen in Dresden und Hamburg den Krauts endlich gegeben hat, was sie verdienen.“).

Die Antideutsche sind zudem mit Israel bedingungslos solidarisch. Dass so gut wie alles, was Israel tut, moralisch gut ist, ist für sie keine Hypothese, die sorgfältig und kritisch mit der Wirklichkeit verglichen wird, und die man im Zweifelsfall jederzeit aufzugeben bereit ist; vielmehr handelt es sich für die Antideutschen hier offenbar um ein nicht hinterfragbares Axiom. Deswegen ist eine Diskussion mit ihnen auch sinnlos.

Du merkst, dass der jüdische Staat im Gegensatz zum palästinensischen Staat nicht rein jüdisch ist?

Wenn du ernsthaft der Meinung bist, die Gründung Israels war ein imperialistischer Akt von den US-Amerikanern und Briten, dann stellt sich mir natürlich die Frage, ob auch die Flucht der Juden aus Nazideutschland von eben jenen eingefädelt wurde.

Um dir nun, da du es offenbar eigenständig nicht schaffst, folgendes mitzuteilen:

Ben-Gurion at this time repeatedly endorsed the idea of ‚transferring‘ (or expelling) Arabs, or the Arabs, out of the area of the Jewish state-to-be, either ‚voluntarily‘ or by compulsion. There were good reasons for Ben-Gurion’s endorsement of transfer: The British Peel Commission had proposed it, the Arabs rebelling in Palestine were bent on uprooting the Zionist enterprise, and the Jews of Europe, under threat of destruction, were in dire need of a safe haven, and Palestine could not serve as one so long as the Arabs were attacking the Yishuv and, as a result, the British were curtailing Jewish access to the country).

Findest du in dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel. Dass du soetwas nicht im Kontext der Geschichte betrachten willst, ist mir schon klar. Es würde eben nicht in dein Weltbild passen.

Würdest du ähnlich kritisch mal mit deiner anscheinend geliebten Hamas, der du ja offenbar eher zutraust für den Frieden zu sein als Israel, wäre es echt angenehm. So aber, kann man dich einfach nicht ernst nehmen. Tagebucheinträge und Aussagen teils völlig aus dem Kontext der Geschichte reißen, aber der Terrororganisation Hamas, die in ihrer Gründungscharta schon die Vernichtung aller Juden (ja, nicht nur Israels) fordert, Kompromissbereitschaft attestieren. Dabei ist die Faktenlage ja genau umgekehrt, die palästinensische - nicht die jüdische - Seite akzeptierte einen jüdischen Staat mit großen arabischen Bevölkerungsanteilen, während es einen judenreinen palästinensischen Staat gegeben hätte, nicht. Des Weiteren hat der Rückzug Israels aus dem Südlibanon und dem Gazastreifen gezeigt: Die Folge ist immer die Machtergreifung durch Terrororganisationen und darauf folgender Terror gegen Israel.

Blut und Boden Ideologie?

Mal die widerliche Behauptung Israel sei ein Produkt europäischen Imperialismus’ bei Seiten. Was ist denn dein Vorschlag? Ein befreites Palästina? Von Juden befreit? Was ist denn deine Konsequenz und was wäre die Konsequenz, wenn man deine Wünsche umsetzen würde? Es ist die Zerstörung des einzigen jüdischen Staates und wahrscheinlich damit einhergehend die Vertreibung oder Ermordung aller Juden aus dem Nahen Osten. Und deshalb ist Antizionismus antisemitisch, weil es den einzigen „sicheren“ Schutzraum für Jüdinnen und Juden weg haben möchte. Die Konsequenz wäre nichts Anderes als der feuchte Traum Eichmanns.

Am besten nennst du mir meine Propaganda-Quellen. Am witzigsten war tatsächlich der name wahrheit.doc von diesen Israelhassern. Diese verlinken auf ihrer Seite auch diesen netten Artikel, in dem in Frage gestellt wird, ob Eichmann Antisemit war. Natürlich ist BDS dabei, von welchen sich sogar Chomsky distanziert, da er BDS vorwirft gegen eine Zweistaatenlösung zu sein (jemanden den du bereits gegen mich ins Spiel brachtest, um zu begründen Antizionismus sei kein Antisemitismus).

Dein übriges Pamphlet können wir gerne in einem anderen Thread besprechen.

Ja, auch wenn Du es mir nicht glauben magst: Das habe ich schon gemerkt. Aber stell Dir mal ein andere Beispile vor, wo ethnische Gruppen sich trennen könnten oder getrennt haben. Denke etwa an den Fall der Teschoslowakei. Stell Dir vor, die Tschechen hätten zwei Drittel der Bevölkerung ausgemacht und die Slowaken nur ein Drittel. Und jetzt stell Dir vor, jemand hätte die Grenzen so gezogen, dass der tschechische Staat nicht mal 45% des Landes umfasst, und der slowenische Staat (wo die Slowenen die Mehrheit und das Sagen haben) 55%. Die Tschechen wären sicher begeistert gewesen. Du kannst auch die Schweiz als Beispiel nehmen, oder was Du willst.
Die meisten Völker wären nicht froh, wenn man ihnen, obwohl sie die große Mehrheit der Bevölkerung stellen, die Kontrolle über den größten Teil des Landes wegnehme.

Die Juden wären übrigens sicher auch nicht begeistert gewesen, wenn man das Land umgekehrt so aufgeteilt hätte, dass das das weitaus meiste Land einem arabischen Staat mit erheblicher jüdischer Minderheit gehört, und der Rest einem (relativ) kleinen jüdischen Staat. Hätte man nämlich auch gekonnt. Dann wäre weit weniger als das Drittel, das ihnen größenmäßig zugestanden hätte, unter ihrer staatlichen Kontrolle gewesen.

Wenn du ernsthaft der Meinung bist, die Gründung Israels war ein imperialistischer Akt von den US-Amerikanern und Briten, dann stellt sich mir natürlich die Frage, ob auch die Flucht der Juden aus Nazideutschland von eben jenen eingefädelt wurde.

Zur Erinnerung: Ich hatte Lord Balfour wie folgt zitiert:

„In Palästina schlagen wir noch nicht einmal vor, uns auch nur der Form halber die Wünsche der gegenwärtigen Bewohner des Landes anzuhören […] Die vier Großmächte sind dem Zionismus verpflichtet. Der Zionismus […] ist in den augenblicklichen Notwendigkeiten und für die Zukunft von weit größerer Bedeutung als die Wünsche und Meinungen der 700000 Araber, die zur Zeit in diesem historischen Land leben.“

Direkt darauf hatte ich dann geschrieben:

Das ist natürlich Imperialismus und Kolonialismus in reinster Form,

Könnte es vielleicht sein, dass mein Satz sich genau auf das Zitat bezieht, dem es ganz unmittelbar folgt?

Imperialistisch war, dass man - ohne die einheimische Bevölkerung zu fragen und ohne sich um ihre Wünsche zu kümmern - das Land erst zur Einwanderungsstätte für ein anderes Volk erklärt hat, und dass man dann - ungeachtet Mehrmehrheitsverhältnisse – das Land zum Großteil diesem anderen Volk geschenkt hat. Stell Dir vor, die Amerikaner hätten beispielsweise Afghanistan zum Einwanderungsland für Südamerikaner (oder wen auch immer) erklärt. Und dann hätte man das Gros des Landes auch noch der Minderheit der neu Eingewanderten schenken.

Mit den US-Amerikanern hat die Gründung Israels erst mal gar nichts groß zu tun. Und dass die Nazis durch ihren Massenmord und ihre Verfolgung der europäischen Juden wesentlichen Anteil an den Flüchtlingsströmen nach Palästina hatten, ist völlig unbestreitbar. Dass außerdem viele Juden kaum eine andere Chance hatten, da die westlichen Länder sie im Stich ließen (sie nicht aufnahmen), ist ebenfalls wahr. Und niemand macht den Juden, die in jener Zeit einfach nur ihr Leben retten wollten, einen Vorwurf. Die Politik davor und danach aber kann sehr wohl kritisiert werden. Auch die von Ben-Gurion und seinen Leuten.

Im Übrigen pflegten Ben-Gurion und seine Jewish Agency wohl - was nur eine Randbemerkung und ganz sicher keine Relativierung oder Täter-Opfer-Umkehr ist - eine ziemlich zynische Haltung auch gegenüber den europäischen Juden. Ben-Gurion setzte sich nur dort für ihre Rettung ein, wo ihre Rettung bedeutete, dass diese Juden nach Palästina und nicht etwa in ein anderes Land kamen. Der wohl bekannteste isralische Historiker, Tom Segev, führt dazu aus:

The agreement with the Nazis allowed the Jews to immigrate to only one place on earth - Palestine. Similarly, Bauer conceals the fact that David Ben-Gurion tended to oppose any attempt to rescue Jews during the Holocaust unless the destination was Palestine…The truth is that Ben-Gurion, first of all, regarded the extermination of Jews not as a crime against humanity or against the Jewish people but rather as a crime against the Zionist movement. On his part in rescue efforts during the Holocaust, Ben-Gurion himself wrote, in the 1950s, in a letter he sent to Kastner’s brother: „I was not an expert, even while the events transpired, on the issues involved in the rescue of the Jews of Nazi-occupied Europe, although, at the time, I headed the Zionist Executive. The focus of my activities during that period was the mobilization of the Jewish people in the demand for the creation of a Jewish state.“

Die New York Timeszitiert Ben-Gurion so:

If I knew that it was possible to save all the children of Germany by transporting them to England, and only half by transferring them to the Land of Israel, I would choose the latter, for before us lies not only the numbers of these children but the historical reckoning of the people of Israel.

Tatsächlich hatte Ben-Gurion zumindest in den frühen Jahren des Nazi-Regimes offenbar sogar der Rettung der Juden durch andere Länder entegegengewirkt, weil er meinte, diese schade dem Zionismus.

Nochmals (bevor ich jetzt kritisiert werde): Nicht Ben-Gurion ist für den Holocaust verantwortlich. Aber man sollte sich auch keinen romantischen Illusionen über die führenden Zionisten hingeben. Das waren rücksichtslose Nationalisten, so wie es auch in anderen Völkern viele rücksichtslose Nationalisten gab (und gibt). Für sie geht es vor allem um die nationale Idee. Der einzelne Mensch aus ihrem Volk ist für sie zweitranging, und Menschen aus anderen Völkern sind für sie fünftrangig,

Um dir nun, da du es offenbar eigenständig nicht schaffst, folgendes mitzuteilen:…Findest du in dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel.

Zum ersten: Es handelt sich bei dem, was Du zitierst, um eine Meinung, die von der Wikipedia zitiert wird, nämlich die von Benny Morris (und nicht etwa um allgemein anerkannte Fakten, die von der Wikipedia als solche ausgeben würden - auch wenn man das von Deiner Zitierweise her glauben könnte). Zweitens habe ich selbst zwei mal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Morris die ethnische Säuberung Palästinas verteidigt, wobei ich seine Argumentation für zynisch und sachlich für schwach halte. Seine Bemerkung hier bezieht sich wohl auf den Brief von 1937. Abgesehen davon, dass ethnische Säuberung so oder so ein schweres und nicht zu rechtfertigendes Verbrechen ist, wollte Ben-Gurion auch später die Vertreibung - nach Ende des Nazi-Regimes und lange nach der Peel-Kommission (was auch Morris zugibt). Und er wollte die Vertreibung zu einem Zeitpunkt, als diese (von Seiten der Briten bzw. später der UNO) nicht mehr zur Debatte stand. Und er wollte die Vertreibung möglichst aller Palästinenser. Zudem gehörte zu seinen Motiven auch ohnehin die Überzeugung, dass das ganze Land allein den Juden gehören solle (s.o.). All das hatte ich ja schon ausgeführt.

Übrigens erklärte Ben-Gurion unmittelbar vor den Vertreibungen selbst, dass nach seiner Meinung die meisten Araber die Teilung als „Fait accompli“ hingenommen hätten und nicht gegen die Juden kämpfen wollten. Der britische Hochkommissar warf Ben-Gurion vor, dass die Unruhen (direkt im Vorfeld der ethnischen Säuberung) nach seinem Eindruck vor allem von der jüdischen Seite ausgegangen seien, während die arabische Seite sich um Ruhe bemüht hätte.

Tatsächlich ist die Meinung, dass man die einheimische Bevölkerung los werden müsse, von früh an in der klassischen zionistischen Bewegung verankert und geht nicht erst auf Ben-Gurion, sondern schon auf Herzl zurück. Herzl sprach von einem „Exerzeptionswerk“, das man vollbringen müsse. (Allerdings lehnte er Gewalt ab und wollte sich der List und Täuschung bedienen.)

Im Übrigen würde ich an Deiner Stelle ein wenig tiefer stapeln. Du hast mir jetzt drei mal zu Unrecht vorgeworfen, ich hätte etwas falsch oder irreführend dargestellt. Einmal im Zusammenhang mit der Shuhada Street, dann mit dem Teilungsplan und nun, weil ich die Meinung von Morris (die in der Wikipedia zitiert wird) nicht explizit wiedergegeben habe.

Würdest du ähnlich kritisch mal mit deiner anscheinend geliebten Hamas, der du ja offenbar eher zutraust für den Frieden zu sein als Israel, wäre es echt angenehm.

Ich habe keine Lust, mich auf diesem Niveau zu unterhalten. Das ist reinste Polemik.

Tagebucheinträge und Aussagen teils völlig aus dem Kontext der Geschichte reißen…

Sage mir bitte, wo ich einen einen Tagebucheintrag oder eine Aussage aus dem Kontext gerissen hätte. Es besteht vielmehr eine hohe Konvergenz zwischen Tagebucheinträgen, Reden, Briefen und Handlungen, und sie gehen alle in dieselbe Richtung.

…aber der Terrororganisation Hamas, die in ihrer Gründungscharta schon die Vernichtung aller Juden (ja, nicht nur Israels) fordert, Kompromissbereitschaft attestieren.

Zumindest nach der Aussage des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter hatte sich die Hamas (die ich ganz sicher nicht „liebe“) friedensbereit erklärt, Israel jedoch nicht. Ansonsten halte ich es mit Uri Avnery: Auch die PLO hatte früher extreme Positionen gehabt und war dann bei Verhandlungen rasch bereit, sie zu ändern. Und vergisst eines nicht: Israel ist in einer Position der Stärke, weit mehr als umgekehrt. Ob es Tagebucheinträge gibt, die eine unredliche Absicht der Hamas beweisen, weiß ich nicht und kann es nicht ausschließen. Im Hinblick auf Ben-Gurion aber ist das immerhin gewiss.

Aber selbst wenn man mit der Hamas keinen Frieden machen will. Wieso muss man die Zivilbevölkerung bestrafen? Wie Amnesty International schreibt:

„Da auch viele grundlegende Nahrungsmittel den Importbeschränkungen unterliegen und die Preise für Lebensmittel in Gaza deshalb drastisch in die Höhe geschossen sind, leiden immer mehr Menschen, darunter vor allem Kinder, an Mangelernährung. So nehmen Blutarmut sowie Durchfallerkrankungen drastisch zu. 80 % der Bevölkerung Gazas hängen mittlerweile von internationalen Hilfslieferungen ab. Auch die Trinkwasserversorgung ist stark eingeschränkt. Ca. 150 000 Menschen haben keinen ständigen Zugang zu Trinkwasser.“

Und was darf alles nicht importiert werden?

„Elektronische Geräte (z. B. Kühlschränke, Waschmaschinen, Computer) Baumaterialien, Treibstoff, Autos und Ersatzteile, Waschmittel, Spülung, bestimmte Medikamente, Schuhe, Kleider, Stoffe, Faden, Nadeln, Matratzen, Laken, Decken, Öl, Mehl, Würstchen, Kaffee, Tee, Schokolade, Sesam, Nüsse, Grieß, Milchprodukte in großen Mengen, Besteck, Geschirr, Tassen, Gläser, Pfannen, Kerzen, Glühbirnen, Streichhölzer, Bücher, Stifte, Musikinstrumente, Tiere.“

Okay, nehmen wir mal an, man könne aus einem Kühlschrank und anderen elektronischen Geräten Bomben bauen - geschenkt. Aber aus Tee? Aus Schokolade? Aus Kaffee? Aus Büchern? Aus Musikinstrumenten? Aus Schuhen? Aus Kleidern? Aus Decken? Aus Fäden? Aus Mehl? Aus Geschirr? Ist das wirklich eine Notwehr gegen die Hamas? Ist das nicht exzessive Schikane und der Versuch, die Zivilbevölkerung in Geiselhaft zu nehmen?

Dabei ist die Faktenlage ja genau umgekehrt, die palästinensische - nicht die jüdische - Seite akzeptierte einen jüdischen Staat mit großen arabischen Bevölkerungsanteilen, während es einen judenreinen palästinensischen Staat gegeben hätte, nicht.

Ich verstehe Deinen Satz nicht, aber ich glaube ich weiß, was Du meinst. Die Wahrheit ist aber: Die arabische Seite akzeptierte die völlig ungerechte Grenzziehung womöglich wenigstens als „Fait accompli“ (so Ben-Gurion), während die jüdische Seite unter Ben-Gurion niemals bereit war, einen Kompromiss hinzunehmen. Jedes Zugeständnis war immer nur taktischer Natur. Wie er es wörtlich sagte, als es um die mögliche Zustimmung zu einem früheren Teilungsplan ging:

„The debate has not been for or against the indivisibility of Eretz Israel. No Zionist can forgo the smallest portion of Eretz Israel. The debate was over which of the two routes wold quicker lead to the common goal.“

Aber das ist natürlich auch nur mal wieder aus dem Zusammenhang gerissen. Was Ben-Gurion mit dieser und zahlreichen ähnlichen Aussagen in Wahrheit gewiss sagen wollte, war, dass ein Zionist gerne auch große Stücke von „Eretz Israel“ hergeben kann, und dass er selbst, Ben-Gurion, gerne bereit ist, das Land mit der einheimischen Bevölkerung zu teilen und ihr große Teile des Landes zuzugestehen.

Des Weiteren hat der Rückzug Israels aus dem Südlibanon und dem Gazastreifen gezeigt: Die Folge ist immer die Machtergreifung durch Terrororganisationen und darauf folgender Terror gegen Israel.

Zu beiden Fragen habe ich bereits relevante Quellen in früheren Beiträgen verlinkt, und ich werde mich nicht wiederholen.

Blut und Boden Ideologie?

Dass ein Volk ein Anrecht auf sein angestammtes Land hat und man es ihm nicht einfach gewaltsam entreißen darf ist ein völkerrechtliches Grundprinzip, das nichts das Geringste mit der Blut-und-Boden-Ideologie zu tun hat. Oder was glaubst Du was man beispielsweise davon halten würde, wenn eine ausländische Regierung zum Beispiel Großbritannien - oder große Teile des Großbritanniens - zum Besitz von Japanern oder Arabern oder Afrikanern machen würde? Oder was glaubst Du, wie die Schweizer es fänden, wenn man ihnen den Großteil der Schweiz wegnehmen wollte?

Mal die widerliche Behauptung Israel sei ein Produkt europäischen Imperialismus’ bei Seiten.

Was ist denn an dieser Behauptung widerlich? Sie ist doch absolut unstrittig richtig. Ich wüsste nicht, wer das negieren würde. Weißt Du denn irgendetwas über die Geschichte Israels? Ist Dir bewusst, dass Palästina nach dem 1. Weltkrieg britisches Mandatsgebiet? Ist Dir die Balfour-Deklaration ein Begriff, mit der die britische Regierung die Errichtung einer „Heimstätte für Juden“ im Mandatsgebiet Palästina legitimierte? Ist Dir bekannt, dass die Masseneinwanderung von Juden (gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung) nur mit Zustimmung und Förderung der britischen Kolonialmacht geschehen konnte? Ist Dir bekannt, dass die Aufstände der einheimischen Bevölkerung - die von den Briten brutal niedergeschlagen wurden - darin begründet waren, dass die einheimische Bevölkerung Angst hatte, dass man ihr ihr Land wegnehmen würde (was die Briten in offiziellen Berichten selbst feststellten)?

Der erste britische Hohe Kommissar, Sir Herbert Samuel, hatte noch versichert:

„Ich höre es vielerorts, dass die arabische Bevölkerung Palästinas niemals zustimmen wird, dass ihre heiligen Stätten und ihr Grund und Boden ihnen weggenommen und an Fremde weggegeben wird…Die Leute sagen, sie könnten nicht verstehen, wie die britische Regierung, die in aller Welt für ihre Gerechtigkeit gerühmt wird, ihr Einverständnis zu einer solchen Politik gegeben hat. Ich antworte darauf, dass die britische Regierung niemals dazu ihr Einverständnis gegeben hat und dies auch niemals tun wird…Wenn Maßnahmen nötig sind, um die muslimische und christliche Bevölkerung [also die Palästinenser] zu überzeugen, dass ihre Rechte wirklich gesichert sind, dann werden diese Maßnahmen ergriffen. Denn die britische Regierung, als Bevollmächtigte des Mandats für das Wohlergehen der Bevölkerung Palästinas, würde ihnen niemals eine Politik aufzwingen, von der diese Bevölkerung mit Recht annehmen könnte, sie sei ihren religiösen, politischen und wirtschaftlichen Interessen entgegengesetzt.“

In Wahrheit ist natürlich das genaue Gegenteil geschehen. Aber wie hatte Churchill es gesagt (s.o.)? Ein Hund habe ja auch kein Anrecht auf einen Zwinger, in dem er längere Zeit gelegen habe; daher sei auch nichts daran verkehrt, dass eben nun die einheimische Bevölkerung einer „stärkeren Rasse“ habe Platz machen müssen. Aber nein, das ist kein Rassismus und kein Kolonialismus. Und das britische Empire, das für die Masseneinwanderung der Juden nach Palästina gegen den Willen der ansässigen Bevölkerung zuständig war, hatte natürlich auch nichts mit Imperialismus zu tun. So etwas zu behaupten ist daher einfach nur widerlich.

Was ist denn dein Vorschlag?

Entweder eine Zwei-Staaten-Lösung gemäß dem internationalen Recht. Demnach hätte Israel fast das ganze Land, aber man würde den Palästinensern wenigstens noch den letzten Rest (das letzte gute Fünftel) lassen. Oder von mir auch eine Einstaaten-Lösung im gegenseitigen Einvernehmen mit Minderheiten-Schutz. Das sollen die Betroffenen für sich entscheiden. Tatsächlich halte ich es aber fast für wahrscheinlicher, dass es zur Vertreibung auch noch des Restes der Palästinenser kommt. Der jetzige Ministerpräsident Netanjahu hatte das ja schon lange vorgeschlagen. Er meinte, man habe das während des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 machen sollen. Die Welt wäre abgelenkt gewesen, und die Chance hätte man nutzen sollen. Es wird vermutlich wieder eine Gelegenheit kommen.

Es ist die Zerstörung des einzigen jüdischen Staates und wahrscheinlich damit einhergehend die Vertreibung oder Ermordung aller Juden aus dem Nahen Osten. Und deshalb ist Antizionismus antisemitisch, weil es den einzigen „sicheren“ Schutzraum für Jüdinnen und Juden weg haben möchte. Die Konsequenz wäre nichts Anderes als der feuchte Traum Eichmanns.

Abgesehen davon, dass ich ja überhaupt keine Abschaffung des Staates Israel möchte, halte ich dies für unsinnig. Es gibt viele Länder, in denen Juden in Sicherheit leben, und die Rechte etwa der Palästinenser dürften weit eher bedroht sein. Selbst im Gott-sei-bei-uns, dem Iran, leben übrigens Juden, undwie die angesehene Haaretz berichtet, wollen sie nicht mal für Geld weg. Es gibt auch keinen traditionellenarabischen Anti-Semitismus (der hat sich erst infolge des Nahost-Konflikts und anderer neuerer Konflikte entwickelt).

Am besten nennst du mir meine Propaganda-Quellen.

Wieso sollte ich? Ich bin der einzige, der hier ständig mit Quellen und Belegen arbeitet. Wobei ich möglichst neutrale Quellen wie z.B. die Wikipedia bevorzuge, damit nicht mal der Eindruck entsteht, ich würde mit gezinkten Karten spielen. Ich sehe nur, dass Du zahlreiche seltsame und definitiv falsche Aussagen machst.

Am witzigsten war tatsächlich der name wahrheit.doc von diesen Israelhassern. Diese verlinken auf ihrer Seite auch diesen netten Artikel, in dem in Frage gestellt wird, ob Eichmann Antisemit war. Natürlich ist BDS dabei, von welchen sich sogar Chomsky distanziert, da er BDS vorwirft gegen eine Zweistaatenlösung zu sein (jemanden den du bereits gegen mich ins Spiel brachtest, um zu begründen Antizionismus sei kein Antisemitismus).

Ich weiß nicht, was das mit unserer Diskussion zu tun hat. Weder habe ich mich (noch hast Du Dich) auf eine Seite namens „wahrheit.doc“ berufen, noch auf einen Artikel in „Der Semit“. Noch habe ich das BDS gut- oder schlecht geheißen. (Ich habe jedoch gesagt, dass hinter Boykott-Aktionen keineswegs unbedingt der Antisemitismus stehen muss.) Chomsky lehnt die BDS-Kampagne m.W. vor allem ab, weil er die Ziele für unrealistisch hält, und nicht weil er meint, dass sie antisemitisch seien.)
Nochmals: Was hat das aber alles mit unserer Diskussion zu tun?

Dein übriges Pamphlet können wir gerne in einem anderen Thread besprechen.

Soll ich einen Thread mit der Überschrift „Steht menag den Antideutschen nahe?“ eröffnen?

Im letzten Text sind mir ein paar Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, die ich natürlich bedaure. In zwei besonderen Fällen habe ich Extra-Klaus um Korrektur gebeten (Dank an Extra-Klaus), da ich statt “keine” “eine” geschrieben hatte, so dass der Sinn des Satzes sich in sein Gegenteil verkehrt hatte; im anderen Fall war ein Satz so schlecht formuliert, dass man nur ahnen konnte, was gemeint war. (Inhaltliche Änderungen in der Sache selbst gab es aber nicht.)

Ein paar Kleinigkeiten möchte ich noch ergänzen:

Zum einen will ich bezüglich der Ablehnung des Teilungsplans der Vereinten Nationen durch die Repräsentanten der Palästinenser darauf hinweisen, dass selbst dann, wenn man dies als einen Fehler begreift, dies keine ethnischen Säuberungen rechtfertigt. Man denke beispielsweise an den Bürgerkrieg in Jugoslawien. Falls die Vertreter einer der beteiligten ethnischen Gruppen beispielsweise einen bestimmten Plan ablehnt haben sollten, dann gibt das niemandem das Recht, die Bevölkerung zu vertreiben und zu enteignen. Abgesehen davon gilt natürlich, was ich zuletzt ausgeführt hatte.

Aber gut, lassen wir mal die Vertreibung der Palästinenser ganz beiseite und betrachten wir den Umgang Israels mit den Beduinen, und zwar heutzutage. Die Beduinen in Israel haben einen anderen Status als die Palästinenser. Sie dienen Israel teilweise sogar in der israelischen Armee. Es ist aufschlussreich zu sehen, wie Israel sie dennoch behandelt. Dabei konzentriere ich mich nur auf jene Beduinen, die israelische Staatsbürger sind. Ich zitiere wieder aus der Wikipedia:

[I]“Seit den 1960er Jahren versucht die israelische Regierung sowohl verstärkt jüdische Siedler zur Niederlassung zu bewegen, als auch die verbleibende beduinische Bevölkerung in teils dafür gegründete Städte umzusiedeln und Landenteignungen vorzunehmen.[8][9] Um juristisch gegen die nomadisch lebende Bevölkerung vorgehen zu können, wurde 1950 im Namen des Umweltschutzes das Grasen von Viehherden – die Beduinen züchteten seit Jahrhunderten insbesondere Ziegenherden in dieser Region – in großen Teilen des Negev verboten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) rief im Jahr 2008 zu einem sofortigen Stopp von Zerstörungen von Häusern von Beduinen auf sowie zu einer unabhängigen Untersuchung der diskriminierenden Behandlung. Laut Angaben von HRW hat Israel seit den 1970er Jahren tausende von solchen Häusern zerstört.[10]” [/I]

(Über die Beduinen, die [I][U]keine[/U][/I] israelischen Bürger sind, braucht man eh nicht zu reden. Für sie gilt laut demselben Wikipedia-Artikel: [I]“Nach Angaben des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) ist die Rate von Unterentwickeltheit bei beduinischen Gemeinden im Westjordanland doppelt so hoch wie bei Kindern im Gazastreifen. Fast die Hälfte der Kinder leide an Durchfall, welches eine der größten Todesursachen weltweit bei Kindern unter 5 Jahren ist. Nach Angaben des OCHA bewirken die israelischen Einschränkungen bzgl. dem palästinensischen Zugriff auf Agrarland in diesem Gebiet, dass tausende Menschen Hunger leiden.[13]”[/I] Aber das blenden wir wie gesagt mal aus.)

Oder sehen wir uns wieder an, was die Zeit dazu schreibt - wieder geht es allein um die Beduinen mit israelischer Staatsbürgerschaft:

[I]“In der Negev-Wüste leben Beduinen, die die israelische Regierung umsiedeln will. Anders als jüdische Siedlungen werden sie vor Raketenangriffen der Hamas nicht gewarnt.”[/I]

Die groß angelegte Zwangsumsiedlung dient angeblich nur dem Wohl der Betroffenen. Jedoch:

[I]“Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und die UNO finden, dass der Plan die Menschenrechte der Beduinen verletzt, die einst Nomaden waren, umherzogen und frei waren. Frei sind sie schon lange nicht mehr, sagt Sleman. Seine Familie besaß einst viel mehr Land. Nach und nach wurde sie enteignet, darf nur noch auf einem kleinen Teil davon leben und Äcker bewirtschaften…Die Regierung kesselt die Beduinen regelrecht ein, baut Straßen und jüdische Siedlungen um die kleinen Dörfer, sodass die Beduinen Stück für Stück ihr Land verlieren. Land, das wie in Palästina durch Israels umstrittenen Siedlungsbau immer kleiner wird.” [/I]

Ist das die Schuld der Hamas? Der PLO? Schwerlich.

Und um das klarzustellen: Mir geht es hier nicht darum, die “andere Seite” schönzureden oder reinzuwaschen. Mir ist völlig bewusst, dass das unsinnig wäre. Aber es scheint Leute zu geben, die im Fall Israels genau sehr einseitig sind und Israel für einen zutiefst humanen und gerechten Staat halten. Und die meinen, dass alles Böse stets nur Schuld der Araber sei. Diese Leute könnten sich mal Gedanken machen, wie dieses romantisierende Idealbild mit folgenden (beispielhaften!) Fragen und Sachverhalten vereinbar ist:

  • Wieso konnte mit Begin jemand Ministerpräsident werden, der mit dem Massenmord an unschuldigen Zivilisten prahlt?

  • Wieso konnte mit Schamir jemand Ministerpräsident werden, der einen UNO-Gesandten (Graf Folke Bernadotte) ermordete, welcher tausenden Juden in der NS-Zeit das Leben gerettet hatte?

  • Wieso konnte jemand wie Ariel Scharon Ministerpräsident werden, der nicht nur selbst Zivilisten ermordete, sondern indirekt für den Tod Tausender Zivilisten verantwortlich ist, indem er libanesische Milizen (die Phalangisten) in ein Flüchtlingslager ließ? [I]“After the massacre began, Israel assisted the killing by firing flares over the camp to provide illumination for the Phalangists (New York Times, 9/26/82). Recently declassified Israeli documents (New York Times, 9/17/12) show that when US officials pressed Sharon to order the militias out of the camps, he retorted, ‘If you don’t want the Lebanese to kill them, we will kill them.’”[/I] Eine offizielle israelische Untersuchung stellte fest, dass Scharon persönlich die Verantwortung für das Massaker trug - Ministerpräsident wurde er dennoch. Er hatte übrigens als Agrarminister eine “Sicherheitszone” für Israel gefordert, die von Indien bis Zentralafrika reichen sollte.

  • Wieso verübt(e) Israel zahlreiche Terroranschläge, und zwar keineswegs nur auf gefährliche Terroristen, sondern auch auf Unschuldige und zivile Ziele? (Dies belegen beispielsweise die Aufzeichnungen von Moshe Sharett, dem zweiten Ministerpräsidenten Israels. (Als Israel 1955 ein Passagierflugzeug entführte - es war wohl die erste Entführung eines zivilen Flugzeugs überhaupt - meinte Sharett: [I]“Dieses Land hat die Wahl, sich wie ein Rechtsstaat oder wie ein Raubstaat zu verhalten.”[/I])

  • Als der spätere Ministerpräsident Ehud Barak vor der Wahl von Gideon Levy gefragt wurde, was er wohl gemacht hätte, wenn er als Palästinenser geboren worden wäre, antwortete Barak ohne jedes Zögern, dass er Terrorist geworden wäre. (Schon Moshe Dajan, der legendäre General und Minister, hatte 1956 bezogen auf Terror aus dem Gaza-Streifen gesagt: [I]“Lasst uns heute die Mörder nicht verdammen. Was wissen wir denn von ihrem grausamen Hass auf uns? Sie müssen seit acht Jahren in den Flüchtlingslagern des Gazastreifens leben, während wir, gleichsam unter ihren Augen, das Land, in dem sie und ihre Vorfahren lebten, zu dem unseren machten.”[/I])

Entgegen dem, was Antisemiten und Philosemiten glauben, sind Juden nicht “besonders”. Es sind normale Menschen. Sie sind nicht schlechter und nicht besser als andere. Und dort, wo europäische Siedler in andere Länder kamen, haben sie die Leute dort kaum je gut behandelt. Sie waren ihnen kaum je dankbar, dass sie in deren Land leben konnten. Fast immer haben sie die einheimische Bevölkerung vielmehr enteignet und verdrängt (wenn nicht Schlimmeres). Das hat dann oft zu Gewaltreaktionen geführt. Diese mögen häufig kritikwürdig sein, aber man sollte Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Und anzunehmen, dass im Fall der jüdischen Siedler und der arabischen Urbevölkerung alles ganz anders war, ist schon etwas gewagt…

Bedingungslose Solidarität mit Israel, wie die Antideutschen es fordern? Das wäre eine Freifahrtkarte. Israel hat berechtigte und vernünftige Anliegen, mit denen man solidarisch sein kann. Aber nicht alles, was Israel tut, ist automatisch gut und der Solidarität würdig. Und es gibt auch andere Völke und Akteure, die ebenfalls berechtigte Anliegen haben. Warum beispielsweise sollte man mit Israel beispielsweise solidarisch sein, wenn es die Beduinen entwurzelt und ihnen die Heimat nimmt, die sie seit Jahrhunderten hatten?

[QUOTE=Enio;476241]Ja, auch wenn Du es mir nicht glauben magst: Das habe ich schon gemerkt. Aber stell Dir mal ein andere Beispile vor, wo ethnische Gruppen sich trennen könnten oder getrennt haben. Denke etwa an den Fall der Teschoslowakei. Stell Dir vor, die Tschechen hätten zwei Drittel der Bevölkerung ausgemacht und die Slowaken nur ein Drittel. Und jetzt stell Dir vor, jemand hätte die Grenzen so gezogen, dass der tschechische Staat nicht mal 45% des Landes umfasst, und der slowenische Staat (wo die Slowenen die Mehrheit und das Sagen haben) 55%. Die Tschechen wären sicher begeistert gewesen. Du kannst auch die Schweiz als Beispiel nehmen, oder was Du willst.
Die meisten Völker wären nicht froh, wenn man ihnen, obwohl sie die große Mehrheit der Bevölkerung stellen, die Kontrolle über den größten Teil des Landes wegnehme.[/QUOTE]

Wir reden hier von 10% Differenz, wovon ein Großteil die damals nicht nutzbare Negev-Wüste war. Du tust so als wäre es 90% zu 10%. Übertreib mal nicht. Wir wissen beide, dass dies nicht der Grund für die Palästinensischen Repräsentanten war, den Plan abzulehnen. Der Großmufti von Jerusalem, al-Husseini, Freund von Hitler, hatte es mit der Muslimbruderschaft, welche 1928 gegründet wurde, geschafft große Teile der Bevölkerung gegen Juden aufzubringen. Dies war die Ursache für die von dir beschönigten Aufstände gegen Juden, obwohl es damals die Briten waren, welche das Land besaßen. Die Nazis halfen dabei natürlich, siehe Radio Zeesen. Aber natürlich müsste man dafür mal ein Buch in die Hand nehmen, welches nicht von irgendwelchen Palästina-Aktivisten geschrieben wurde.

Diese Aufteilung gab es deshalb, weil die Gebiete in denen viele Juden lebten, auch viele Araber lebten. Des Weiteren hätte ein solcher Staat natürlich auch den Sinn eines jüdischen Staates verfehlt, den es spätestens seit der Shoa offensichtlich (!) benötigt.

[QUOTE=Enio;476241]Zur Erinnerung: Ich hatte Lord Balfour wie folgt zitiert:

„In Palästina schlagen wir noch nicht einmal vor, uns auch nur der Form halber die Wünsche der gegenwärtigen Bewohner des Landes anzuhören […] Die vier Großmächte sind dem Zionismus verpflichtet. Der Zionismus […] ist in den augenblicklichen Notwendigkeiten und für die Zukunft von weit größerer Bedeutung als die Wünsche und Meinungen der 700000 Araber, die zur Zeit in diesem historischen Land leben.“[/QUOTE]

Wenn du eine Erklärung von 1917 als Anlass nimmst, den israelischen Staat als Folge von imperialistischen Anliegen des britischen Staates zu betrachten, dann halte ich meine Frage für legitim. Aber besser noch. Auch hier ignorierst du wieder die Hälfte und da du hier ständig rumposaunst, ich hätte keine Ahnung vom Thema, wärend du hier der Professor wärst, dann muss man dir natürlich vorwerfen, dass dies Absicht ist. So wurde die Balfour-Erklärung ziemlich wohlwollen von arabischer Seite aufgenommen und begrüßt. Auch ein jüdischer Staat wurde nicht konsequent abgelehnt, sondern unter der Bedingung eines unabhängigen arabischen (! damals träumte noch niemand von einem palästinensischen) Staates akzeptiert. Die Behauptung die Balfour-Deklaration hätte notwendigerweise zu dem arabischen Antisemitismus geführt ist einfach falsch.

Ich bin mir sicher, hätte er später die Möglichkeit gehabt diese Aussage nie getätigt zu haben, er hätte es getan. Er warnte bereits 1933 vor Hitler, da er „Mein Kampf“ gelesen hatte. Ich vermute, dass die Unmöglichkeit für ihn das (oder noch Schlimmeres, wer weiß ob er schon an Auschwitz dachte?) zu verhindern, zu solchem Zynismus führte. Dies lässt du auch, obwohl es im Artikel direkt nach diesem Zitat steht, einfach weg:

Was this statement - which, surprisingly, Teveth does not publish - that of a cynic writing off the future of half of Germany’s Jewish children for the sake of a political aim, Jewish statehood? Or was it a desperate attempt to explain to his closest colleagues that without Jewish statehood in Palestine (itself impossible without massive and immediate immigration) no Jews anywhere in the world would be safe from a threat to their survival? One would very much like to believe the latter, though it would have been particularly helpful had Mr. Teveth been able to give us guidance on this point.

Es passt ja nicht ins Weltbild. Tatsächlich verstecken sich hier aber einige weitere Details, die du bisher (bewusst?) weggelassen hast. So verboten die Britin sogar wärend der Nazi-Zeit teilweise die Einreise von Juden. Ein großer Akt des britischen Imperialismus!

Dort steht übrigens ähnliches, was deine Zitierweise mal wieder relativiert:

I might add that, given Ben-Gurion’s Zionist convictions, there is nothing especially surprising about the sentiment he expressed on that occasion. Mr. Teveth rightly points out that, for Ben-Gurion the Zionist, only a Jewish state could provide an enduring and authentic resolution to the Jewish question. Any rescue operation outside the Zionist framework was - in Ben-Gurion’s words - ‚‚witch doctor’s medicine‘‘ that would only perpetuate the misery of the Jewish people. Indeed, at least in the early years of the Nazi regime, Ben-Gurion actively opposed any such rescue efforts, precisely because they might have resolved - or from the Zionist perspective, might have appeared to resolve - the Jewish question without a Jewish state. Unfortunately, on this crucial point Mr. Teveth repeatedly cites the failure of the 1938 Evian Conference to solve the problem of Jewish refugees as evidence that the West was indifferent to their fate, thereby confirming Ben-Gurion’s Zionist convictions.

Und genau da sieht man das Problem. Du siehst den Zionismus als einen weiteren Nationalismus an, so wie jeden anderen. Dass der Zionismus entstand, weil es immer offensichtlicher wurde, dass Juden diskriminiert werden, egal wie sehr sie sich assimilieren, die Notwendigkeit eines jüdischen Staates also ersichtlich wurde um die Juden zu schützen und nicht zum Selbstzweck, das ignorierst du natürlich

Das mag alles stimmen - in der Theorie. Die Fakten sagen andere Dinge. In Israel leben 20% Araber. In den umliegenden arabischen Staaten leben quasi keine Juden. Die ethnischen Säuberungen fanden 1948 nicht auf israelischer Seite statt. Circa 800000 Araber flohen aus dem heutigen Israel nach der Aufforderung von arabischen Staaten, da diese Israel vernichten wollten. Umgekehrt flohen circa genauso viele Juden aus den arabischen Staaten. Letztere wurden aber tatsächlich verfolgt und vertrieben, erstere gingen zum größten Teil von selbst um vor dem von arabischer Seite (!) angekündigten Krieg zu fliegen. Der Unterschied ist, dass der jüdische Staat die Juden aufnahm (das stimmt nicht ganz, vor dem Rückkehrgesetz durften nur wohlhabende und gut ausgebildete Juden einwandern) wären die arabischen Staaten dies natürlich nicht taten. Die übrig gebliebenen Araber im jüdischen Staaten bekamen die Staatsbürgerschaft, die vor den arabischen Streitkräften „geflohenen“ Araber sitzen seit dem in Flüchtlingslagern und werden von anderen Arabern diskriminiert. Aber daran ist natürlich auch Israel schuld. Dass es einen palästinensischen Staat bereits gibt, der nur nicht Palästina heißt, wird dabei auch großzügig ignoriert.

Um dich zu korrigieren: Im Artikel steht „Expropriationswerk“. Aber man merkt schon, dass es langsam absurder wird bei dir. Du zitierst mittlerweile Texte von 1895 (!), zu einer Zeit, in der ein Großteil der Juden noch nicht an Zionismus dachte und diesen auch ablehnte.

Das werfe ich dir weiterhin vor. Du sagtest die Shuhada Street wäre geschlossen worden, weil ein israelischer Terrorist ein Massaker beging. Dass sie derzeit seit und wegen der Intifada geschlossen ist hast du verschwiegen.
Du sprachst die ganze Zeit von 33%, die 55% des Landes erhielten. Tatsächlich hätten beide Staaten nahezu die selbe Bevölkerungsanzahl gehabt. Es wäre also ein minimaler Unterschied gewesen, welcher sich primär auf Wüste bezog.
Du zitierst Morris nur dann, wenn er dich bekräftigt, aber lässt die Teile weg, die deine Meinung relativieren.

[QUOTE=Enio;476241]Ich habe keine Lust, mich auf diesem Niveau zu unterhalten. Das ist reinste Polemik.

Sage mir bitte, wo ich einen einen Tagebucheintrag oder eine Aussage aus dem Kontext gerissen hätte. Es besteht vielmehr eine hohe Konvergenz zwischen Tagebucheinträgen, Reden, Briefen und Handlungen, und sie gehen alle in dieselbe Richtung.[/QUOTE]

Du wirfst mir seit 3 Posts nur vor, ich würde hier Israel-Propaganda glauben und verbreiten und hätte keine Ahnung. Das Niveau hast du gesenkt - nicht ich.
Außerdem reißt du die Aussagen aus dem Konext, indem du die geschichtliche Realität weglässt. Die hohe Konvergenz zwischen Tagebucheinträgen, Reden, Briefen und Handlungen habe ich übrigens noch nicht gesehen. Wo gab es denn diese üblen ethnischen Säuberungen an Palästinensern? Wer hat denn einen palästinensischen Staat akzeptiert und wer hat keinen jüdischen Staat akzeptiert?

Hier gibst du doch alles zu. Wärend der Jude seit 1895 natürlich die Meinung Herzels und Ben Gurions komplett teilt und alle Handlungen danach richtet traust du der Hamas und der PLO zu, die Aussagen von vor wenigen Jahren bereits zu ändern. Tatsächlich hast du garkeine Ahnung von einem der Hauptakteure, wie du ja auch in deinem letzten Satz hier offen zugibst. Es geht dir nur um Israel. Übrigens: Abbas relativierte in seiner Doktorarbeit den Holocaust, aber ist sicherlich trotzdem ein guter Verhandlungspartner. Wenn du also schreibst

Dann sagst du damit entweder, bei der Hamas und der Fatah, beim Großmufti von Jerusalem und der Muslimbruderschaft, wäre dies nicht gewiss, du wüsstest es nicht oder du willst es nicht wissen. Ich tippe auf letzteres, denn ersteres ist offensichtlich falsch und am zweiten Punkt hättest du ohne Probleme mittlerweile etwas ändern können - spätestens als ich dich darauf hinwies.

Muss schrecklich sein. Hasst du Ägypten eigentlich auch? Die haben den Gaza-Streifen ja auch zu gemacht.

[QUOTE=Enio;476241]Ich verstehe Deinen Satz nicht, aber ich glaube ich weiß, was Du meinst. Die Wahrheit ist aber: Die arabische Seite akzeptierte die völlig ungerechte Grenzziehung womöglich wenigstens als „Fait accompli“ (so Ben-Gurion), während die jüdische Seite unter Ben-Gurion niemals bereit war, einen Kompromiss hinzunehmen. Jedes Zugeständnis war immer nur taktischer Natur. Wie er es wörtlich sagte, als es um die mögliche Zustimmung zu einem früheren Teilungsplan ging:

„The debate has not been for or against the indivisibility of Eretz Israel. No Zionist can forgo the smallest portion of Eretz Israel. The debate was over which of the two routes wold quicker lead to the common goal.“

Aber das ist natürlich auch nur mal wieder aus dem Zusammenhang gerissen. Was Ben-Gurion mit dieser und zahlreichen ähnlichen Aussagen in Wahrheit gewiss sagen wollte, war, dass ein Zionist gerne auch große Stücke von „Eretz Israel“ hergeben kann, und dass er selbst, Ben-Gurion, gerne bereit ist, das Land mit der einheimischen Bevölkerung zu teilen und ihr große Teile des Landes zuzugestehen.[/QUOTE]

Taktiert haben damals alle Seiten. Dies einseitig auf Israel zu schieben ist einfach absurd. Das Taktieren nun Israel vorzuwerfen ist lächerlich.

Natürlich hat Ben Gurion aus taktischen Erwägungen heraus 1947 dem UN-Teilungsplan zugestimmt. Natürlich war der Plan für ihn „unannehmbar“. Natürlich ist Israel auch heute noch zu klein, wenn man das Staatsgebiet mit der Fläche der arabischen Staaten vergleicht und ins Verhältnis zur Zahl der Juden einerseits und der Araber andererseits setzt. Aber den politisch dämlichen Fehler, den Teilungsplan abzulehnen, hat die arabische Seite begangen. Soll Israel sich politische Klugheit und taktische Raffinesse vorwerfen lassen? Sind die Israelis schuld an der Blödheit der arabischen Führer?

Ein völkerrechtliches Grundprinzip ist es noch garnicht so lange. Du tust so als gäbe es hier eine tausendjährige Tradition was Grenzen ziehen angeht. Gewaltsam wurde hier übrigens garnichts entrissen, das behauptest du einfach.

Siehe oben.

Diese Politik wurde von anderen abgelehnt, weshalb sie nicht durchgesetzt wurde. Das hast du aber mal wieder weggelassen um so zu tun, als wäre dies eine Mehrheits(fähige) Meinung.

10000/80000000. Da sind die Juden relevant. Aber die 20% „Palästinenser“ in Israel sind ein Zeichen für die Unterdrückung. Die Juden im Iran müssen sich übrigens trotzdem an die islamistischen Gesetze halten. Dass die Rechte im Iran nicht bedroht sind, liegt eher daran, dass es dort keine Rechte gibt.

Da musst du schon konkreter werden. Antisemitismus in der arabischen Welt ist natürlich schon immer vorhanden gewesen (Mohammed und Medina waren hier die Ursachen aus dem Koran). Dieser war aber lange Zeit verpöhnt, bis er ab Ende des 19. Jahrhunderts langsam an Aufwind bekam. Spätestens seit der Gründung der Muslimbruderschaft 1928 kann man den Antisemitismus in der arabischen Welt, als Kern des Djihadismus, nicht mehr leugnen.

Das hast du verlinkt: http://www.salamshalom-ev.de/Docs/wahrheit.doc
Schau dir halt mal deine Quellen an: http://www.salamshalom-ev.de

Du hast dieses Thema angefangen, nicht ich?

Wenn dir das Thema so wichtig ist, machs doch. Ich verstehe nicht weshalb das eine Rolle spielt.

Es gab nie ethnische Säuberungen. Es gab keine Vertreibungen, wenn man mal den von arabischer Seite gestarteten Krieg beiseite lässt.

Wieso ist das aufschlussreich? Ich frage mich langsam wirklich was du sagen willst. Dass Staaten minderheiten diskriminieren? Wow. Was für eine Neuigkeit. Dass auch der israelische Staat nicht perfekt ist? Super! Klasse! Ich frage mich woher deine Israelbesessenheit kommt. Die Probleme, die du im folgenden ansprichst findest du in jedem Land auf der Erde und sind nicht besser oder schlechter in Israel gelöst. Es geht also langsam nur noch um deine Israelfixierung und dein Versuch den Staat Israel zu delegitimieren, da es auch hier Probleme gibt.

Wieso ist die israelische Regierung für die Leute im Westjordanland verantwortlich und nicht die palästinensische Autonomiebehörde? Dass die Kinder an Durchfall leiden, liegt vermutlich am schlechten Trinkwasser. Dies wiederrum liegt daran, dass sich die palästinensischen Vertreter weigern, sich an Abmachungen zu halten. Daran ist aber nicht Israel schuld.

[QUOTE=Enio;476423]Oder sehen wir uns wieder an, was die Zeit dazu schreibt - wieder geht es allein um die Beduinen mit israelischer Staatsbürgerschaft:

„In der Negev-Wüste leben Beduinen, die die israelische Regierung umsiedeln will. Anders als jüdische Siedlungen werden sie vor Raketenangriffen der Hamas nicht gewarnt.“[/QUOTE]

Die offensichtliche Diskriminierung (über die ich tatsächlich wenig weiß) beiseite. Bist du trotz Raketenangriffe der Hamas auf Beduinen der Meinung, dass die Hamas ein guter Verhandlungspartner ist? Oder ist das sowas selektives. Die Raketenangriffe können Israel ja nichts, die sind ja die starken. Wenns aber Beduinen trifft, ist Israel dran schuld.

Du hättest zum Beispiel einmal dazuschreiben können, womit die Zwangsumsiedlungen begründet werden. Aber Einseitigkeit ist ja dein Gebiet.

Das romantisierende Idealbild, welches du mir andichtest, habe ich nicht. Mir ist nur bewusst, dass Israel nicht schlechter ist, als irgendein anderer kapitalistischer Staat dieser Welt. Die Einseitigkeit musst du dir selbst vorwerfen.

  • Kohl sagte mal, die Juden würden den Holocaustausnutzen
  • Oettinger hatte seine Filbinger-Affäre
  • Schmidt war bei der Wehrmacht

Ehrlich. Such dir mal einen demokratischen Staat aus und geh die Liste der hochrangigen Politiker durch. Jeder dieser Politiker hatte seine Skandale. Dass dies besonders Staaten betrifft, welche erst eine relativ junge (demokratische) Geschichte haben ist logisch. Die von dir genannten Politiker haben sich alle als typische Realpolitiker erwiesen. Weder sonderlich besser noch schlechter als ähnliche Politiker aus anderen Staaten. Sharon zog sich zum Beispiel aus dem Gaza-Streifen zurück (was rückblickend betrachtet sicherlich ein Fehler war, die „liberalere“ Fatah wurde in kürzester Zeit von der Hamas aus Gaza eliminiert und die „Schwäche“ Israels führte zu fortlaufenden Raketenbeschüssen auf Israel, die leider nicht nur Juden, sondern auch Beduinen betreffen, wofür man nun Israel verantwortlich macht).

Die jüdischen Siedler im Nahen Osten sind sicherlich nicht vergleichbar mit europäischen Siedlern in Amerika.

@ menag: Diesmal antworte ich nur relativ kurz, da eine Diskussion offensichtlich keinen Sinn hat und ich auch keine große Lust habe, auf eine falsche Behauptung nach der nächsten einzugehen. Vieles wurde zudem schon gesagt, und ich will mich nicht wiederholen. Bereits die Tatsache, dass ich die ganze Zeit ständig Belege und Quellen anführe (darunter sehr viele neutrale), während Du fast immer einfach nur Behauptungen aufstellst, spricht für sich.

Na ja, zwischen 66% des Landes (wie es von der Bevölkerungsgröße den Palästinensern zugestanden hätte) und 44% (wie sie es bekamen) liegen mehr als 10 Prozentpunkte, nämlich 22 Punkte. Und 66 sind 50% mehr als 44 (Prozente nicht zu verwechseln mit Prozentpunkten).

Der Großmufti von Jerusalem, al-Husseini, Freund von Hitler, hatte es mit der Muslimbruderschaft, welche 1928 gegründet wurde, geschafft große Teile der Bevölkerung gegen Juden aufzubringen.

Nein, der Großmufti war kein Freund von Hitler, auch wenn sie sich mal getroffen haben. Und dass der Mufti nicht viele Anhänger hatte und keinen großen Aufstand bewirkt hatte, ist, meine ich, seit Simha Flapan anerkannt.

…wovon ein Großteil die damals nicht nutzbare Negev-Wüste war…

Dass man die Negev-Wüste bald nutzen können würde, war damals schon absehbar (so sah es auch Ben-Gurion) - und genau so kam es dann ja auch.

Diese Aufteilung gab es deshalb, weil die Gebiete in denen viele Juden lebten, auch viele Araber lebten.

Nein, man hat auch viele ganz überwiegend arabische Gebiete dem jüdischen Staat zugeschlagen.

Des Weiteren hätte ein solcher Staat natürlich auch den Sinn eines jüdischen Staates verfehlt, den es spätestens seit der Shoa offensichtlich (!) benötigt.

Was aber hat die einheimische Bevölkerung Palästinas damit zu tun? Wie der israelische Historiker Schlomo Sand fragte: Wenn Lord Blafour mit den in Russland verfolgten Juden sympathisierte, wieso hat er sie nicht in sein eigenes Land eingeladen, sondern in ein fremdes Land - ein Land, das einem anderen Volk gehörte? Und entsprechend konnten die Palästinenser auch nichts für den Holocaust (Netanjahu mag das anders sehen, aber damit ist er dann wirklich selbst unter „unverdächtigen“ Experten so gut wie völlig allein). Man hätte eine andere Lösung finden müssen, die nicht auf die Kosten Unbeteiligter geht.

Abgesehen davon ist der relative Anteil (!) der Sinti und Roma, die von den Nazis umgebracht wurden, m.W. ähnlich groß wie der der Juden. Brauchen die dann auch irgendeinen Staat für die Sinti und Roma? Mein Vorschlag: Wir machen Dänemark gewaltsam zur Kolonie und siedeln dort massenhaft Sinti und Roma an, ohne die Dänen zu fragen. Schließlich ist das Prinzip, dass man einem Volk nicht gewaltsam seine Heimat entreißen kann, in Deinen Augen ja nicht allzu viel wert.

Die Behauptung die Balfour-Deklaration hätte notwendigerweise zu dem arabischen Antisemitismus geführt ist einfach falsch.

Habe ich auch nirgendwo behauptet. Ich habe behauptet, dass die britische Politik in ihrer Gesamtheit (zu der auch die Balfour-Erklärung gehörte) erst die Masseneinwanderung und Verdrängung der einheimischen Bevölkerung ermöglicht hat - und das streitet auch niemand ab.

Ich bin mir sicher, hätte er später die Möglichkeit gehabt diese Aussage nie getätigt zu haben, er hätte es getan. Er warnte bereits 1933 vor Hitler, da er „Mein Kampf“ gelesen hatte. Ich vermute, dass die Unmöglichkeit für ihn das (oder noch Schlimmeres, wer weiß ob er schon an Auschwitz dachte?) zu verhindern, zu solchem Zynismus führte.

Und was macht Dich so sicher und warum vermutest Du das? Weil es nicht sein kann, dass Ben-Gurion ein ziemlich rücksichtsloser Nationalist war?

Dies lässt du auch, obwohl es im Artikel direkt nach diesem Zitat steht, einfach weg:

Ich habe nicht irgendwelche relevanten Fakten weggelassen, sondern die subjektive Meinung des Verfassers. Aber gut, zitieren wir diese Meinung gerne ausführlicher, wenn Du dies möchtest. Sie spricht nämlich auch nicht gerade für Deine These. Es fängt schon mit diesem Satz an: „One would very much like to believe the latter…“. Klingt schon etwas weniger überzeugt als Du. Aber machen wir weiter:

"Mr. Teveth is in no doubt that in regard to rescue, Ben-Gurion adhered to a ‚‚philosophy of what might be called the beneficial disaster.‘‘ This is almost exactly what the British playwright Jim Allen accused Ben-Gurion of in his play ‚Perdition,‘ which recently aroused such indignation among British Jews, myself included. Yet Mr. Teveth is emphatic that before the summer of 1944, when Ben-Gurion and his colleagues first appreciated the true scale of the Holocaust, he regarded it as ‚a relatively modest catastrophe that his Zionist concept defined as suitable for exploitation.‘’

Steht nicht gerade im Widerspruch zu dem, was ich gesagt hatte.

Und in der dritten Quelle heißt es:

Let me quote from another recent biography, Dan Kurzman’s ‚‚Ben-Gurion: Prophet of Fire‘‘ (1983):

‚‚The Jews could have only one destination -Eretz Yisrael. So in June 1938, shortly before Allied representatives met in Evian, France, to seek ways of rescuing Jews, Ben-Gurion frankly voiced his concern to colleagues in the Jewish Agency Executive. He did ‚not know if the conference will open the gates of other countries. . . . But I am afraid [ it ] might cause tremendous harm to Eretz Yisrael and Zionism. . . . Our main task is to reduce the harm, the danger and the disaster . . . and the more we emphasize the terrible distress of the Jewish masses in Germany, Poland and Rumania, the more damage we shall cause.‘ So be silent, Ben-Gurion cautioned his comrades. . . . And in the silence . . . Evian failed.‘‘

Zitat menag:

Dort steht übrigens ähnliches, was deine Zitierweise mal wieder relativiert:

Was steht dort? Unter anderem der Ausschnitt, den ich gerade zitiert habe - aber nichts Entgegengesetztes. Der Artikel entspricht völlig meiner Zusammenfassung (so wie die anderen auch). Und was heißt bitteschön „wieder mal“?

Zitat menag:

So verboten die Britin sogar wärend der Nazi-Zeit teilweise die Einreise von Juden. Ein großer Akt des britischen Imperialismus!

Das ist richtig - es gab solche Phasen. Das ändert aber nichts an den daran, dass Großbritannien die Einreise lange ermöglicht und gefördert hatte. Dass man in diesem Moment die Juden irgendwo hätte aufnehmen müssen - sei es nach GB oder wohin sonst - ist klar.

Und genau da sieht man das Problem. Du siehst den Zionismus als einen weiteren Nationalismus an, so wie jeden anderen. Dass der Zionismus entstand, weil es immer offensichtlicher wurde, dass Juden diskriminiert werden, egal wie sehr sie sich assimilieren, die Notwendigkeit eines jüdischen Staates also ersichtlich wurde um die Juden zu schützen und nicht zum Selbstzweck, das ignorierst du natürlich

Wieder mal eine Unterstellung. Der Zionismus ist dann - und nur dann - aggressiv, wenn er auf die Kosten anderer Völker geht. Das war aber bei Herzl und Ben-Gurion leider vorgesehen.

Das mag alles stimmen - in der Theorie.

Die Behauptung, dass die Palästinenser auf Geheiß der arabischen Führer geflohen sind, vertritt meines Wissens heute so gut wie niemand mehr. Im Gegenteil ist weitgehend allgemein anerkannt, dass die die Flucht der Palästinenser wesentlich mit ethnischen Säuberungen zu tun hatte. Selbst israelische Schulbücher scheinen die Mythen, die Du uns präsentierst, inzwischen großteils hinter sich gelassen zu haben. Siehe bei Bedarf auch die sehr ausführliche und kontroverse Diskussion unter diesem Artikel.

Die Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern ist - von wenigen Ausnahmefällen abgesehen - offenbar ein Mythos. Ihm widersprechen selbst führende israelische Historiker (hier und hier) - darunter auch Avi Shlaim, der selbst im Irak geboren wurde und mit seinen Eltern aus ihm ausgewandert ist. (Ja, die erste Quelle stammt ausnahmsweise von einer pro-palästinensischen Seite, aber der Autor beruft sich allein auf namhafte israelische Historiker.)

Die übrig gebliebenen Araber im jüdischen Staaten bekamen die Staatsbürgerschaft

…und lebten bis 1966 unter Militärrecht.

Um dich zu korrigieren: Im Artikel steht „Expropriationswerk“. Aber man merkt schon, dass es langsam absurder wird bei dir.

Ja, ich habe das Wort falsch wiedergegeben („Exerzeptionswerk“ anstatt „Expropriationswerk“) - entweder eine unverzeihliche Schlamperei oder sogar böse Absicht (wobei ich nicht sehe, welchen Nutzen ich davon hätte, zumal ich mich durch Verlinkung der Quelle selbst „überführt“ hätte). Das ist wirklich absurd bei mir.

Du zitierst mittlerweile Texte von 1895 (!), zu einer Zeit, in der ein Großteil der Juden noch nicht an Zionismus dachte und diesen auch ablehnte.

Wenn ich wissen will, wie Herzl gedacht hat, dann halte ich es für sinnvoll, auf seine Schriften zurückzugreifen - selbst wenn diese von 1895 stammen. Das liegt daran, dass es eben schon eine Weile her ist, dass Herzl gelebt hat. Ich weiß nicht, was an meinem Vorgehen falsch sein sollte. Ich hatte beschrieben, dass die Idee, der einheimischen Bevölkerung ihr Land abzunehmen bereits auf Herzl zurückgeht (wobei Herzl mit List und wirtschaftlichen Mitteln arbeiten wollte und Gewalt ablehnte) – und um das zu belegen habe ich auf Herzl verwiesen. Was ist daran verkehrt?

Du sprachst die ganze Zeit von 33%, die 55% des Landes erhielten. Tatsächlich hätten beide Staaten nahezu die selbe Bevölkerungsanzahl gehabt. Es wäre also ein minimaler Unterschied gewesen, welcher sich primär auf Wüste bezog.

Abgesehen davon, dass der jüdische Staat auch viel fruchtbares Küstengebiet bekam, scheinst Du nicht zu verstehen, dass der Prozentsatz an Land, den die beiden Staaten erhielten, und der Bevölkerungsanteil, den die beiden Staaten hatten, zwei völlig verschiedene Größen sind. Zwei Staaten können bevölkerungsmäßig genau gleich groß sein (gleich viele Einwohner haben), sich aber in ihrem Terretrium erheblich unterscheiden. Ich weiß immer noch nicht, wo ich in dieser Hinsicht etwas Falsches oder auch nur Irreführendes geschrieben haben sollte.

Du zitierst Morris nur dann, wenn er dich bekräftigt, aber lässt die Teile weg, die deine Meinung relativieren.

Ich habe Morris überhaupt nicht zitiert. Ich habe darauf verwiesen, dass selbst er die Vertreibung anerkennt, sie zugleich aber rechtfertigt.

Was die Al-Shuhada-Street angeht, so habe ich mich bereits ausführlich geäußert.

Diese Politik wurde von anderen abgelehnt, weshalb sie nicht durchgesetzt wurde. Das hast du aber mal wieder weggelassen um so zu tun, als wäre dies eine Mehrheits(fähige) Meinung.

Ich habe geschrieben, dass Netanjahu das vorgeschlagen hat - mehr nicht. Ich habe sogar die Quelle verlinkt, in der dies beschrieben wurde. Dass es damals noch keine Mehrheit (in der Politik) gab, ist mir bewusst. Inzwischen ist aber zumindest die Hälfte der Bevölkerung dafür. (Gut, die gestellte Frage wurde u.a. als etwas unspezifisch kritisiert - siehe Link -, aber zumindest die Tendenz ist kaum zu leugnen.) Und der israelische Außenminister würde am liebsten sogar die Araber mit israelischen Papieren los sein (oder jedenfalls einen Großteil von ihnen).

  • Kohl sagte mal, die Juden würden den Holocaustausnutzen
  • Oettinger hatte seine Filbinger-Affäre
  • Schmidt war bei der Wehrmacht

Ist das für Dich mit dem Massenmord an Zivilisten vergleichbar?

Nur um dies allgemein zu sagen: Dass ich mich hier auf unerfreuliche Aspekte Israels konzentriert habe, liegt nicht daran, dass ich abstreiten würde, dass es auch bei den Arabern genug zu kritisieren gäbe - das gibt es durchaus (aber weniger, als Du meinst). Es liegt daran, dass ich mit Dir als jemandem diskutiere, der die jüdische Seite reinwäscht und (so gut wie) alle Schuld bei den Arabern zu sehen scheint.

Ich könnte jetzt noch viel sagen zu dem, was Du schreibst, glaube aber, dass das keinen Sinn hat und lasse es sein. Es hat in meinen Augen auch wenig Nutzen, mit jemandem zu diskutieren, der Positionen vertritt, die von ein paar extremen Israel-Freunden abgesehen kein ernstzunehmender Historiker mehr vertritt, und die selbst in israelischen Schulbüchern überwunden sind.

Ob meine Haltung nun glaubwürdig ist oder eine „billige“ Ausflucht meinerseits darstellt, weil ich vom Thema nichts verstehe und nicht diskutieren kann, mag jeder für sich anhand der bisherigen Diskussion selbst entscheiden.

Auf seine initiative reisen vermutlich die Araber zum Massaker von Hebron. Er war arabischer Hauptsprecher der Peel-Komission. Er hatte eine führende Rolle als antibritischer und antijüdischer Agitator bei den „Aufständen“ 1936-1939. Seinen Einfluss und die Anhängerschaft zu leugnen ist absurd.

Ich habe geschrieben, dass in Gebiete in denen viele Juden lebte (nicht wo sie die Mehrheit bildeten) oft auch viele Araber lebten. Sehe grade das Problem nicht.

Wenn ich mich nicht täusche, gab es nie Bestrebungen von Sinti und Roma einen solchen Staat zu errichten. Wenn es ein gutes Konzept geben würde hätte ich damit recht wenig Probleme. Ansonsten ist hier halt mal wieder das selbe. Israel und die jüdischen Einwanderer in das heutige Israel kamen nicht von heute auf morgen. Die Idee entwickelte sich über Jahrzehnte und ziemlich schleichend und wurde nicht so ablehnend begegnet wie du es hier darstellst. Es war erst der arabische Antisemitismus, der die Idee eines jüdischen Staates in seiner heutigen Form konsequent ablehnte.

Dein Vorwurf ist also, dass sie die Einwanderung zuließen? Man hätte sie also an der Grenze erschießen sollen oder so?

Gegenfrage: Wieso bist du dir bei deiner Interpretation so sicher? Dass man es nicht weiß und nicht wissen kann, ist doch logisch. Es gibt aber gute Gründe nicht deiner Meinung zu folgen.

???

I might add that, given Ben-Gurion’s Zionist convictions, there is nothing especially surprising about the sentiment he expressed on that occasion. Mr. Teveth rightly points out that, for Ben-Gurion the Zionist, only a Jewish state could provide an enduring and authentic resolution to the Jewish question. Any rescue operation outside the Zionist framework was - in Ben-Gurion’s words - ‚‚witch doctor’s medicine‘‘ that would only perpetuate the misery of the Jewish people.

Nicht offensichtlich genug? Ben-Gurion gehe als Zionist davon aus, dass nur ein jüdischer Staat eine anhaltende Lösung der Judenfrage bereitstelle. Wenn dies der Ursprung des Gedanken ist, lieber 500000 Juden nach Israel zu holen, als doppelt so viele nach Großbritannien - wo diese ja in letzter Konsequenz genauso verenden würden - dann steht der von dir zitierte Satz mal wieder in einem anderen Licht. Aber statt dies eben mal zu nutzen und zu hinterfragen, ob es sinnvoll ist, einzelne Sätze zu nehmen um die ethnischen Säuberungen und das böse Israel herbeizureden, machst du genau weiter so. Du hättest schon längst bemerken können, dass es in vielen Fällen Interpretationssache ist, welche man nicht aus heutiger Sicht interpretieren kann, sondern im Kontext der Geschichte betrachtet werden muss.

Ist das Absicht? Du behauptest etwas und in der Quelle wird dir widersprochen. Morris redet übrigens von circa 200000-300000 palästinensischen Flüchtlingen, welche aus Angst vor der israelischen Armee flohen oder explizit vertrieben wurden. Die Mehrheit floh also bereits vorher und wie viele der übrigen nun flohen, weil das in Kriegen nun mal passiert und wie viele explizit von der israelischen Armee vertrieben wurden lässt sich vermutlich nicht genau aufschlüsseln. Dass dieser Krieg nie von israelischer Seite sondern von arabischer Seite angefangen wurde, lässt für dich trotzdem nur den Schluss zu, dass Israel daran schuld ist, obwohl Israel danach sogar Frieden anbot.

Sehe grad wirklich nicht, welcher „Mythos“ in diesem Text widerlegt wird? Findest du es jetzt schlimm, dass in israelischen Schulen nicht einseitig informiert wird, sondern auch Historiker zu Wort kommen, die andere Meinungen vertreten? Im Text selbst, wird dem Autor des Buches ja vorgeworfen zu unskeptisch bezüglich Nasser zu sein.

Kontroverse Diskussion? Und was willst du mir hiermit sagen?

Die Frage meinerseits war eher, wozu du nun noch Herzl aufgreifst. Dies war auch das, was ich als absurd bezeichnete.

Wie ich bereits sagte: Israel ist ein Staat wie jeder andere.

Woher weißt du das, wo du doch vor wenigen Posts noch selbst zugegeben hast, von den Äußerungen der Hamas (und anderen) nichts zu wissen? Du setzt dich extremst einseitig mit diesem Konflikt auseinander und denkst dabei du könntest einschätzen wie die Faktenlage ist. Ich habe hier von Anfang an, nachdem du von mir getriggert wurdest, eher den Gegenpart gespielt und deine Einseitigkeit durch eine andere Meinung ergänzt.

Du siehst so gut wie alle Schuld bei den Juden. Ich sehe die Realität. Und die zeigt derzeit einen demokratischen Staat Israel in dem Juden, Araber, Christen und Atheisten zusammen leben können. Daneben sehe ich einen de facto palästinensischen Staat Jordanien. Und dann gibt es noch Terrororganisationen, denen du anscheinend ganz Israel in die Hand geben würdest, an denen es natürlich viel weniger zu kritisieren gibt als an Israel.

[QUOTE=Enio;476504]Ich könnte jetzt noch viel schreiben zu dem, was Du schreibst, glaube aber, dass das keinen Sinn hat und lasse es sein. Es hat in meinen Augen auch wenig Nutzen, mit jemandem zu diskutieren, der Positionen vertritt, die von ein paar extremen Israel-Freunden abgesehen kein ernstzunehmender Historiker mehr vertritt und die selbst in israelischen Schulbüchern überwunden sind.
Ob das nun glaubwürdig ist oder eine „billige“ Ausflucht meinerseits darstellt, weil ich vom Thema nichts verstehe und nicht diskutieren kann, mag jeder für sich anhand der bisherigen Diskussion selbst entscheiden.[/QUOTE]

Du versuchst ja sowieso schon seit mehreren Posts eher ad-hominem statt sachlich. Für mich ists also auch in Ordnung das nun zu beenden.

Während des Aufstandes 1936-1939 ja; Husseinis Aufrufe gegen Ende der Mandatszeit hingegen bewirkten wenig. Ben-Gurion selbst kam im März 1948 zur Einschätzung, dass die meisten Araber nicht kämpfen wollten („the decisive majority of them do not want to fight us“). Sir Cunningham, der letzte britische Hochkommissar, erklärte gegenüber Ben-Gurion Anfang 1948, dass sich seiner Meinung nach die Araber sruhig verhalten würden, während die (jüdische) Hagana alles tue, um den Konflikt eskalieren zu lassen.

Ich habe geschrieben, dass in Gebiete in denen viele Juden lebte (nicht wo sie die Mehrheit bildeten) oft auch viele Araber lebten. Sehe grade das Problem nicht.

Es gab aber auch Gebiete, in denen wenig Juden und viele Araber wohnten, und die hat man auch dem jüdischen Staat zugeschlagen. Und die Gebiete, in denen sowohl viele Juden und Araber lebten, hat man offensichtlich sehr einseitig dem jüdischen Staat zugeschlagen – sonst hätte es mehr als 10.000 Juden im arabischen Staat gegeben.

Wenn ich mich nicht täusche, gab es nie Bestrebungen von Sinti und Roma einen solchen Staat zu errichten. Wenn es ein gutes Konzept geben würde hätte ich damit recht wenig Probleme.

Darf ein „gutes Konzept“ auch Kolonialismus und Masseneinwanderung gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung eingeschließen? Diese entscheidende Frage beantwortest Du nirgendwo.

Die Idee entwickelte sich über Jahrzehnte und ziemlich schleichend und wurde nicht so ablehnend begegnet wie du es hier darstellst.

So viel Zustimmung, wie Du sie behauptest, gab es m.W. nur in der Anfangszeit (wenn überhaupt). Das hat sich bald geändert; sicher nicht allein, aber eben auch aus Gründen, die die Wikipedia so beschreibt:

„Around 1920 Ben-Gurion began to call for Jewish labor in the entire economy, and labor Zionism started striving for an absolute segregation of the Jewish and Arab national communities. In this way ‚Jews and Arabs […] would live in separate settlements and work in separate economies‘.[14] Ben-Gurion used the 1929 Palestine riots and the 1936 general strike[clarification needed] as opportunities to further enforce his drive for Jewish labor.[15][16] In 1930 the Hope Simpson Report blamed the Jewish labor policy for the grave unemployment in the Arab sector.[17] According to Flapan in 1933 the Histadrut launched its first campaign to remove Arab workers form the cities. In many cases the removal of Arab workers ‚took the form of ugly scenes of violence‘. Reports of this in the Jewish and Arab press ‚created an atmosphere of unprecedented tension‘.[18]“

Dein Vorwurf ist also, dass sie die Einwanderung zuließen? Man hätte sie also an der Grenze erschießen sollen oder so?

Unglaublich, nicht? Ich fordere, dass nicht eine fremde Kolonialmacht, die ein Land gegen den Willen der Bevölkerung beherrscht, bestimmen können soll, wer in das Land kommt - sondern das jeweilige Volk selbst, dem das Land seit Menschengedenken gehört. Und darüber, ob so viel neue Leute in das Land kommen sollen, dass die einheimische Bevölkerung am Ende das meiste Land verliert.

Gegenfrage: Wieso bist du dir bei deiner Interpretation so sicher? Dass man es nicht weiß und nicht wissen kann, ist doch logisch. Es gibt aber gute Gründe nicht deiner Meinung zu folgen.

Aufgrund der von mir angegebenen Quellen, die dies konkret nachweisen. Siehe meinen letzten Beitrag, und siehe vor allem den letzten Teil der dritten Quelle.

Nicht offensichtlich genug? Ben-Gurion gehe als Zionist davon aus, dass nur ein jüdischer Staat eine anhaltende Lösung der Judenfrage bereitstelle. Wenn dies der Ursprung des Gedanken ist, lieber 500000 Juden nach Israel zu holen, als doppelt so viele nach Großbritannien - wo diese ja in letzter Konsequenz genauso verenden würden - dann steht der von dir zitierte Satz mal wieder in einem anderen Licht. Aber statt dies eben mal zu nutzen und zu hinterfragen, ob es sinnvoll ist, einzelne Sätze zu nehmen um die ethnischen Säuberungen und das böse Israel herbeizureden, machst du genau weiter so.

Gut, dann formuliere ich es mal so: Ben-Gurion hat offenbar zeitweise gegen die Rettung von Juden opponiert, weil er meinte, dass die Rettung von Juden durch andere Länder gegen die Interessen des Zionismus gerichtet sei, und dass dies wiederum langfristig erst recht zu Lasten der Sicherheit der Juden gehe. Ich finde diese Haltung dennoch zynisch und erschreckend, muss ich zugeben. Und dass ich Ben-Gurions „edles“ Motiv, dass er letztlich den Juden nutzen und sie vor angeblich Schlimmerem bewahren wollte, nicht explizit erwähnt habe, macht meine Aussage nicht wirklich inakkurat.

Ist das Absicht? Du behauptest etwas und in der Quelle wird dir widersprochen. Morris redet übrigens von circa 200000-300000 palästinensischen Flüchtlingen, welche aus Angst vor der israelischen Armee flohen oder explizit vertrieben wurden. Die Mehrheit floh also bereits vorher und wie viele der übrigen nun flohen, weil das in Kriegen nun mal passiert und wie viele explizit von der israelischen Armee vertrieben wurden lässt sich vermutlich nicht genau aufschlüsseln. Dass dieser Krieg nie von israelischer Seite sondern von arabischer Seite angefangen wurde, lässt für dich trotzdem nur den Schluss zu, dass Israel daran schuld ist, obwohl Israel danach sogar Frieden anbot.

Weißt Du, wie man mit Quellen arbeitet? Ich habe einen Ausschnitt auf der Wikipedia verlinkt, um zu zeigen, dass die Tatsache, dass es im großen Stile zu ethnischen Säuberungen kam, heute so gut wie unbestritten ist - ganz im Gegensatz zu Deiner Meinung. Wie viel Menschen genau vertrieben wurden und welche Fluchtursachen genau in welchem Ausmaß eine Rolle spielten, ist dabei im Detail umstritten.
Eine Meinung (von mehreren), die in der Wikipedia in diesem Zusammenhang wiedergegeben wird, ist die von Benny Morris. Erstens sehe ich nicht, wo ein grundlegender Widerspruch zwischen mir und Morris bestehen soll - abgesehen davon, dass Morris eh seine Meinung verschärft hat und den Gedanken der systematischen Vertreibung weit stärker betont als früher.
Zweitens ist es auch völlig irrelevant. Ich habe auf die Wikipedia verlinkt um zu zeigen, dass (wie ich schrieb) „Die Behauptung, dass die Palästinenser auf Geheiß der arabischen Führer vertrieben wurden, meines Wissens heute so gut wie niemand mehr [vertritt]. Im Gegenteil ist weitgehend allgemein anerkannt dass die die Flucht der Palästinenser wesentlich mit ethnischen Säuberungen zu tun hatte.“

Wenn ich in diesem und genau diesem Zusammenhang auf die Wikipedia verweise, kommt es darauf an, dass dieser meine Aussage von der Wikipedia gestützt wird (was der Fall ist). Es ist nicht notwendig, dass alle meine Ansichten im Allgemeinen mit denen von Morris oder den Meinungen von allen anderen Leuten, die dort erwähnt werden, in allem übereinstimmt. Wichtig ist nur, dass meine Behauptung durch den Wikipedia-Artikel gestützt wird.

Zu den Fluchtursachen und der israelischen Friedensbereitschaft gleich noch ein Wort. Es sei hier nur schon die Frage erlaubt, wieso ein Großteil der Vertreibungen bereits passierte, noch bevor der Krieg mit den Nachbarn ausbrach.

Sehe grad wirklich nicht, welcher „Mythos“ in diesem Text widerlegt wird?

Na, solche wie die, die Du weiter oben äußerst:

Es gab nie ethnische Säuberungen. Es gab keine Vertreibungen, wenn man mal den von arabischer Seite gestarteten Krieg beiseite lässt.

Die ethnischen Säuberungen fanden 1948 nicht auf israelischer Seite statt. Circa 800000 Araber flohen aus dem heutigen Israel nach der Aufforderung von arabischen Staaten, da diese Israel vernichten wollten.

Aber inzwischen scheinst Du es ja selbst besser zu wissen. Du schreibst ja:

…und wie viele explizit von der israelischen Armee vertrieben wurden lässt sich vermutlich nicht genau aufschlüsseln…

Dass Du das (inzwischen) offenbar selbst einsiehst, ist schön, aber Du könntest das auch als Meinungsänderung explizit machen; zumal Du mir ja in bald jedem Beitrag - zu Unrecht - intellektuelle Unredlichkeit vorwirfst (was ich m.W. mit Dir nie getan habe).

(Nur zur Info noch: Dass Israel stärker war als die kleinen arabischen Armeen, die gegen es kämpften, und dass es mit dem stärksten Gegner, Transjordanien, ohnehin ein - mithilfe von Golda Meir ausgehandeltes - Geheimabkommen hatte, ist heute praktisch unbestritten.)

Kontroverse Diskussion? Und was willst du mir hiermit sagen?

Dass bei der Diskussion sowohl Leute mitgemacht haben, die sehr prozionistisch sind wie solche, die Zionismus-kritisch sind.

Die Frage meinerseits war eher, wozu du nun noch Herzl aufgreifst. Dies war auch das, was ich als absurd bezeichnete.

Weil Herzl als der Begründer des Zionismus gilt und weil es – jedenfalls für mein Empfinden - nicht ganz uninteressant ist, dass bereits ganz früh in der zionistischen Tradition das Bedürfnis herrschte, die einheimische Bevölkerung loszuwerden.

Wie ich bereits sagte: Israel ist ein Staat wie jeder andere.

Gut, dann zitiere ich mal was die Wikipedia über den Außenminister Avigdor Liebermann schreibt.

Tamar Gozansky, ehemalige Abgeordnete der kommunistischen Chadash-Fraktion in der Knesset, [17] behauptete 2006 in einem in der Zeitung Jedi’ot Acharonot veröffentlichten Artikel, dass Lieberman nach seinem Eintritt in die Regierung als Minister für nationale Bedrohungen gefordert habe, den Konflikt mit dem Iran und anderen Staaten der „Achse des Bösen“ zu eskalieren, um unter diesem Deckmantel ethnische Säuberungen in Israel durchführen zu können.[18]

Lieberman nennt die israelischen Araber (Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft) eine „Fünfte Kolonne“. Er und seine Partei fordern ihre Deportation („Transfer“).[20] Liebermans Plan sieht vor, zehntausenden israelischen Arabern die Staatsbürgerschaft zu entziehen und sie „mit den Arabern im Westjordanland wieder zu vereinigen.“[21] Die übrigen israelischen Araber sollen einem Loyalitätstest unterzogen werden, um zu entscheiden, ob sie in Israel bleiben dürfen.[22] Israelische Siedlungen im Westjordanland sollen annektiert werden, kleinere arabisch besiedelte Gebiete in Israel könnten an das Westjordanland abgetreten werden.[23]

Schon kurz nach seiner Einwanderung soll er Mitglied der Likud-Studentengruppe Kastel geworden und nachts mit Fahrradketten und Stacheldraht auf „Araber-Jagd“ gegangen sein.[24]

Israels radikale Rechte behauptet, dass er 1979 für einige Monate Mitglied der 15 Jahre später verbotenen rechtsextremistischen Kach-Partei gewesen sei.[25]

2001 gestand Lieberman, einem zwölfjährigen Jungen, der seinen Sohn angegriffen hatte, ins Gesicht geschlagen zu haben. Der Vorfall ereignete sich 1999 in der israelischen Siedlung Nodkim. Nachdem sein Sohn ihm von dem Angriff erzählt hatte, spürte Lieberman dem Jungen auf und schlug ihn zu Boden. Anschließend zerrte er den Jungen zu seinem Elternhaus in Tekoa und drohte damit, ihn wieder zu attackieren, würde der Junge zurück nach Nodkim kommen. Er wurde wegen tätlichen Angriffs und Drohung schuldig gesprochen.[26][27]

Seit 2002 forderte Lieberman die israelische Armee dazu auf, in Gaza »keinen Stein auf dem anderen zu lassen« und auch zivile Ziele wie Geschäfte, Banken und Tankstellen „dem Erdboden gleichzumachen“.[28]

2003 schlug Lieberman als Verkehrsminister in der Knesset vor, freigelassene palästinensische Gefangene mit Bussen an einen Ort zu bringen, „von dem aus sie nicht zurückkehren“. Anderen Quellen zufolge soll er vorgeschlagen haben, die Gefangenen im Toten Meer zu ertränken.[29]

2006 forderte Lieberman in der Knesset, Abgeordnete, die mit der Hamas zusammenarbeiten, als Landesverräter vor Gericht zu stellen und hinzurichten.[30]

Am 19. Januar 2007 bezeichnete er Amir Peretz, den israelischen Verteidigungsminister und Vorsitzenden der Arbeitspartei, nach dessen Rede vor dem Awoda-Zentralkomitee im israelischen Radio als „dumm“ und als „Rassisten“, weil dieser die Berufung von Ghalib Mudschadala zum ersten arabischen Minister in Israel vorantreibe und dies als Antwort auf „Liebermans Rassismus“ bezeichnet habe. Diesen Kommentar machte er einem Haaretz-Bericht zufolge, bevor Mudschadalas Kandidatur als Wissenschafts-, Kultur- und Sportminister vom Zentralkomitee der Arbeitspartei angenommen wurde.[31]

Schon zu Beginn von Liebermans Amtszeit als Außenminister erklärte er den Friedensprozess mit den Palästinensern als beendet und schlug damit alle vorangegangenen Verhandlungen über den Nahost-Konflikt in den Wind.[32] Mit seinen Äußerungen löste er international Empörung aus.

2014 forderte Liebermann als israelischer Außenminister eine Wiedereroberung des Gazastreifens.[33]

Im Zusammenhang mit dem Wahlkampf 2015 äußerte Liebermann: „Bei denen, die gegen uns sind, kann man nichts machen, wir müssen eine Axt nehmen und ihnen den Kopf abhacken. Andernfalls überleben wir hier nicht“. Daraufhin warf ihm der arabische Knesset-Abgeordnete Ahmad Tibi gedankliche Nähe zu den Terroristen des IS vor.[34]

Israelische Medien und Politiker nennen Lieberman zum Teil rassistisch, rechtsradikal und faschistisch[35]. Akiva Eldar kommentierte 2006 in der Haaretz, dass ein Vergleich Liebermanns mit Jörg Haider ungerecht sei – und zwar für den FPÖ-Politiker.[36] Einige Kommentatoren meinen, dass sich Lieberman mit seinen Ansichten in Israel durchaus im Rahmen des politischen „Mainstreams“ bewege.[37] Nur fünf Abgeordnete der Arbeitspartei stimmten gegen die Aufnahme von Lieberman und seiner Partei in die Regierungskoalition.[38]

Und Du kannst mir (oder Dir selbst) zwei Fragen beantworten: a) In welchem demokratischen Land gibt es einen vergleichbaren Außenminister? Und was mich noch viel mehr interessiert:b) Wenn ein deutscher oder auch französischer Außenminister so gegenüber den Juden eingestellt wäre wie Liebermann gegenüber den Arabern: Würde man ihn dann als Antisemiten bezeichnen oder nicht?

Aber ja, Israel ist in einer kritischen Situation - und überhaupt. Also kein Grund zur Beunruhigung.

Woher weißt du das, wo du doch vor wenigen Posts noch selbst zugegeben hast, von den Äußerungen der Hamas (und anderen) nichts zu wissen?

Das habe ich nie geschrieben. Ich hatte geschrieben:

Zumindest nach der Aussage des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter hatte sich die Hamas (die ich ganz sicher nicht „liebe“) friedensbereit erklärt, Israel jedoch nicht. Ansonsten halte ich es mit Uri Avnery: Auch die PLO hatte früher extreme Positionen gehabt und war dann bei Verhandlungen rasch bereit, sie zu ändern. Und vergisst eines nicht: Israel ist in einer Position der Stärke, weit mehr als umgekehrt. Ob es Tagebucheinträge gibt, die eine unredliche Absicht der Hamas beweisen, weiß ich nicht und kann es nicht ausschließen. Im Hinblick auf Ben-Gurion aber ist das immerhin gewiss.

Ich glaube, der Sinn ist nicht sehr schwer zu verstehen. Ob die Angebote der Hamas nur Schein-Angebote sind, wissen wir nicht; dafür hingegen, dass die Angebote Ben-Gurions nur Scheinangebote waren, spricht sehr viel.

Du setzt dich extremst einseitig mit diesem Konflikt auseinander und denkst dabei du könntest einschätzen wie die Faktenlage ist. Ich habe hier von Anfang an, nachdem du von mir getriggert wurdest, eher den Gegenpart gespielt und deine Einseitigkeit durch eine andere Meinung ergänzt.

Na, wenn Du es so siehst…

Ich sehe die Realität. Und die zeigt derzeit einen demokratischen Staat Israel in dem Juden, Araber, Christen und Atheisten zusammen leben können.

Und ich sehe halt auch, wie dieser Staat entstanden ist (okay, das ist Geschichte) und wie er mit seinen Nachbarn umgeht; und mit den Menschen, deren Land er besetzt hält. Aber ja, für Dich ist das ja eh alles die Schuld der Palästinenser. Selbst wenn israelische Gesetze oder Praktiken offensichtlich die Ursache sind (etwa oftmals bei der Wasserverteilung oder bei Bodenrechten) - es sind immer die Araber. Nur ein Beispiel (unter tausenden). Amnesty International schreibt:

Israelische Besatzungssoldaten verhindern mit Gewalt, dass die 500 Einwohner des Dorfs Nabi Saleh in der Nähe von Ramallah im Westjordanland ihre Wasserquelle benutzen können. Die Palästinenser brauchen das Wasser für Haushalt und Landwirtschaft. Seit 2009 protestieren sie jede Woche gegen die Besatzungsmacht. Das israelische Militär reagiert auf diese Proteste häufig mit exzessiver Gewalt, auch mit scharfer Munition. Die israelischen Sicherheitskräfte haben zahlreiche Dorfbewohner verletzt und einige sogar getötet. Außerdem kommt es immer wieder zu willkürlichen Verhaftungen.

Das Leben der Menschen in Nabi Saleh ist ein täglicher Kampf um den Zugang zu Wasser und zu ihrem Ackerland. Ihre Wasserquelle liegt in einem Gebiet, das Israel besetzt hat. Seit einigen Jahren ist die Lage der Dorfbewohner dramatisch: Sie werden von der Besatzungsmacht mit Gewalt daran gehindert, zu ihrer Wasserquelle zu gelangen, die sie seit jeher für den Haushalt und die Landwirtschaft nutzen.

Die Besatzungsmacht versucht außerdem, den Bewohnern von Nabi Saleh das Menschenrecht auf Demonstration zu verwehren. Die israelische Regierung sorgt nicht dafür, dass die rechtswidrigen Übergriffe der Sicherheitskräfte auf gewaltfreie Demonstranten unterbunden werden. Sie stellt auch die für Tötungen Verantwortlichen nicht vor Gericht.

Aber gut: Entweder es ist gar nicht so schlimm, oder auf Umwegen eben doch wieder die Schuld der Palästinenser. Israel macht nichts gravierend falsch. Es sind immer nur die Araber selbst. Wer das bezweifelt ist einseitig und unrealistisch.

Und was die Wikipedia schreibt schreibt ist auch irrelevant:

„While many Palestinians living in rural communities have no access to running water, Israeli settlers who export their products have irrigated farms, lush gardens and swimming pools. The 450,000 settlers use as much or even more water than all 2.3 million Palestinians together.[52] Many Palestinians have to buy water from Israel, of often dubious quality, delivered with tanker trucks at very high prices. Water tankers are forced to take long detours to avoid Israeli military checkpoints and roads which are out of bounds to Palestinians, resulting in steep increases in the price of water.[52]“

Das Argument ist natürlich nichts wert. Schließlich hast Du mir ja eine mir unbekannte Seite verlinkt, die beweist, dass das erstens halb so schlimm und zweitens - wie sollte es ander sein - eh nur ganz allein die Schuld der Palästinenser selbst ist. Was fällt es da noch ins Gewicht, dass die Wikipedia sich auf ein Studie von Amnesty International berufen kann. In Wahrheit ist alles ganz anders, und Israel ist wieder unschuldig. Die Besatzen sind aggressiv, während die Besatzer gerecht und wohlwollend ist. Die Besatzen sind an ihrem Elend alleine selbst schuld, weil sie in ihrer Dummheit oder Bosheit die Besatzungsmacht daran hindern, ihnen Gutes zu tun. So argumentiert jede Besatzungsmacht. Und manche Leute glauben es auch noch - selbst wenn wohl so ziemlich alle unabhängigen Beobachter das Gegenteil berichten.

So, und nun um nochmals zu der Behauptung zurückzukommen, dass es keine Vertreibung gab. Ich zitiere hier Iain Lustick, und die zitierten Stellen dürften im Wesentlichen unbestritten sein in der akademischen Welt:

"Experts on the region had long been aware that there was little truth to official
Israeli accounts of the refugee question, and virtually none to Prime Minister
David Ben-Gurion’s famous claim - made in the Israeli Parliament in 1961—
that Palestinians left the country on orders from their leaders or in response to
radio broadcasts from Arab states urging them to leave and make way for the
Arab armies. Even before the (still-partial) opening of the Israeli archives in the
early 1980s, it was widely known in academic circles that the causes of the
‚displacement‘ of seven-eighths of the Arabs living in the territory that became
the Jewish state primarily lay in the weakness of Arab elites and the terror of a
population panicked into flight by massacres, bombardments, intimidation and
forced evacuations. These were actions carried out under a general umbrella of
protection and encouragement from Ben-Gurion and other political leaders, but
with varying degrees of brutality and effectiveness depending on the time and
location of the fighting and the inclinations of local commanders.

Previous accounts of the ‚War of Independence‘ were written in the 1950s and 1960s by
official Israeli military historians such as Netanel Lorch, journalists and Israeli
intelligence-service operatives, such as Jon and David Kimche, and political and
military heroes of the war, most notably Palmach commander Yigal Allon and
Ben-Gurion…These authors knew how prominent a role was played by various forms of
‚ethnic cleansing‘ and they employed a variety of strategies to avoid having to
share this knowledge with their readers. Some simply did not mention the fate
of the Arab inhabitants of the country or the causes for their displacement. In
Lorch’s nine-page index, for example, there is no listing for ‚refugees‘ or ‚Arab
refugees‘. Indeed, the matter is not discussed anywhere in his 450-page book,
The Edge of the Sword: Israel’s War of Independence, 1947-1949 (G. P.
Putnam’s Sons, 1961). Another tactic employed by authors of the ‚official
version‘ was to focus on Haifa, where, remarkably and almost uniquely, some
local Jewish officials tried, unsuccessfully, to persuade Arabs not to leave.
A more general and ultimately more important tactic - employed by virtually
all of these authors, including Ben-Gurion and the Kimches - was to present
their accounts as the heroic struggle of a peaceable and reasonable Jewish
‚David‘ against a ‚Goliath‘ comprising an implacably and monolithically hostile
Arab world allied with the fading, but treacherous, resentful and still-powerful
British Empire. "

„He [Shlaim] has also undertaken important research on Ben-Gurion’s rejection, in 1949, of offers from the short-
lived government of General Husni Zaim in Syria to make peace and resettle 300,000 Palestinian refugees.“

Alsdann wird Jitzchack Rabin (General im Unabhängigkeitskrieg 1948 ) wörtlich wie folgt zitiert:

"We walked outside, Ben-Gurion accompanying us. Allon [head of the
Palmach] repeated his question: ‚What is to be done with the population?‘.
B.G. [Ben-Gurion] waved his hand in a gesture which said, ‚Drive them
out!‘ … Allon and I held a consultation. I agreed it was essential to drive
the inhabitants out. We took them on foot towards the Bet Horon Road …
‚Driving out‘ is a term with a harsh ring … Psychologically, this was one of
the most difficult actions we undertook. The population of Lod did not
leave willingly. There was no way of avoiding the use of force and warning
shots in order to make the inhabitants march the 10 to 15 miles to the point
where they met up with the Legion … There were some fellows who
refused to take part in the expulsion action. Prolonged propaganda activi-
ties were required after the action, to remove the bitterness of these youth-
movement groups, and explain why we were obliged to undertake such a
harsh and cruel action. "

So etwas würde heute in Den Haag landen. Und als ethnische Säuberunggelten auch Aktionen, die weniger brachial und direkt sind.

Aber was schreibt menag?

Es gab nie ethnische Säuberungen. Es gab keine Vertreibungen, wenn man mal den von arabischer Seite gestarteten Krieg beiseite lässt.

Die ethnischen Säuberungen fanden 1948 nicht auf israelischer Seite statt. Circa 800000 Araber flohen aus dem heutigen Israel nach der Aufforderung von arabischen Staaten, da diese Israel vernichten wollten.

Und wenn ich dann sage, dass ich so nicht diskutieren will, dann wirft man mir Ad-hominem-Argumente und Einseitigkeit vor.

Offenbar hast Du nicht gewusst, dass der jüdische Staat ganz wesentlich durch die Politik des britischen Empires entstanden ist. Nachdem ich beispielsweise Lord Balfour zitiert hatte, der erklärte, dass man auf die Wünsche der einheimischen Bevölkerung bei der Förderung des Zionismus keinerlei Rücksicht nehmen müsse, hatte ich kommentiert:

Das ist natürlich Imperialismus und Kolonialismus in reinster Form. Man mag einen solchen ja gerne akzeptieren - dann sollte man das aber auch ehrlich bekennen. Dann weiß der andere zumindest, wo er daran ist.

Darauf Deine Antwort:

Wenn du ernsthaft der Meinung bist, die Gründung Israels war ein imperialistischer Akt von den US-Amerikanern und Briten, dann stellt sich mir natürlich die Frage, ob auch die Flucht der Juden aus Nazideutschland von eben jenen eingefädelt wurde.

Das zeigt, dass Du offenbar nicht wusstest, dass die Gründung Israels (fast) nichts mit den Amerikanern, aber sehr viel mit den Briten zu tun hatte. Deine Behauptung, dass es nie Vertreibungen auf Seiten der Israelis gab, offenbart zudem, dass Du offenbar nichts über die Geschichte des Unabhängigkeitskrieges weißt (oder wusstest), oder dass Du desinformiert wurdest und die Märchen von Ben-Gurion etc. geglaubt hast. Und wenn ich darüber dann staune, dann ist das offenbar auch nicht recht.

Die Wikipedia ist sicher nicht das Nun-plus-ultra und muss nicht immer recht haben. Aber wenigstens mal wäre sie besser als nichts oder als „antideutsche“ Propaganda, und häufig ist sie wenigstens halbwegs neutral. Sie aufmerksam zu lesen würde schon genügen, um zu sehen dass viele Deiner Behauptungen falsch sind und Deine Sichtweise recht einseitig.

      • Aktualisiert - - -

@ menag:

Eigentlich wollte ich zu verschiedenen Äußerungen von Dir nichts sagen, aber eine Passage ärgert mich doch besonders, so dass ich doch noch etwas schreibe:

Ich hatte gesagt:

Dass ein Volk ein Anrecht auf sein angestammtes Land hat und man es ihm nicht einfach gewaltsam entreißen darf ist ein völkerrechtliches Grundprinzip, das nichts das Geringste mit der Blut-und-Boden-Ideologie zu tun hat. Oder was glaubst Du was man beispielsweise davon halten würde, wenn eine ausländische Regierung zum Beispiel Großbritannien - oder große Teile des Großbritanniens - zum Besitz von Japanern oder Arabern oder Afrikanern machen würde? Oder was glaubst Du, wie die Schweizer es fänden, wenn man ihnen den Großteil der Schweiz wegnehmen wollte?

menag antwortete:

Ein völkerrechtliches Grundprinzip ist es noch garnicht so lange. Du tust so als gäbe es hier eine tausendjährige Tradition was Grenzen ziehen angeht. Gewaltsam wurde hier übrigens garnichts entrissen, das behauptest du einfach.

NIRGENDWO habe ich behauptet, dass dieses Prinzip alt sei oder eine lange Tradition habe. In der Tat ist dieses Prinzip (jedenfalls in Form des Annexionsverbotes) nicht sehr alt. Es besteht erst seit 1919. Auch das Verbot des Angriffskrieges ist übrigens nicht alt. Es kam sogar erst 1928 auf.

Nebenbei ist auch das Verbot der Sklaverei historisch betrachtet nicht sehr alt, und es hat sicherlich keine sehr lange Tradition. Und die Rassentrennung wurde - in manchen Ländern - sogar erst noch später abgeschafft. Und das Frauenwahlrecht ist auch nicht sehr alt. Für die Legalisierung der Homosexualität gilt in den vielen Ländern Entsprechendes.

Was heißt das jetzt? Dass solche Prinzipien eigentlich gar nicht fundamental und enorm wichtig seien?

Scheinbar meinst Du genau dies. Denn nirgendwo habe ich etwas in der Art geschrieben, dass das Verbot, einem Volk sein Land zu entreißen, eine „tausendjährige Tradition“ habe. Das weißt Du auch sehr gut. Ich kann Deine Einlassung also nur so verstehen, dass Du der Meinung bist, dass dieses Prinzip eigentlich gar nicht so wichtig und unverletzlich ist.

Dass Du Dich damit in dasselbe Boot wie Expansionsten, Imperialisten und Kolonialherren setzt, scheint Dich nicht zu stören. Nun denn.

Und was die Gewalt angeht: Großbritannien und Frankreich haben nach dem ersten Weltkrieg den arabischen Raum unter sich aufgeteilt. Ob die Araber überhaupt unter fremder Herrschaft leben wollten, hat sie nicht interessiert. (Tatsächlich wollten die Araber es nicht.)
Man hat dann - wieder ohne die einheimische Bevölkerung zu fragen - entschieden, das Land zum Einwanderungsland für Juden zu machen. Als die einheimische Bevölkerung rebellierte, unterdrückte man sie. Und dann hat man auch noch zwei Dritteln der Bevölkerung einen Staat zuerkannt, der nicht mal 45% umfasste. (Völkerrechtlich war das zwar wohl nicht verbindlich, aber es legitimierte natürlich die nachfolgende Landnahme).

Wenn das nicht imperialer Kolonialismus (und damit Gewalt), ist, und wenn hier nicht die Rede gerechtfertigt ist, dass man die einheimische Bevölkerung Palästinas um ihr Land gebracht hat, dann weiß ich auch nicht.

Wer das nicht begreift, der stelle sich einmal vor, so würden beispielsweise Weiße mit Schwarzen umgehen: Sie würden deren Land kolonialisieren, gegen den Willen der Bevölkerung dort eine neue Heimat für Weiße schaffen usw. Ist es dann ersichtlich? Oder immer noch nicht? Wenn nicht, dann lasst uns morgen ein schwarzafrikanisches Land ohne die Leute dort zu fragen in Besitz nehmen - und lasst es uns gegen ihren Willen zum Lebensraum für Weiße machen…
Immer noch nicht verstanden? Dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Der israelische Historiker Schlomo Sand argumentiert in diesem Zusammenhang: „Das Recht der Israelis, im Nahen Osten zu leben, leitet sich einzig aus dem Fehlen jeglicher Alternativen her.“
Er erklärt, dass Israel durch den Akt einer Vergewaltigung entstanden sei, dass aber auch das Kind einer Vergewaltigung ein Recht zu leben habe.

Das finde ich vernünftig. Aber es scheint einige Leute zu geben, die nicht einmal zugeben können, dass es eben eine Vergewaltigung war.

Dass er gegen Ende des zweiten Weltkriegen und danach weniger Einfluss hatte lag daran, dass er als Kriegsverbrecher verfolgt wurde. In der Zeit in der er Einfluss hatte, schaffte er es aber zumindest jeden Teilungsplan konsequent zu verhindern, so lange er einen jüdischen Staat beinhaltete.

Das stimmt, lag aber auch einfach daran, dass man einen jüdischen Staat wollte. Glaubst du im umgekehrten Fall hätte es keinen Krieg gegeben und die juden würden heute in einem demokratischen Staat leben können?

Gegen Masseneinwanderung hetzt in Deutschland sonst nur pi-news und co. Aber wenn Juden irgendwo einwandern, dann findens plötzlich alle doof.

In 1947 the UN Special Commission on Palestine summarized the situation:

The economic life presents the complex phenomenon of two distinctive economies—one Jewish and one Arab, closely involved with one another and yet in essential features separate. . . . Apart from a small number of experts, no Jewish workers are employed in Arab undertakings and apart from citrus groves, very few Arabs are employed in Jewish enterprises. . . . Government service, the Potash company and the oil refinery are almost the only places where Arab and Jews meet as co-workers in the same organization. . . . There are considerable differences between the rates of wage for Arab and Jewish workers in similar occupations.

Dies war nichts einseitiges, was nur die Juden taten.

Das „jüdische Volk“ wurde doch auch mal von dort vertrieben. Wenn du also so komische Blut und Bogen Ideologie verfolgst, dann sei doch wenigstens konsequent. War das dritte Reich jetzt legitim? Wenn das Volk bestimmen können soll, wer kommen darf, dann doch wohl auch, wer weg muss. Was sind das denn für reaktionäre Ansichten die du vertrittst? Es passt aber in die übrige Weltsicht. Jüdische Siedler in umstrittenen Gebieten (welche theoretisch ja auch in einem palästinensischen Staat bleiben könnten), seien ein Hindernis, die Forderung israelische Araber auszuweisen (wenn man deiner Umfrage jetzt mal glauben sollte) ist dagegen der Aufruf zu ethnischen Säuberungen. Anstatt beides zu akzeptieren oder zu kritisieren, wirst du inkonsequent.

Als ethnische Säuberungen würde ich es weiterhin nicht bezeichnen. Es war nun mal ein Krieg. Dass dabei Menschen fliehen und von Armeen vertrieben werden, ist normal. Hinter dem Wort „ethnische Säuberungen“ steht für mich der explizite Wille eine Region von bestimmten Menschen zu reinigen. Dies ist offensichtlich nicht passiert, wie man allein an der Anzahl der in Israel und den umstrittenen Gebieten lebenden Araber erkennt.

Was willst du denn jetzt von mir? Die BRD hat auch Rassisten in Regierungen. Die BRD hatte Antisemiten und Rassisten in Regierungen. Ehemalige SS-Männer und andere NS-Verbrecher. Aber wärend du es total schlimm findest, wenn Leute einen deutschen Nationalismus und einen deutschen Nationalstaat ablehnen, findest du es super und legitim den jüdischen Staat abzulehnen. Dabei hat letztere eine viel größere Notwendigkeit.

Doch, das weiß man. Du nur nicht, weil du es nicht wissen willst. Das konntest du auf mehreren von dir verlinkten Wikipedia-Artikeln lesen.

[QUOTE=Enio;476529]Und was die Wikipedia schreibt schreibt ist auch irrelevant:

„While many Palestinians living in rural communities have no access to running water, Israeli settlers who export their products have irrigated farms, lush gardens and swimming pools. The 450,000 settlers use as much or even more water than all 2.3 million Palestinians together.[52] Many Palestinians have to buy water from Israel, of often dubious quality, delivered with tanker trucks at very high prices. Water tankers are forced to take long detours to avoid Israeli military checkpoints and roads which are out of bounds to Palestinians, resulting in steep increases in the price of water.[52]“[/QUOTE]

Wenn man das Geld mal für die Erneuerung von Leitungen, die Wiederaufbereitung von Wasser, statt für Terroristen benutzen würde, dann wäre es schon viel besser. Stattdessen siehst du ja die einseitige Schuld bei Israel, beziehungsweise bei den jüdischen Siedlern. Hier findest du auch mal ein paar Zahlen:

Als Israel nach dem Sechstagekrieg im Juni 1967 die Kontrolle über das Westjordanland übernahm, ließ die Regierung tiefe, breite Brunnen neben den meisten der großen urbanen Zentren bohren und durch ein Netzwerk von Rohrleitungen verbinden. So erhöhte sich bis 1972 die Wasserversorgung der Palästinenser um 50 Prozent. Als immer mehr israelische Siedlungen gebaut und durch Pipelines verbunden wurden, schloss man die palästinensischen Städte und Dörfer entlang dieser Pipelines ebenfalls an fließendes Wasser an. Die Wassermenge stieg bis 1995, dem Jahr des zweiten Osloer Abkommens, schließlich auf rund 120 Millionen Kubikmeter pro Jahr, und die Zahl der Orte mit fließendem Wasser erhöhte sich von vier auf 309.
[…]
Zur Umsetzung dieser Vereinbarungen wurde ein Joint Water Committee (JWC) mit gemeinsamen israelisch-palästinensischen Teams ins Leben gerufen, und dieses JWC hat sich seitdem selbst in Zeiten von politischen Spannungen und Kriegen kontinuierlich getroffen. Das Ziel seiner Arbeit war und ist es also nicht zuletzt, die Wasserversorgung in den palästinensischen Gebieten zu verbessern. In der Praxis stieg die zusätzliche Wassermenge bis zum Jahr 2006 auf 60 Millionen Kubikmeter an, sodass eine Gesamtmenge von rund 178 Millionen Kubikmetern erreicht wurde. »Wenn man weiterhin die Produktion aus genehmigten Brunnen bedenkt«, so heißt es in einer Studie des an der Bar-Ilan University in Ramat Gan ansässigen Begin-Sadat Center for Strategic Studies, dann »hat Israel seine unterzeichneten Verpflichtungen erfüllt«.

Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Zahl der Städte und Dörfer im Westjordanland, die an fließendes Wasser angeschlossen sind, weiter gestiegen ist. Waren es im Jahr 1995 noch 309 von 708, so waren zehn Jahre später nach Angaben der Palestinian Water Authority (PWA) nur noch zehn Prozent der palästinensischen Bewohner des Westjordanlandes nicht ans Wassernetz angeschlossen. Im März 2010 gab es in 641 von 708 Orten fließendes Wasser, inzwischen sind 16 weitere Dörfer hinzugekommen. Stand heute haben 98,5 Prozent der Palästinenser in der Westbank einen Wasseranschluss – das sind erheblich mehr, als es beispielsweise bei den Einwohnern in Syrien und Jordanien der Fall ist.

Die bereits genehmigten Programme zur Abwasseraufbereitung, wie auch in dem verlinkten Artikel zu lesen ist, werden natürlich von Palästinensischer Seite nicht durchgeführt. Trotz zugesagter Unterstützung von mehreren Ländern.

[QUOTE=Enio;476529]Offenbar hast Du nicht gewusst, dass der jüdische Staat ganz wesentlich durch die Politik des britischen Empires entstanden ist. Nachdem ich beispielsweise Lord Balfour zitiert hatte, der erklärte, dass man auf die Wünsche der einheimischen Bevölkerung bei der Förderung des Zionismus keinerlei Rücksicht nehmen müsse, hatte ich kommentiert:
[…]
Das zeigt, dass Du offenbar nicht wusstest, dass die Gründung Israels (fast) nichts mit den Amerikanern, aber sehr viel mit den Briten zu tun hatte. Deine Behauptung, dass es nie Vertreibungen auf Seiten der Israelis gab, offenbart zudem, dass Du offenbar nichts über die Geschichte des Unabhängigkeitskrieges weißt (oder wusstest), oder dass Du desinformiert wurdest und die Märchen von Ben-Gurion etc. geglaubt hast. Und wenn ich darüber dann staune, dann ist das offenbar auch nicht recht.[/QUOTE]

Die Begründung ergibt keinen Sinn. Ich bin ja eben nicht dieser (absurden) Meinung. Aber du wirst genug Leute finden, die dir genau das sagen. Die Gründung Israels war ein glücklicher Zufall. Zwar gab es diesen Teilungsplan, aber es gab auch bereits in der Balfour-Erklärung Versprechen bezüglich eines jüdischen Staates und es gab auch mehrere Versprechen bezüglich eines unabhängigen arabischen Staates. Zu tun, dass diese Versprechen direkt einen in Stein gemeißelten Masterplan implizieren, ist doch naiv. Dass der UN-Resolution zugestimmt wurde, lag vor allem daran, dass kurz vorher der zweite Weltkrieg zuende ging und die Ausmaße der Shoa offenkundig wurden. Wenige Jahre später hätte es vermutlich keine Zustimmung von sowjetischer Seite mehr gegeben.

Zunächst zerbrach das osmanische Reich. Dieses teilten sich dann Großbritannien und Frankreich auf. So ist halt Geschichte. Wenn ein Staat einen Krieg verliert, machen die Sieger Sachen damit. Da kannst du meinetwegen noch in 100 Jahren rumheulen, ändern kann mans nicht. Man könnte aber langsam mal schauen, was man heute tut um mit der aktuellen Situation umzugehen. Da scheinst du aber trotzdem noch an der Hamas zu hängen und lieber Holocaust-Relativierern wie Abbas zu folgen.

[QUOTE=Enio;476529]Wer das nicht begreift, der stelle sich einmal vor, so würden beispielsweise Weiße mit Schwarzen umgehen: Sie würden deren Land kolonialisieren, gegen den Willen der Bevölkerung dort eine neue Heimat für Weiße schaffen usw. Ist es dann ersichtlich? Oder immer noch nicht? Wenn nicht, dann lasst uns morgen ein schwarzafrikanisches Land ohne die Leute dort zu fragen in Besitz nehmen - und lasst es uns gegen ihren Willen zum Lebensraum für Weiße machen…
Immer noch nicht verstanden? Dann weiß ich auch nicht mehr weiter.[/QUOTE]

Würdest du fordern, dass US-Amerikaner, welche nicht von Indianern abstammen auswandern müssen? Was ist mit Weißen in Afrika? Was ist mit Australien? Ist es dir das auch so wichtig? Oder um es auf den Punkt zu bringen:

Man mag es Unrecht nennen, was der arabischen Bevölkerung Palästinas in Teilen widerfahren ist, wie den Indianern Nord- und Südamerikas im 18. und 19. Jahrhundert, den Slawen im Osten des Heiligen Römischen Reiches oder den Iren vom 16. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts – ja, man kann sogar den Normannen bei der Einnahme der keltischen Insel 1066 ihr Unrecht vor Augen halten. Steht deshalb das Existenzrecht Großbritanniens in Frage? Muss die Krone endlich dieses Unrecht anerkennen, „um ein normaler Staat zu werden“? Oder das Nato-Mitglied Türkei die Massaker an den Armeniern öffentlich bedauern, bevor man den Türken die territoriale Integrität zugesteht?

@ menag:

Dies war nichts einseitiges, was nur die Juden taten.

Diese Praxis (dass man der jeweils anderen ethnischen Gruppe die Arbeit verweigert) war aber offenbar etwas, was vor allem die jüdische Seite tat, und womit sie auch begonnen hatte. Unter dem Titel „Class Warfare: How ‚Hebrew Labor‘ Destroyed Jewish-Arab Solidarity“ führt die Haaretz das aus:

Gozansky’s book thus explodes the Zionist myth that it was the Arabs who launched the hostilities against the Jews. As we see, in the realm of organized labor, at least, it was the Zionist movement that initiated the confrontation. Thus, all the glittering theories that had been disseminated abroad, to the effect that Zionism would work to release the Arab workers from their feudal bonds, were smashed to smithereens on the ground in Palestine. The Zionist leadership did not take action merely to discriminate against Arab workers, but to uproot them altogether. From this point of view, feudalism was more merciful.

Es gab auch Juden, die da nicht mitmachen wollten, aber die bekamen Ärger:

The healthy class sense of some communist Jewish laborers induced them to object to the expulsion of Arab workers from their work in the orchards in Nes Tziona. David Ben-Gurion, the secretary-general of the Histadrut at the time, ordered these 31 dissenters to appear before the Histadrut’s internal “labor tribunal” and also argued the prosecution’s case at the trial. Their protest was termed “illegal” by Ben-Gurion. The opponents of the expulsion had distributed a leaflet stating that Mapai’s intention was “to displace the Arab workers, but the Jewish workers decline to build themselves up on the ruins of the Arab workers.” In another case, when the communists tried to establish a joint labor union for Jewish and Arab rail workers, they were also hauled before a labor tribunal, accused of “breaching Histadrut discipline and acting disgracefully against it [the labor federation].”

(In demselben Artikel wird übrigens auch beschrieben, wie sehr das Militärrecht, unter dem die israelischen Araber bis 1966 standen, ihre Ausbeutung nach dem Krieg begünstigen sollte.)

Wenn jemand so mit Juden umginge wie die zionistische Führung offenbar mit den Arabern, dann wäre sicher von eklatantem Antisemitismus oder Rassismus die Rede - und in diesem Fall sogar zurecht. Oder etwa nicht?

Das „jüdische Volk“ wurde doch auch mal von dort vertrieben.

Diese Argumentation ist völlig irreführend. Zum einen ist es ziemlich zweifelhaft, ob die heutigen Judentatsächlich von den Juden der Antike abstammen. Zum Zweiten gilt mit Schlomo Sand, dass ein solches Prinzip absurde Konsequenzen hätte:

„Dann müssten wir die politische Landkarte gründlich umgestalten, so wie sie vor Tausenden oder Hunderten von Jahren aussah. Das würde ein Chaos geben, Gewalt und Wahnsinn inklusive. Man müsste die Reconquista rückgängig machen, die Araber dürften sich wieder auf der Iberischen Halbinsel ansiedeln. Die Indianer erhalten Manhattan zurück, alle Weißen und Schwarzen müssten New York verlassen. Und die Serben, Nachfahren der Sieger in der Schlacht auf dem Amselfeld 1389, dürften sich wieder im Kosovo ansiedeln dürfen.“

Wenn du also so komische Blut und Bogen Ideologie verfolgst…

Wenn ich sage, dass man einem Volk seine angestammte Heimat (auf der es seit Jahrhunderten siedelt) nicht gewaltsam entreißen darf, dann ist das keine „komische Blut- und Boden-Ideologie“. Es ist eine Selbstverständlichkeit, die übrigens auch auf der ganzen Welt anerkannt wird und grundlegender Teil des Völkerrechts ist. Wenn Du mir nicht glaubst, dann frage irgendeinen unbefangenen Völkerrechtler Deiner Wahl.
Weit eher könnte hingegen von einer Blut- und Boden-Ideologie die Rede sein, wenn jemand der einheimischen Volk ihr Land mit der Begründung wegnehmen will, dass angeblich Gott es vor Jahrtausenden mal den eigenen Vorfahren versprochen haben soll – oder nicht?

Wenn das Volk bestimmen können soll, wer kommen darf, dann doch wohl auch, wer weg muss.

Natürlich darf man die legitimen Einwohner eines Landes nicht vertreiben. Es gibt übrigens ja auch einen menschenrechtlichen Schutz. Falls jemand nur eine zeitweise Erlaubnis hat, ein Land zu betreten, ist es hingegen nicht grundsätzlich verboten, ihn wieder auszuweisen (etwa nach Ablauf des Visums). Dass das im Einzelfall problematisch sein kann, ist klar, aber es geht hier ja um den Grundsatz.

Was sind das denn für reaktionäre Ansichten die du vertrittst?

Nur fürs Protokoll: Ich bin der Meinung, dass ein Volk selbst bestimmen können soll, wer zu ihm kommt, und nicht eine fremde Kolonialmacht (wie Großbritannien im Fall von Palästina). Das sind für Dich also reaktionäre Ansichten.

Übrigens kannst Du mal die Israelis fragen, was sie davon halten würden, abertausende, zehntausende oder gar hunderttausende Nicht-Juden aufzunehmen. Sicher ist Dir beispielsweise bekannt, dass man auch in Israel Flüchtlinge aus Afrika nicht gerade willkommen heißt. Die Zeit beschreibt das unter dem Titel „Knast oder Ausreise. Israels Umgang mit afrikanischen Zuwanderern zeigt, wohin eine Flüchtlingspolitik führt, die auf Abschottung setzt“. Ich finde Israels Haltung durchaus moralisch bedenklich; dennoch glaube ich umgekehrt auch nicht, dass eine Kolonialmacht die Israelis zwingen sollte oder dürfte, Millionen völlig fremde Leute (etwa aus Afrika) aufzunehmen, die dann am Ende ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Und Du? Stimmst Du dieser meiner Auffassung zu oder nicht?

…in umstrittenen Gebieten…

Es gibt keine umstrittenen Gebiete. Das habe ich Dir doch schon erklärt. Die ganze Welt - die UNO, der Völkergerichtshof, das Rote Kreuz, die EU, die USA und selbst das oberste israelische Gericht - erkennen an, dass es sich klarerweise um besetzte Gebiete handelt. (Das habe ich auch ausführlich belegt.) Aber gut: Du hast Dich sicher gründlich mit der Rechtslage beschäftigt, sämtliche relevanten Gutachten gelesen und bist dann nach sorgfältiger Erwägung zum Schluss gekommen, dass die ganze Welt (das oberste israelische Gericht eingeschlossen) Unrecht und allein die israelische Regierung recht hat. Deine Haltung hat sicher nichts mit Ideologie zu tun.

Und bevor jetzt der Einwand kommt, dass ich mich auch nicht gründlich mit diesen Fragen beschäftigt habe: Ja. Aber im Zweifelsfall ist es wohl ein wenig vernünftiger, der ganzen Welt (Völkergerichtshof, höchstes israelisches Gericht, UNO und Rotes Kreuz inklusive) Glauben zu schenken als einem Benjamin Netanjahu oder einem Avigdor Liebermann. Abgesehen davon leuchtet es wohl auch den allermeisten Menschen unmittelbar ein, dass man einem Volk nicht einfach seine angestammte Heimat entreißen sollte. Dir scheibar nicht, okay.

Aber stell Dir mal umgekehrt vor, jemand würde israelische Recht, die praktisch von der ganzen Welt (Völkergerichtshof und UNO eingeschlossen) anerkannt werden, negieren; dann käme von Deiner Seite vermutlich alsbald der Antisemitismus-Vorwurf.

Anstatt beides zu akzeptieren oder zu kritisieren, wirst du inkonsequent.

Wie schon gesagt: Zwischen illegalen Kolonialisten, die an Verstößen gegen das Humanitäre Völkerrecht teilnehmen, einerseits und den rechtmäßigen Einwohnern eines Landes andererseits sehe ich schon einen kleinen Unterschied. Aber das ist ja wieder diese krude Blut- und Boden-Ideologie, die allerdings von der gesamten zivilisierten Welt vertreten wird, mit Ausnahme der israelischen Regierung.

Als ethnische Säuberungen würde ich es weiterhin nicht bezeichnen. Es war nun mal ein Krieg. Dass dabei Menschen fliehen und von Armeen vertrieben werden, ist normal. Hinter dem Wort „ethnische Säuberungen“ steht für mich der explizite Wille eine Region von bestimmten Menschen zu reinigen. Dies ist offensichtlich nicht passiert, wie man allein an der Anzahl der in Israel und den umstrittenen Gebieten lebenden Araber erkennt.

Diese Behauptung habe ich durch verschiedene Quellen eindeutig widerlegt - unter anderem habe ich (wie die Wikipedia) darauf hingewiesen, dass die entsprechenden jüdischen Verantwortlichen selbst von "cleansing "oder „to cleanse“ sprechen. Ich habe sogar lang und breit Rabin zitiert, der explizit eine gezielte Vertreibung beschrieben hat. Und um nochmals aus der Wikipedia zu zitieren:

According to Ian Black, Middle East editor for „The Guardian“ newspaper, the Palestinian exodus is „widely described“ as having involved ethnic cleansing.[15] …[71] Israeli documents from 1948 use the term „to cleanse“ when referring to uprooting Arabs.

Und ja: Es wird dort das Beispiel eines einzigen (strikt zionistischen) Historikers genannt, der das anders sieht, dessen Werke aber von seinen Kollegen zerrissen wurden.

Aber gut: Es irren sich eben mal wieder alle, bis auf menag und ganz wenige zionistische Historiker. Und dass menag nicht dem breiten Konsens, sondern einer kleinen Minderheitenmeinung folgt, hat natürlich wieder keine ideologischen Gründe. Nein, es liegt daran, dass er sich intensiv und gründlich mit allen Argumenten beider Seiten beschäftigt hat, und dann nach reichlicher Überlegung zum Schluss gekommen ist, dass die Argumente der ganz kleinen Minderheit viel überzeugender sind.

Und war das „Argument“ angeht, dass ja nicht alle vertrieben wurden, sei nochmals Lustick zu zitieren:

Even before the (still-partial) opening of the Israeli archives in the
early 1980s, it was widely known in academic circles that the causes of the
‚displacement‘ of seven-eighths of the Arabs living in the territory that became
the Jewish state primarily lay in the weakness of Arab elites and the terror of a
population panicked into flight by massacres, bombardments, intimidation and
forced evacuations. These were actions carried out under a general umbrella of
protection and encouragement from Ben-Gurion and other political leaders, but
with varying degrees of brutality and effectiveness depending on the time and
location of the fighting and the inclinations of local commanders.

Zitat menag

…findest du es super und legitim den jüdischen Staat abzulehnen…

Bitte belege diese Behauptung!! Wie Du sicher weißt, habe ich so etwas nie gesagt. Ich persönlich lehne Israel auch nicht ab (was ich auch klargestellt habe). Alles, was ich gesagt hatte, war, dass jemand, der Israel ablehnt, nicht zweingend ein Antisemit ist. Und das wird niemand anders sehen können, der nicht beispielsweise behaupten will, dass zahlreiche traditionell religiöse Juden „Antisemiten“ seien.

Aber wärend du es total schlimm findest, wenn Leute einen deutschen Nationalismus und einen deutschen Nationalstaat ablehnen…

Habe ich auch nicht gesagt. Es wäre nett, wenn Du mir nicht dauernd Dinge in den Mund legen würdest, die ich gar nicht gesagt (und nicht mal angedeutet) habe.
Tatsächlich habe ich die Antideutschen (indirekt) kritisiert, weil sie extrem völkisch denken (wörtlich: „Dass Leute, die in solchen völkischen Kategorien denken, derartige völkische Ressentiments pflegen und eine solche Einstellung zur Ökonomie haben, sich oftmals offiziell selbst als ‚Linke‘ geben oder als solche akzeptiert werden, ist ein Witz.“)

In Wahrheit dekonstruieren die Antideutschen den extremen Nationalismus nämlich nicht, sondern behalten ihn bei - nur auf unkonventionelle Art. Ihre „Nation“, ihr „Volk“ und ihr „Vaterland“ sind für sie weiterhin zentrale Bezugspunkte - nur eben ins Negative gewendet. Und ihre bedingungslose Solidarität gilt weiterhin einem bestimmten Land - nur eben nicht ihrem eigenen Land, sondern einem Ersatz-Land (nämlich Israel). Hier haben wir es mit einem Chauvinismus zu tun, der zum einen Teil negativistisch und zum anderen Teil „verschobenen“ ist; aber die grundsätzliche Art des Denkens ist immer noch genau dieselbe. Und sie umfasst beispielsweise die Quasi-Hypostasierung von Nationen sowie eine reichlich simple Schwarz-Weißmalerei, bei der Völker in „Gute“ und „Böse“ aufgeteilt und stark idealisiert oder radikal abgewertet werden.

Zitat Enio:

Ich glaube, der Sinn ist nicht sehr schwer zu verstehen. Ob die Angebote der Hamas nur Schein-Angebote sind, wissen wir nicht; dafür hingegen, dass die Angebote Ben-Gurions nur Scheinangebote waren, spricht sehr viel.

Zitat menag:

Doch, das weiß man. Du nur nicht, weil du es nicht wissen willst. Das konntest du auf mehreren von dir verlinkten Wikipedia-Artikeln lesen.

Da ich Dir immer brav Belege für eigentlich unstrittige Dinge gebracht habe, wirst Du mir sicher auch weiterhelfen. (Und bitte komm mir nicht damit, dass die Hamas derzeit in ihrer Satzung die Vernichtung Israels fordert. Das weiß ich auch. Die Frage wäre, ob die Hamas ihre Haltung im Rahmen eines Friedens zu ändern bereit wäre - das würde man natürlich von ihr erwarten.)

Wenn man das Geld mal für die Erneuerung von Leitungen, die Wiederaufbereitung von Wasser, statt für Terroristen benutzen würde, dann wäre es schon viel besser.

Dass es auch teilweise Schuld und Versagen bei palästinensischen Behörden gibt, mag sicher so sein. Dass aber die Hauptschuld an den enormen Diskrepanzen der Wasserversorgung zwischen Siedlern und Einheimische an den Palästinensern selbst und nicht an der israelischen Regierung liegen soll, kannst Du erzählen, wem Du willst. Und „Lizas Welt“ ist für mich keine überzeugendere Quelle als Amnesty International - ich habe keine Ahnung, wer hinter „Lizas Welt“ steckt und wie seriös die Seite ist. Ich selbst habe meistens mit möglichst neutralen und möglichst wenig angreifbaren Quellen argumentiert - wie der Wikipedia, Amnesty International, anerkannten (meist israelischen) Historikern, der Haaretz (der m.W. angesehensten Zeitung Israels), großen Nachrichtenjournalen usw. Und ja, auch da kann es natürlich Fehler und Propaganda geben - das weiß ich auch. Aber die Wahrscheinlichkeit ist jedenfalls reduziert.

(Soweit ich in Einzelfällen mal eine andere, weniger bekannte Seite verlinkt habe, habe ich das teils einfach getan, um eine Online-Belegquelle für ein Zitat angeben zu können, das mir ohnehin bereits geläufig war. Auf die Wahrheit-doc-Seite etwa habe ich allein verlinkt, um eine Online-Quelle für das Balfour-Zitat anzugeben, soweit ich mich nicht schwer täusche. Das kannst Du ja leicht selbst nachprüfen. Ich hätte für eine englische Version des Zitates aber genau so gut auch auf die Wikipedia verlinken können. Damit sei nichts für oder gegen die Wahrheit-doc-Seite, aber ich versuche wie gesagt Quellen zu finden, die möglichst unstrittig sind. Und meistens gelingt mir das ja auch.)

Und es tut mir leid, aber ich traue im Zweifelsfall eher Amnesty International als irgendeiner „Liza“; und Amnesty sieht die Hauptschuld offenbar bei Israel und macht der israelischen Regierung schwere Vorwürfe:

Israel’s actions and policies have greatly diminished existing water sources and restricted the availability of water for the Palestinian population in the OPT in breach of Israel’s obligations
under international human rights and humanitarian law. These actions and policies include
diversion of the Jordan River and its tributaries, leading to the denial of access to water from
this source for the Palestinians, the imposition of quotas and restrictive allocations of water from the aquifers as well as restrictions on construction of new water installations. Through these actions and policies, Israel breaches its obligation under the ICESCR to respect the right to water, which requires that state parties
refrain from interfering directly or indirectly with the enjoyment of the right to water… The military orders imposed and maintained by Israel create substantial barriers to the availability and accessibility of water for the
Palestinian population and are applied in a discriminatory manner between Israeli settlers and the Palestinians living in particular areas… They also breach the Hague Regulations’ prohibition on the occupying power changing the character and nature of property and natural resources in the occupied property, and the obligation to safe guard and administer these resources in accordance with the rule of usufruct and not to utilize the resources of the occupied territory for the benefit of its own civilian population.

Aber gut, das sind sicher auch alles Antisemiten. Denn wer Israel so hart kritisiert, muss ja ein Antisemit sein. Dass die Kritik berechtigt sein könnte, ist ja schon a priori auszuschließen. Israel ist keine typische Okkupationsmacht. Was war dieser Jeschajahu Leibowitz auch für ein Ignorant und Dummkopf, als er bereits 1968 über die Besatzung vorausgesagt hatte:

Die Araber verwandeln sich in die Arbeiterklasse, und die Juden zu Administratoren, Inspektoren, Verwaltern und Polizisten - vor allem aber zu Geheimpolizisten. Ein Staat, der eine unfreundlich gesinnte, eineinhalb bis zwei Millionen fremde Menschen zählende Bevölkerung beherrscht, wird zwangsläufig zu einem Staat, der von einer Geheimpolizei beherrscht wird - mit all seinen Implikationen für die Bildung, die Redefreiheit und die Demokratie. Die korrumpierenden Kräfte jedes Kolonialregimes werden sich auch im israelischen Staat zeigen. Die Verwaltung wird mit der einen Hand den arabischen Aufstand unterdrücken, und mit der anderen sich arabischer Quislinge annehmen. Es bestehen auch gute Gründe für die Befürchtung, dass die Israel Defence Force, die bis jetzt eine Volksarmee war, als Resultat dieser Entwicklung sich in eine Besatzungsarmee verwandelt, degeniert, ihre Offiziere zu militärischen Verwaltern mutieren und sodann ihren Kollegen in anderen Nationen ähneln.

Nichts davon ist bekanntlich eingetroffen, und wenn wohl so ziemlich alle Menschenrechtsorganisationen und neutralen Beobachter behaupten, dass dem doch so sei, dann sind sie halt auch alle Antisemiten. Und wenn selbst der amtierende israelische Staatspräsident Reuven Rivlin die israelische Gesellschaft wörtlich als „krank“ („sick“) bezeichnet, dann wird er wohl auch einfach nur ein weiterer Antisemit sein.

Mich wundert nur noch ein wenig, dass der spätere Ministerpräsident Ehud Barak auf die Frage, was aus ihm geworden wäre, wenn er als Palästinenser geboren worden wäre, nicht das einzig Vernünftige gesagt hat: Nämlich dass er dann dafür kämpfen würde, dass die Palästinenser endlich einsehen, dass die Besatzung ihnen gut tut und sie alles Schlechte ganz allein sich selbst und ihren Führern verdanken. Warum bloß hat er stattdessen ohne Zögern geantwortet, dass er ein Terrorist geworden wäre? Aber vermutlich ist auch Barak nur ein Judenhasser. Und nicht anders wird es sich sicher auch mit der Witwe von Moshe Dajan verhalten, die der israelischen Gesellschaft sogar die Fähigkeit zum Frieden abspricht. Da sollte man gar nicht erst zuhören, weil das eh nur falsch sein kann.

Interessant ist aber, dass Du mit keinem Wort auf das Fallbeispiel eingehst, in dem laut Amnesty International israelische Soldaten Zivilisten erschießen, dafür nicht bestraft werden und die Bewohner gewaltsam von ihrem Brunnen abhalten. Aber sicher ist das erstens gar nicht so schlimm und zweitens auch wieder die Schuld der Besatzten - oder es ist sonst wie wegzuerklären. Ich hatte mich eigentlich schon auf Deine Erklärung gefreut, die sicher sehr fantasievoll ausgefallen wäre.

Die Begründung ergibt keinen Sinn. Ich bin ja eben nicht dieser (absurden) Meinung.

Nur zum Verständnis: Ist es für Dich absurd, dass das Entstehen Israels viel mit dem Britischen Empire zu tun hatte, das Palästina zur Heimstätte des jüdischen Volkes erklärte (ohne die einheimische Bevölkerung zu fragen). Ich glaube nicht mal, dass Du einen halbwegs informierten noch so glühenden Zionisten finden wirst, der behaupten wird, dass es ohne den Kolonialismus der Briten Israel geben würde.

Ich hatte Lord Balfour zitiert, der erklärte, dass man bei der Schaffung einer jüdischen Heimstätte keine Rücksicht auf die Rechte der Einwohner nehmen müsse, und ich habe darauf hin angemerkt, dass das natürlich Imperialismus und Kolonialismus in Reinkultur ist. (Die USA hatte ich überhaupt nicht erwähnt.) Selbst wenn Du jene meine Aussage absurderweise abstreiten solltest, hätte für Dich aus meiner Bemerkung offensichtlich sein müssen, dass ich mich auf das Britische Empire und nicht die USA beziehe - wenn Du denn irgendwelche historischen Kenntnisse des Konflikts hättest. Stattdessen schreibst Du aber: „Wenn du ernsthaft der Meinung bist, die Gründung Israels war ein imperialistischer Akt von den US-Amerikanern und Briten…“ Damit zeigst Du, dass Du meine Kritik nicht nur nicht teilst, sondern dass Du sie auch nicht einordnen konntest.

Aber wie sagte schon der böse Moshe Zimmermann sinngemäß? Dass es so manche Philosemiten gibt, die von Israel wenig wissen, und denen Israel vor allem als Projektionsfläche für eigene Befindlichkeiten dient.

Zwar gab es diesen Teilungsplan, aber es gab auch bereits in der Balfour-Erklärung Versprechen bezüglich eines jüdischen Staates und es gab auch mehrere Versprechen bezüglich eines unabhängigen arabischen Staates. Zu tun, dass diese Versprechen direkt einen in Stein gemeißelten Masterplan implizieren, ist doch naiv.

Das behaupte ich ja auch gar nicht. Ich behaupte nur, dass der britischen Kolonialismus und seine Förderung der jüdischen Einwanderung maßgeblich die Voraussetzungen für die Entstehung Israels geschaffen haben. (Da ist die Balfour-Deklaration nur ein Puzzle-Teil. Und ja, ich weiß, dass es auch Zeiten gab, in denen die Briten die Einwanderung mal stoppten.)

Ohne diesen Imperialismus hätte es entweder einen palästinensischen Staat gegeben, oder aber - wahrscheinlicher - einen größeren arabischen Staat. In beiden Fällen ist es aber äußerst unwahrscheinlich, dass so ein Staat die Masseneinwanderung der Juden erlaubt hätte. Deshalb ist es auch richtig, dass den Palästinensern ohne den Imperialismus der Europäer heute noch ihr ganzes Land gehören würde - ob nun im Sinne eines eigenen Staats oder als Teil eines größeren Staates ist dabei zweitrangig. Jedenfalls wäre es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nie zu ihrer Massenvertreibung und Massenenteignung gekommen.
Das abstreiten zu wollen würde ans Absurde grenzen.

Zunächst zerbrach das osmanische Reich. Dieses teilten sich dann Großbritannien und Frankreich auf. So ist halt Geschichte. Wenn ein Staat einen Krieg verliert, machen die Sieger Sachen damit. Da kannst du meinetwegen noch in 100 Jahren rumheulen, ändern kann mans nicht.

Ist das wirklich Dein Niveau? Ich habe sachlich festgestellt, dass den Palästinensern ohne den europäischen Imperialismus noch heute ihr Land gehören würde (wörtlich: „Du magst da zusammen mit der israelischen Regierung eine andere Auffassung haben, aber die UNO, der Völkergerichtshof und der Rest der Welt sehen das anders als Du und respektieren, dass den Palästinensern wenigstens noch ein Fünftel des Landes zustehen sollte, das ihnen ohne den Imperialismus und Kolonialismus der Europäer zu 100% gehören würde“). Das war es eigentlich erst mal.
Du hingegen hast dann diese völlig unbestreitbare Behauptung meinerseits zum einen zugespitzt und zum anderen als „widerlich“ bezeichnet (wörtlich: "Mal die widerliche Behauptung Israel sei ein Produkt europäischen Imperialismus’ bei Seiten").

Was willst du denn jetzt von mir? Die BRD hat auch Rassisten in Regierungen. Die BRD hatte Antisemiten und Rassisten in Regierungen. Ehemalige SS-Männer und andere NS-Verbrecher.

Das würde heutzutage aber niemand mehr akzeptieren. Es würde heutzutage auch niemand mehr einen Außenminister wie Liebermann akzeptieren - weder hierzulande, noch auch in Großbritannien oder Frankreich. Und wenn doch, und wenn er sich über die Juden so äußern würde wie über die Araber, dann wärst Du der erste, der von Antisemitismus spricht (und in diesem Fall sogar zurecht). Tatsächlich gäbe es eine weltweite Empörung, und er würde ohne Zweifel auf der Liste der „schlimmsten Antisemiten“ landen. Aber noch bedenklicher ist ja, dass Liebermann - siehe den entsprechenden Wikipedia-Artikel - womöglich gar nicht so weit weg vom israelischen Mainstream entfernt ist.

Würdest du fordern, dass US-Amerikaner, welche nicht von Indianern abstammen auswandern müssen? Was ist mit Weißen in Afrika? Was ist mit Australien? Ist es dir das auch so wichtig? Oder um es auf den Punkt zu bringen.

Ich habe bereits auf Schlomo Sands Argumente verwiesen, nach denen auch das Kind einer Vergewaltigung ein Recht auf Leben hat. Ich würde die nicht-indianischen Amerikaner usw. also nicht ausweisen.
Jedoch fände ich schon, dass man das Unrecht, das ihnen geschehen ist, explizit anerkennen sollte, dass man sich bei ihnen entschuldigen müsste, dass man das, was ihnen geblieben ist, respektieren sollte, dass man sie nicht noch weiter entrechten, vertreiben oder verdrängen sollte usw.

Zitat von Deiner Liza:

Man mag es Unrecht nennen, was der arabischen Bevölkerung Palästinas in Teilen widerfahren ist, wie den Indianern Nord- und Südamerikas im 18. und 19. Jahrhundert, den Slawen im Osten des Heiligen Römischen Reiches oder den Iren vom 16. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts – ja, man kann sogar den Normannen bei der Einnahme der keltischen Insel 1066 ihr Unrecht vor Augen halten. Steht deshalb das Existenzrecht Großbritanniens in Frage? Muss die Krone endlich dieses Unrecht anerkennen, „um ein normaler Staat zu werden“? Oder das Nato-Mitglied Türkei die Massaker an den Armeniern öffentlich bedauern, bevor man den Türken die territoriale Integrität zugesteht?

Das ist bösartig und manipulativ. Niemand bestreitet das Recht Israels, in seinen allgemein anerkannten Grenzen zu existieren. Tatsächlich hat selbst die arabische Welt Israel auf dieser Basis bereits mehrfach Frieden und Anerkennung angeboten. (Bei einem ersten Friedensvorschlag dieser Art Anfang der 1980er durch Saudi-Arabien hat die israelische Regierung laut Chomsky vor lauter Wut Kampfjets in den saudischen Luftraum geschickt, und westliche Geheimdienstexperten hatten Angst, dass es die Ölfelder bombardiert.)

Auch die Palästinenser haben im Oslo-Verfahren Israel anerkannt. Umgekehrt hat Israel nie die Gebiete der Palästinenser anerkannt, und es ist die territoriale Integrität dieser Gebiete, die bedroht ist. (Wobei das für Dich ja „umstrittene“ Gebiete sind, ich weiß, ich weiß, auch wenn Du damit weltweit so gut wie allein bist.) Nicht die Tatsache, dass Israel sich den Löwenanteil genommen hat, steht zur Disposition, sondern ob den Palästinensern wenigstens noch der letzte ihnen nach internationalem Recht verbliebene (ziemlich kümmerliche) Rest zugestanden wird. Und nicht das Existenzrecht Israels steht auf dem Spiel, sondern das eines palästinensischen Staates (den es nicht einmal gibt und laut Netanjahu auch nicht geben wird).

Das ist aber von der lieben Liza diese typische Verwirr-Taktik, wie man sie bei manchen aggressiven Zionisten findet. Der Besatzer und Eroberer ist das arme Opfer, nicht die Besatzten.

Das Diskutieren mit Dir ist deswegen so anstrengend, weil es bei unserer Diskussion nicht um interessante und offene Fragen geht, sondern um längst beantwortete und unstrittige Fragen.
Unsere Diskussion sieht im Wesentlichen so aus, dass Du längst widerlegte, absurde Propaganda-Positionen wiederkäust, die heute praktisch überhaupt niemand mehr ernsthaft vertritt (falls sie denn je überhaupt vertreten wurden). Beispiele gefällig?

  • Dass die palästinensischen Gebiete „umstritten“ seien.
  • Dass es keine ethnischen Säuberungen gegeben habe.
  • Dass die Flucht der Palästinenser daran gelegen habe, dass die arabischen Führer sie zur Flucht aufgerufen hätten.
  • Dass das völkerrechtlich universal anerkannte Anrecht eines Volkes auf sein Land eine absurde Blut- und Boden-Ideologie sei.
  • Dass die Aussage, dass den Palästinensern ohne den europäischen Imperialismus noch heute ihr Land gehören würde (und es kein Israel gäbe), „widerlich“ sei.

(Und sicher noch mehr, aber ich schaue jetzt nicht mehr alle Beiträge durch.) All das sind Fragen, die - außer vielleicht Dein Diskussionspartner heißt Netanjahu - völlig unkontrovers sind. Die Diskussion besteht größtenteils darin, dass Du eindeutig falsche Äußerungen tätigst, die man nur noch in Propaganda-Schriften findet, und das in aller Regel ohne jeden Beleg. Meine Part hingegen besteht dann darin, dass ich Dir Beweis um Beweis für etwas bringe, was eigentlich kein Mensch bestreitet und leugnet, weil es einfach nicht zu bestreiten ist. Und oft muss ich Dir die Belege sogar mehrfach servieren, weil Du sie einfach nicht zur Kenntnis nimmst. Was ist das für eine Diskussion?

Ein weiterer Teil dieser Debatte besteht darin, dass ich mir ständig unsinnige Vorwürfe anhören muss. Der Gipfel von allem ist wohl die Behauptung, dass ich den Teilungsplan der UNO falsch dargestellt hätte. Ich habe ihn wahrheitsgemäß so dargestellt, dass 55% an den jüdischen Staat gehen sollten (wo die Juden die Mehrheit und das Sagen gehabt hätten) und nur 44% an den arabischen Staat – und das, obwohl die Araber zwei Drittel der Bevölkerung ausmachten und das weitaus meiste fruchtbare Land besaßen. Aber meine Präsentation ist irreführend, angeblich. Und warum? Weil beide Staaten fast gleich viel Einwohner gehabt hätten. Nun widerspricht diese Tatsache natürlich nicht im Entferntesten meiner Darstellung, und das habe ich auch gesagt; dennoch wurde dieser hanebüchene Vorwurf wiederholt geäußert.

Ein anderer Teil der Diskussion besteht in Strohfeuern, die nur Arbeit machen. Beispiel: Ich hatte geschrieben:

Entgegen dem, was Antisemiten und Philosemiten glauben, sind Juden nicht „besonders“. Es sind normale Menschen. Sie sind nicht schlechter und nicht besser als andere. Und dort, wo europäische Siedler in andere Länder kamen, haben sie die Leute dort kaum je gut behandelt. Sie waren ihnen kaum je dankbar, dass sie in deren Land leben konnten. Fast immer haben sie die einheimische Bevölkerung vielmehr enteignet und verdrängt (wenn nicht Schlimmeres). Das hat dann oft zu Gewaltreaktionen geführt. Diese mögen häufig kritikwürdig sein, aber man sollte Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Und anzunehmen, dass im Fall der jüdischen Siedler und der arabischen Urbevölkerung alles ganz anders war, ist schon etwas gewagt…

Diese Formulierung ist eigentlich völlig klar und unmissverständlich. Ich betone, dass es bei fast allen Siedler-kolonialen Projekten wesentliche Gemeinsamkeiten gibt. Dass es zwischen den einzelnen kolonialen Bewegungen dabei erhebliche Unterschiede gibt, wird dabei keinesfalls abgestritten. Was aber schreibt menag?

Die jüdischen Siedler im Nahen Osten sind sicherlich nicht vergleichbar mit europäischen Siedlern in Amerika.

Was soll ich jetzt dazu sagen? Dass ich nie abgestritten habe, dass es wesentliche Unterschiede gibt? Dass man aber vernünftigerweise doch kaum annehmen kann, dass ausgerechnet diese Kolonial-Bewegung ganz anders ist als jede andere?

Aber eine Frage hätte ich, die ich in der einen oder anderen Form schon gestellt hatte. Um eine Beantwortung drückst Du Dich bisher konsequent. Ich versuche es aber dennoch erneut:

Zitat menag:

Gegen Masseneinwanderung hetzt in Deutschland sonst nur pi-news und co. Aber wenn Juden irgendwo einwandern, dann findens plötzlich alle doof.

Gut, dann schlage ich Dir mal folgendes Projekt vor: Wir fragen die Sinti und Roma, ob sie ihren eigenen Staat wollen. Wenn sie bejahen, dann erklären wir die Elfenbeinküste zum „Mandatsgebiet“ (sprich: Kolonie) von Deutschland - oder wenn Du magst gerne auch zum Mandatsgebiet von einem anderen Land oder der EU. Ob die Menschen, die seit jeher in der Elfenbeinküste leben, das wollen oder nicht, ist uns egal. Wenn die Bewohner sich wehren, dann schlagen wir den Aufstand eben nieder. Und dann lassen wir so viele Sinti und Roma einwandern, dass sie bald ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Und wenn das so weit ist, dann schlagen wir eine Teilung des Landes vor, nach der die einheimische Bevölkerung (mit zwei Dritteln) einen Staat bekommt, der ca. 44% des Landes beinhaltet.

Eigentlich dürftest Du gegen einen solchen Plan keinerlei Einwände haben. Du dürftest darin auch kein Unrecht sehen, und schon gar kein gravierendes. Und? Ist das so? Oder doch nicht?

Ich bin sehr gespannt, ob Du diese zentrale Frage klar und eindeutig beantworten wirst oder nicht. Es wäre wirklich sehr nett, wenn Du endlich mal Farbe bekennen würdest.