[QUOTE=menag;475782]Ich wollte weder die Shoa rationalisieren, noch verteidige ich den Holocaust mit meinen paar Sätzen. Mir geht es um die Differenzierung zwischen Antisemitismus auf der einen Seite und Rassismus auf der anderen Seite. Vernichtungswille wie er im Vernichtungsantisemitismus zu finden ist, ist eben im Rassismus so nicht zu finden. Insbesondere ist es dem Rassisten ziemlich egal, dass in Afrika ein paar Schwarze leben. Sie sollen es nur nicht in Deutschland tun. Der Antisemit in seinem Wahn möchte jedoch die Welt vom Juden befreien.[/Quote]
Und trotzdem ist all dies Rassismus. Oder ist der bekloppte Neo-Nazi, der alle Araber abknallen möchte oder von Nuklearbomben auf Afrika träumt, dann auch eine ganz eigene Gruppe und kein Rassist?
Du tust so, als wären erst die Nazis da und dann kam der Antisemitismus.
Naja, ich sprach von “Propaganda”, das war es. Aber du sprichst zu recht die zeitliche Komponente an: So zynisch und entschuldigend es klingt (es ist nicht entschuldigend gemeint!): Nur in kleinen Zeitfenster während der Existenz des Antisemitismus war man gezielt darauf versessen, alle Juden weltweit umzubringen. Die Definition von Antisemitismus von den Dimensionen des Holocaust abhängig zu machen, ist da doch eher schwierig.
Da hast du doch schon einen guten Punkt angesprochen. Die Versklavung hatte kapitalistische Interessen. Die Judenvernichtung passiert aus dem reinen Vernichtungswillen. Und wenn man Schwarze weiterhin wie Tiere halten könnte, wären die Rassisten zufrieden. Der Antisemit jedoch, möchte den Juden vernichtet haben.
Die Sklavenhändler haben viel zu viele Menschen in viel zu kleine Schiffe gestopft. 1/3 starb, 20 Millionen Menschen wurden mit den Sklavenschiffen transportiert. Das sind nicht nur kapitalistische Interessen, das war auch Ausdruck, dass jegliches Interesse fehlte, die damaligen Afrikaner als Menschen anzuerkennen.
Die Judenvernichtung zeigt natürlich das gleiche Fehlen von jeglichem Respekt. Aber sie war auch der Höhepunkt einer massiven Instrumentalisierung. Man zeigte an den Juden deutlich die Unterschiede zwischen den “Rassen”, man enteignete sie, man wählte sie als Ziel für den Volkszorn, man gab den “Ariern” den Besitz, man lies sie für Jahre als Sklaven schuften und dann, beim traurigem Höhepunkt des Rassismus, brachte man das vergewaltigte Opfer um. Ich sehe die qualitativen und quantitativen Unterschiede - wobei auch das beim Sklavenhandel zu diskutieren ist, die Opferzahlen waren ähnlich hoch - aber die Grundstruktur und der Glaube, dass Menschen aufgrund ihrer Rasse einfach nichts wert sind, verbindet den Holocaust und den Sklavenhandel zum Oberbegriff Rassismus.