Also erstmal: Ich denke nicht, dass du blöd bist (hey, ist doch auch was).
Da bin ich aber froh
Ich versuche es mal so auszudrücken: Um sich bestimmtes Spezialwissen anzueignen, ist definitiv ein Maß an Intelligenz nötig. Oder auch Intelligenzquotient, also wie schnell und gut man sich etwas beibringen kann.
Ich habe mein Abitur im Selbststudium gemacht, davon ca. 70% durch Wikipedia (v.a. Geschichte, Deutsch, Biologie), andere Internetseiten/Foren (Französisch, Englisch, Mathe) und Nachschlagewerke (Chemie, Physik) gelernt - lediglich 30% durch die eigentlichen Studienhefte (was man hätte aber getrost auch anders machen können). Was übrigens auch der Grund ist, warum ich „wenige Fördermittel für Schulen“ oder „unmotivierte Lehrer“ als Ausrede nicht akzeptiere, da man alles bis zum Studium auch ohne Schule oder Lehrer erreicht (und das mit 1,x-er Schnitt). Was ich aber eig, sagen will: wo hört Spezialwissen auf und wo fängt es an? Astromomie hat mich durch Physik gebracht (Optik, Wellenlehre, Quantenphysik, Relativitätstheorie, Weltsysteme, Raumfahrt) und Abitur würde ich noch nicht als Spezialwissen ansehen (auch Astronomie nicht, das hatten wir damals in der 9en Klasse für ein Jahr). Neurophiolosophie hat Neurologie und Ethnologie in Bio einfacher gemacht. Ist es nun schon Spezialwissen, „The old man and the sea“ von Hemmingway gelesen zu haben oder „Terre des hommes“ von Antoine de Saint-Exupéry? Oder fängt das erst bei „Über den Schmerz“ von C.S.Lewis oder „Menschliches, Allzumenschliches“ von Nietzsche an? Goethe kennt jeder, weil er es in der Schule lesen musste - aber müsste man nicht auch „Much ado about nohting“ oder „Hamlet“ von Shakespeare gelesen haben?
Ich denke, dass man sieht, wie willkürlich die Abgrenzung zwischen Spezialwissen und Allgemeinwissen gezogen werden kann
Natürlich ist es nicht die Pflicht eines jeden, sich für Politik unglaublich zu interessieren. Ich denke aber dennoch, dass es wichtig ist, zu wissen, wofür die Parteien stehen und zwar kritisch beäugt.
Das entspricht dem Bild eines mündigen Bürgers, der genug von seiner Welt versteht (und verstehen muss), um regelnd auf sie einzuwirken. Natürlich kenne ich Begriffe wie Wirtschaftsliberalismus, natürlich kenne ich die Hauptziele aller Parteien und stellenweise sogar deren Geschichte von Anfang an und ich verfolge z.B: auch die Griechenlandkrise sowie den Klimagipfel. Was mir jedoch egal ist, sind die jeweiligen Minister in ihren Ämtern etc.
Einen deiner letzten Punkte finde ich besonders interessant, du sprichst da von „etwas erreichen“. Meines Erachtens nach spricht es für ein besonderes Maß an Klugheit, wenn man die richtige Balance zwischen Faulheit und nötigem Schaffen findet. D.h. dass man durchaus einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legen sollte, aber keinen unnötigen.
Da will ich dir zwar zustimmen, jedoch denke ich, dass man berechtigterweise auch den Gedanken „Wer überdurchschnittlich klug ist und sich nur durchschnittlich gut bemüht, kann nur durchschnittlich klug sein“ fassen könnte. Gehört zum Klugsein denn nicht das Ausschöpfen aller Quellen zum eigenen Vorteil, wenn die Quelle nur man selbst ist - also kein anderer Einfluss hat? Oder sollte man klug genug sein und durch Kurzweil die Quelle sich erholen lassen - sozusagen einen Staudamm errichten bevor man das Kraftwerk betreibt? Ich stimme dir wie gesagt bei letzterem zu, allerdings wüsste ich nicht, ob wir von einigen uns heute bekannten Menschen wirklich etwas wüssten, wenn diese nicht so unklug gewesen wören, so klug sein zu wollen (Thomas Alva Edison, Einstein, Planck, Newton, [10 weitere Dutzend einfügen]).
Das bringt übrigends noch zu einem anderen (und ich denke, wichtigen) Aspekt: Könnte man Klugheit nicht auch als das innere Streben nach Wissen auffassen? Sind wir ehrlich: wer 13 Jahre die Schule besucht hat, weiß so einiges. Ob er das auch wissen will oder was er mit dem Wissen macht, ist dagegen nicht so sicher. Ob er klug ist, ebenfalls nicht. Außerdem lernt man in der Schule nun wirklich nicht all das, was selbst als elementarstes Allgemeinwissen angesehen werden kann - einfach weil der Begriff viel zu viel enthält und (siehe oben) noch nicht einmal gegen Spezialwissen abgegrenzt werden kann. Selbst die Einteilung nach Nützlichkeit bringt da keine Hilfe - da man Allgemeinwissen als nutzloser denn Spezialwissen definieren müsste (letzteres dient gezielt zum Ausführen oder Beschäftigen mit Dingen, die für das eigene Weltbild und/oder für die eigene Zukunft von elementarer Bedeutung sind). Wer „wirklich klug“ ist, interessiert sich auch neben der Schule und der Ausbildung für Dinge, die eigentlich keinen Nutzen haben - oder? Der „dumme Mensch“ gibt sich geistlosen Vergnügungen hin, der „kluge Mensch“ lernt Philosophie und Politik? [zynisch gemeint]
Abschließend möchte ich nochmal sagen: Es ist für die Klugheit weitestgehend irrelevant, ob man nun „Bismarcks Bündnispolitik“ oder „die Hauptstädte verschiedener Länder“ kennt. Der kritische Umgang mit sich selbst, anderem und dem restlichem Alltäglichem finde ich abei weitaus wichtiger.
Da hast du Recht :smt023
Irgendwie passt das Alles doch zu den Worten von Immanuel Kant, damals im Zeitalter der Aufklärung:
AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Das „Können“ ist die Intelligenz, das „Wollen“ ist die Klugheit - ich denke, dass man das so abgrenzen kann. Nicht das „Können“, sondern das „Wollen“ ist doch nun auch das Problem - alleine durch das Internet ist eine derartige Bandbreite an Information vorhanden, dass das Können keinerlei argumentative Relevanz besitzt. Wo der IQ nicht am Können hindert, müsste doch auch der IQ helfen, dem Wollen Bahn zu brechen - was zu der Frage bringt: Warum nicht und wozu eigentlich? Und warum zum Geier kann sich Alaster nicht gescheit ausdrücken?
Allerdings zeigt mir das Zitat von Kant auch nur wieder, wie alt das Ganze ist (wie schon geschrieben). Irgendwie gibt es immer jene, die „dumm“ sind, und jene, die „klug“ sind sowie jene, die den Untergang der jeweiligen Generation beschreien. Irgendwie scheint’s nix zu werden mit dem Untergang,…
/e: @Ideke-Ruki:
Weiterhin ist die Definition von Intelligenz und Dummheit, meiner Meinung nach, ein gefährliches Terrain auf das ich mich generell nur ungern begebe.
Klugheit kann allgemein gesehen werden, jedoch gibt es ja auch diese Art der Klugheit, die auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert ist.
Ich würde zum Beispiel sagen, das jemand, der weiß wie man in der Wildnis überleben kann, vielleicht aber nie Goethe oder sonst was gelesen hat, durchaus klug sein kann.
Das hoffe ich durch die Unterscheidung in „Können“(=Intelligenz) und „Wollen“(=Klugheit) differenziert zu haben. Aber auch da müsste man ja eigentlich noch zwischen emotionaler Intelligenz und der allgemeinen Fähigkeit zur Problemüberwindung unterscheiden, bei letzterer wiederum zwischen technischer und praktischer etc.
Weiterhin würde ich persönlich gerne zwischen dem allgemein „klugen Menschen“ und dessen Handlungen unterscheiden. Für mich sind t.B. Handlungen, die „aus Prinzip“ geschehen, dumm - aber nicht zwangsläufig der Mensch, der sie begeht. Auch gibt es da den schönen Spruch „Jeder Fehler ist unfassbar dumm, solange ihn ein anderer macht!“
Gibt es wirklich soviele Zuschauer und lebe ich einfach nur in einer gutbehüteten Umgebung von Freunden, oder wird hier einfach nur dargestellt, was dargestellt werden will!
Wahrscheinlich ist es wohl eher ne Mischung aus beidem!
Das ist eine gute Frage… ich kenne viele, die normalerweise „intelligentes“ Fernsehen schauen, aber ab und zu einfach auch geistlos der Trash-Unterhaltung (à la DSDS) frönen. Die Extreme habe ich in meinem Freundeskreis gar nicht und ich denke, dass das auch nicht sein muss. Man könnte ja auch jegliche Serien (wie z.B. Two and a half men") als „dummes Fernsehen“ einstufen, von daher ist niemand so richtig klug.
/e2: Mir fällt gerade auf, dass man auch sagen könnte: „Wer klug genug ist, ausschweifende Texte zu schreiben, sollte auch klug genug sein, um sich kurz fassen zu können“…