derzeit in Österreich ein Thema: Das ORF-Format [I]Alltagsgeschichte[/I] wird 30 Jahre alt.
Ich kenne die entsprechenden Sendungen in deutschen Privatsendern nicht, kann da für die Leser hier im Forum also keine Vergleiche ziehen, würde die [I]Alltagsgeschichten[/I] aber am ehesten mit dem Etikett “Sozialpornografisches Vorführen von Leuten aus der Unterschicht” versehen.
Interessant dabei:
Was in Deutschland immerhin verschämt auf die Privatsender beschränkt ist, läuft bei uns im Öffentlich-Rechtlichen, wird teils sogar Kultcharakter zugeschrieben, mit aktuellen Zuschauerzahlen um die 800.000 [1] und hat auch schon einen Staatspreis bekommen (sic!) [2]
Einzelne Folgen wurden über die Jahre bis zu zehn mal wiederholt, eine einzige (die interessanteste) aber bis heute kein einziges mal ausgestrahlt: In der Folge “Am Stammtisch” im Jahr der Waldheim-Affäre kamen anscheinend zu viele antisemitische Äußerungen vor, wurde deshalb vom Programm abgesetzt, die dagegen protestierende Autorin in Zwangsurlaub geschickt.[1,2]
Heutige Begründung des damaligen Informationsintendanten Johannes Kunz [1]:
“[I]Wir mussten damals davon ausgehen, daß alles, was bei uns in der Causa Waldheim über den Sender geht, auch international verwertet wird. Als öffentlich-rechtliche Anstalt haben wir geschaut, daß nichts gesendet wird, das Österreich a priori schaden kann. Und wenn die Identifikation in aller Welt gewesen wäre: ‘So sind die Österreicher, wenn sie an den Stammtischen sitzen, schimpfen sie über die Juden’, dann wäre das kontraproduktiv gewesen[/I]”
[1] Quelle: Aktuelle Ausgabe 2015/32 des Fernsehmagazins tv-media, Seite 7
Bin ja für generell mehr ORF-Content in Fernsehkritik-TV, die sind weil schlimmer als ARD/ZDF:lol:
Problem ist halt, dass in Deutschland keine Sau deren Programm emfangen kann…
[QUOTE=hugoalva;415203]Bin ja für generell mehr ORF-Content in Fernsehkritik-TV, die sind weil schlimmer als ARD/ZDF[/quote] Da stimme ich zu. Vermutlich ist es aber nicht leicht über den ORF kritisch zu berichten, ich finde nämlich v.a. das was nicht gesendet am unerträglichsten beim ORF.
Dieses Jahr zB hat eine in Österreich lebende belgische Autorin eine Dokumentation über Jörg Haider gedreht, die muss man sich hierzulande im Kino(!!) ansehen, weil kein Sender gewillt ist das auszustrahlen.
Dazu muß man wissen: Die Dokumentation wurde in Österreich gedreht, ist durchgehend deutschsprachig (wenn man von den unverständlichen Grunzlauten mancher Kärntner absieht) und im kritischen Ton äußerst zurückhaltend, zumindest für deutsche Verhältnisse.
[QUOTE=hugoalva;415345]v.a. das Ende ist gut[/QUOTE] Ab 48m 55s: “Frauen sind Menschen wie wir.”
Nachgefragt wird beim ORF natürlich nicht, wo kämen wir da auch hin; die Einordnung “interessante Annäherung” muß genügen.
PS: Das erschreckende: Stronach hat hier bei uns tatsächlich seine Wählerschaft (wie auch schon Richard Lugner als Bundespräsidentschaftskanditat 1998 ).