Kinder- und Jugendschutz im deutschen Fernsehen wird heutzutage heiß diskutiert – und das ist auch in Ordnung. Immer wieder höre ich aber, dass früher alles besser gewesen sei – damals, als es die gewalttätigen Privaten noch nicht gab. Da ich ja als Kind jene Zeit erlebt habe, in der lediglich drei TV-Programme zu empfangen waren (und selbst die Testbilder zwischendurch Millionen-Einschaltquoten hatten), muss ich jedoch sagen: Auch damals schon gab es Sendungen, die uns Kindern Angst gemacht haben. Ganz besonders zu nennen sei hier „Aktenzeichen XY… ungelöst“ – damals als Familienunterhaltung am Freitagabend geltend. Wir Kinder durften das anschauen – und ich für meinen Teil muss sagen: Nicht selten hatte ich in der Nacht darauf böse Albträume. Ich erinnere mich sehr gut an das Foto einer unbekannten Wasserleiche – eine angefaulte tote Frau mit halb aufgerissenen Augen, deren Identität mittels der Zuschauer geklärt werden sollte. Schon als Kind war ich klug genug um zu kapieren, dass das kein böser Horrorfilm war, sondern die bittere Realität – umso schrecklicher!
Auch die Filmbeiträge hatten immer wieder einen besonderen Grusel, der mich bis heute packt. Die Musik, die Erzählerstimme von Wolfgang Grönebaum (später als Egon Kling in der „Lindenstraße“ populär geworden) und natürlich Eduard Zimmermanns nüchtern-nekrophile Moderation – das war der familiäre Freitagabend bei uns zu Hause.
Ein besonders krasses Beispiel dafür, was uns Kindern damals vorm zu Bett gehen von „XY“ so zugemutet wurde, ist der Fall „Akazienweg“ – den Sie in zwei Teilen (Teil 1 HIER , Teil 2 HIER) auf YouTube sehen können.
Auch der bis heute nicht geklärte YOGTZE-Fall ist nicht frei von unheimlichen Momenten (Teil 1 HIER , Teil 2 HIER).
Abschließend lässt sich sagen, dass ich die schrecklichen XY-Ängste gut verarbeitet habe – aber es wäre damals vom Fernsehen fairer gewesen, den Eltern zu raten, Kinder lieber nicht mitgucken zu lassen.
Ich wollte eigentlich nur mal etwas ganz allgemeines zur neuen Rubrik “Texte” anmerken:
Eine WUNDERVOLLE Idee! :smt023 :smt023 :smt023
So kriegt man auch während der Dürreperioden zwischen zwei Fernsehkritik-Episoden neuen Stoff für’s vom TV unterforderte Hirn! :smt005
Also Danke für die Mühe, lieber Kritiker! :mein-held
XY ist zum Teil echt heftig und die Reaktion von Zimmermann… nahezu teilnahmslos. So nach dem Motto: “Wieder ein Brotfresser weniger. Ich tu hier nur für verdammt wenig Geld meine Pflicht.”, was auch oft genug berechtigt zu Parodien darauf geführt hat.
Wobei das Geheuchle von Rudi Cerne beinahe noch schlimmer ist, weil das auf mich dermaßen aufgesetzt wirkt. Wobei das Studio und die Organisation, ja einfach das Gesamtbild, heute viel besser ist. Früher hat das immer so gewirkt als hätte Ede mal schnell sein Wohnhimmer in das Fernsehstudio umgebaut.
Aber auch ich hab das als Kind immer geschaut. Mutti hat mir immer die Augen zugehalten, wenn es gewalttätig wurde. Wenn man von dieser Kritik mal absieht, muss ich sagen, dass die Sendung eine gute Idee ist und eigentlich viel zu selten ausgestrahlt wird. Die Privaten haben es glaub ein paar Mal versucht zu kopieren und sind damit gescheitert. Die haben offenbar nicht verstanden, dass es dabei nicht um Effekthascherei geht, sondern um Tatsachen und Verbrechensbekämpfung. Der ARD stünde ein ähnliches Format auch ganz gut zu Gesicht.
Man sollte aber auch erwähnen, dass viele Tötungsdelikte nur deswegen nie geklärt werden, weil sie nie entdeckt werden. Das ist der eigentliche Skandal. Ein Mörder, der keine sichtbaren Spuren hinterlässt, hat heute immer noch gute Chancen davon zu komen und den perfekten Mord zu begehen. Wird der Mord entdeckt, dann ist die Aufklärungsquote sehr hoch.
ich bin leider zu jung um das damals “live” gesehen zu haben, was aber nicht heißt das es nicht unter die haut geht. GENAU sowas+ausführliche Gewaltdarstellung und man hat ein super film fürs RTL Abendprogramm
Aktenzeichen XY ist auch heute noch ziemlich heftig. Erst in der letzten Folge kam ein Beitrag über einen Typen, der ein Rentnerehepaar überfallen und brutal niedergeschlagen hat. Die Dame ist ihren Verletzungen erlegen. Ich weiß ja nicht, ob man sowas um diese Uhrzeit und in dieser form unbedingt zeigen muss. Auf der einen Seite werden Filme wie James Bond von der ARD ins Nachtprogramm verbannt, aber dann zeigt man beim ZDF solche sachen…
Kann mich übrigens noch gut daran erinnern, wie ich als knirps mal bei meinen Großeltern ne folge XY gehsehen habe. In der Nacht hab ich verdammt schlecht geschlafen…
Und der Akazienzweig-Fall ist ja mal nur noch heftig. Hat man den Täter eigentlich geschnappt?
Der Täter wurde Ende der neunziger Jahre aus der Haft entlassen und ist bis heute nicht mehr straffällig geworden.
Das bedeutet, er war mind. 13 Jahre in Haft, und aus der Schilderung des Kriminalbeamten geht auch nicht die rechtliche Würdigung der Tat sowie die zur Verurteilung herangezogene Beweislage (be- wie auch entlastend) hervor. Ausserdem ist der Täter nach Verbüßen der Haft nicht mehr strafrechtlich in Erscheinung getreten (was auch Kleindelikte beinhaltet), was mich ihn nicht zwingend zu einem pathologischen Kriminellen stempelt, der auf ewig weggesperrt werden müsste.
Daraus jetzt eine Kritik des Rechtssystems abzuleiten ist etwas voreilig, hmmm?
Ich will nicht wissen, wie die Leichen ausgesehen haben. Eigentlich ließ mich die Folge recht kalt, bis zu dem Moment, wo das Mädel wieder nach Hause rennt, ins Haus geht und anfängt zu schreien. Da bekommt man schon eine Gänsehaut bei.