Akademiker

@Mr. Morizon,

Oder Kunst (Skulpturen, Gemälde, etc.), die die NS-Zeit (ist wirklich n gutes Beispiel für sowas) bewältigen will. Alles überflüssig? Und selbst wenn man keinen direkten praktischen Nutzen daraus zieht, macht es das schlechter? Mir ist diese Gesellschaft zu Nutzenorientiert, das gefällt mir nicht wirklich, weil eben dadurch die ganzen Kunstsachen erstmal wegrationalisiert werden, und so etwas sollte nicht sein.
Ich hoffe, ich konnte erläutern, warum unsere Fächer, nur weil wir nicht Maschinenbau / Ingenieurswesen / Chemie / whatever studieren, auch einen Nutzen haben können.

Mir gefällt dieser Thread sehr gut und ich habe ihn mit Freude gelesen.
@Mr. Morizon, du sprichst da oben etwas sehr Interessantes an. Gerade der Vergleich mit der NS-Zeit ist tatsächlich ein gutes Beispiel.
Nehmen wir die Kunst, die trotz Verbote und es „Entartete Kunst“ war, trotz allem bewundert und am Ende auch gestohlen wurde und die Schergen des Systems sie sich geholt haben, mit dem Wissen, dass die Kunst nicht entartet ist, sondern Beispiellos. Was schlussfolgert man daraus? Was sagt es am Ende über diese Menschen aus?
Auch, und gerade Technisch orientierte Menschen, gehen einer Philosophie nach. Sie streben nach mehr Wissen, nach immer Neuem. Es ist auch Philosophie, wenn man sich Gedanken über eine neue Konstruktion macht. Da geht es nicht immer nur um das Fachwissen, sondern auch um Ansätze, die viel tiefer greifen: woraus besteht der Effekt und vor allem was sagt mir der Endeffekt. Wie stehe ich zu den Dingen die ich versuche unter das Volk zu bringen und was versteht das Volk von dem was ich aussagen will.
Nehmen wir da mal die Architektur, die im höchsten Maße Kunst ist und schon immer war. Sei es der Eiffelturm oder ein Plattenbau, aber es stecken sehr viele Gedanken dahinter. Oder nehmen wir die Pyramiden. Vor allem an denen sieht man sehr genau, dass es sich nicht nur um einfachen Bau handelt, sondern dass da viele Leute dran gesessen haben und philosophierten, wie ein Gottgleicher ins Himmelreich kommt. Oder die Maya, die sich, wenn man den Geschichtsbüchern glauben schenkt, über alles und jeden philosophierten, nachdachten.
Ich könnte da noch eine Weile drüber schreiben, aber ich glaube das würde den Rahmen doch etwas sprengen, zumal es dann doch an die Nazi-Philosophie und die Grundgedanken ihrer Bauten oder den schon bestandenen Bauten gehen würde, die sie ablehnten, aber akzeptierten (hatte ich schon mal kurz erwähnt).

Ich hoffe, ich konnte erläutern, warum unsere Fächer, nur weil wir nicht Maschinenbau / Ingenieurswesen / Chemie / whatever studieren, auch einen Nutzen haben können.

Ich, vielleicht persönlich betroffen, würde sagen, dass auch diese Fächer/ Berufszweige durchaus philosophisch sind, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint.

Zu dem Video noch etwas: von der Selbstinszinierung des Mannes mal abgesehen, fand ich die Reaktion des Publikums schon sehr erstaunlich. Und da ist er, mit seinen Aussagen, vollkommen im Recht gewesen. Statt ihm zuzuhören soll er ‚abhauen‘. Und selbst wenn er eine halbe Stunde rumphilosophiert hätte, ich hätte mir das gerne angehört. Ein Gesprächspodium nach dieser Aktion und mit ihm hätte mir auch noch gut gefallen. So hätte jeder die Chance gehabt sich zu äußern.

Ansonsten bitte so weitermachen mit diesem Thread wie bisher.
Oder wie es Epikur wohl gesagt hätte (nicht unbedingt wahr):
Tritt ein, Fremder! Ein freundlicher Gastgeber wartet dir auf mit Brot und mit Wasser im Überfluss, denn hier werden deine Begierden nicht gereizt, sondern gestillt.

Ich komme selber auch aus den Ingenieurwissenschaften und muss mediawikinger da so weit zustimmen, dass man sehr leicht in Versuchung gerät einige geisteswissenschaftliche Fächer als „reinen Zeitvertreib“ abzutun.
Ich sagte aber man kommt in Versuchung, nicht, dass ich es tun möchte. Denn ich bin der Meinung, dass jedes Studienfach eine Berechtigung hat und jeder Mensch genau das studieren sollte, was er persönlich für richtig hält.

Was ich dann nur zum einen nicht verstehen kann sind Leute, die in solch eine Richtung studieren und sich hinterher wundern, dass die trotz Hochschulabschluss, einfach keinen Beruf finden. So etwas muss mir vorher klar sein.
Zum anderen ist diese Diskussion im Video über den Nutzen und den Sinn des Studiengangs für Naturwissenschaftler eben schwer nachzuvollziehen. Wie mediawikinger sagt schreiben wir weniger Hausarbeiten, aber wenn wir an Projekten arbeiten, dann an solchen, hinter denen (in der Regel) ein Sinn steht. Ich habe letztes Semester mit einigen Kommilitonen einen Motorprüfstand konzipiert und konstruiert, welcher in den nächsten Semestern gebaut wird. Und in meiner Abschlussarbeit werde ich ein Berechnungsprogramm für bestimmte Schwingungen erstellen, welches danach von der Konstruktionsabteilung zur Auslegung von neuen Maschinen genutzt wird, und ich werde die Berechnungen messtechnisch belegen. Bei beidem weiß ich, dass es noch jahrelang genutzt wird und viele Menschen damit arbeiten werden. Das ganze wird zwar die Menschheit an sich wohl nicht weiter bringen, aber das schaffen eh nur die wenigsten :wink: Innerhalb meines Fachgebiets erledige ich aber auf jeden Fall sinnvolle und nützliche Dinge, welche zumindest in diesem Bereich einen kleinen Fortschritt darlegen.

Zum Video: Ich kann als Außenstehender im Fachgebiet Philosophie nicht wirklich viel zum Inhalt seiner Aussagen machen, obwohl sie in meinen Augen nachvollziehbar und verständlich sind.
Was mich eher erschreckt ist die Reaktion des Publikums. Mir ist aufgefallen, dass es vor allem die älteren Leute sind, welche aufstehen, sich empören, ihn raus bitten und laut werden. Gerade in einem Fach wie der Philosophie sollte es doch möglich sein einem anderen Menschen ein paar Minuten seiner Zeit zu geben um sich seine Meinung anzuhören. Vor allem, da der Professor ja anscheinend damit einverstanden war, dass er dies tut. Hätte dieser ihn raus gebeten, wäre es etwas anderes. Weil ohne Erlaubnis die Veranstaltung einer anderen Person zu unterbrechen ist doch sehr unverschämt und gehört sich einfach nicht.

Bei uns ist die Psychologie der Fakultät Naturwissenschaften angegliedert und die Psychologen erhalten dementsprechend auch eine naturwissenschaftlichere Ausbildung. Allerdings hab ich letztens ein Beispiel gesehen, anhand dessen ich an der wisschenschaftlichen Qualität der Ausbildung doch stark zweifeln muss.
Eine Mitarbeitern vom Psycholigie-Institut hat einen Vortrag über die Auswirkung der Lebensweise auf die Gene gehalten. Darin gab es die Theorie, dass auch Verhaltensweisen vererbar sind. Als Beweiß wurde eine Studie durchgeführt an sage und schreibe 90 Müttern und Kindern (warum die Väter hier nicht einbezogen wurden weiß ich nicht). Mit dem Ergebnis dieser 90 Stichproben wurden dann statistische Auswertungen vorgenommen. Auch die Art und Weise wie ausgewertet wurde war höhst zweifelhaft.
In meinem Fach hingegen hatten wir erstmal ein Semester lang eine Vorlesung nur zu dem Thema wie man Stichproben richtig analysiert. Und dann kommen solche Hobby-Mathematiker daher und meinen nur weil man eine tolle Linie ins Diagramm zeichnen kann ist das Beweis genug. Wenn das die Arbeitsweise ist, die man in solchen Fächern lernt, ist das nunmal für mich keine Wissenschaft.

Zum Thema Philosophie ist auch der Anfang der Wissenschaft gewesen.
Das ist sicher richtig. Nur wie siehts denn heute aus. Wird heute Philosophiestudenten noch Mathematik/Physik… beigebracht? (Ernstgemeinte Frage. Ich kenne den Lehrplan der Philosophen nicht).
Umgekehrt müssen sich die Ingenieure/Mathematiker etc. schon noch mit Philosophie auseinander setzen (wie ja bereits erwähnt wurde). Mal ganz Provokant gefragt: Wozu brauchen wir dann die Philosophie noch als eigenes Lehrfach? Und warum muss es fast jede Uni anbieten. Reicht es nicht wenn nur noch eine Handvoll Unis es anieten?

Diese Aussage zu beweisen wird schwierig. Wer sagt denn, das nicht einfach der Pharaoh sich hingestellt hat und gesagt hat „Ich will eine Gruft haben die alle anderen Bauwerke überragt, einfach weil ich der beste, tollste und überhaupt bin“. Also ob die Pyramiden eine Ergebnis einer Diskussionsrunde waren oder einfach nur die Vision eines Geistesgestörten wird sich nicht klären lassen. Von daher finde ich das Beispiel eher unangebracht.

Bei uns ist die Psychologie der Fakultät Naturwissenschaften angegliedert und die Psychologen erhalten dementsprechend auch eine naturwissenschaftlichere Ausbildung. Allerdings hab ich letztens ein Beispiel gesehen, anhand dessen ich an der wisschenschaftlichen Qualität der Ausbildung doch stark zweifeln muss.
Eine Mitarbeitern vom Psycholigie-Institut hat einen Vortrag über die Auswirkung der Lebensweise auf die Gene gehalten. Darin gab es die Theorie, dass auch Verhaltensweisen vererbar sind. Als Beweiß wurde eine Studie durchgeführt an sage und schreibe 90 Müttern und Kindern (warum die Väter hier nicht einbezogen wurden weiß ich nicht). Mit dem Ergebnis dieser 90 Stichproben wurden dann statistische Auswertungen vorgenommen. Auch die Art und Weise wie ausgewertet wurde war höhst zweifelhaft.
In meinem Fach hingegen hatten wir erstmal ein Semester lang eine Vorlesung nur zu dem Thema wie man Stichproben richtig analysiert. Und dann kommen solche Hobby-Mathematiker daher und meinen nur weil man eine tolle Linie ins Diagramm zeichnen kann ist das Beweis genug. Wenn das die Arbeitsweise ist, die man in solchen Fächern lernt, ist das nunmal für mich keine Wissenschaft.

Ja, das kann ich als Psychologiestudent auch bestätigen, das Problem liegt aber hier meiner Meinung nach wo anders. Ich hab zwar auch mit einem Bachelor of Science abgeschlossen (vor Bologna schloss man soweit ich weiß mit Mag. phil. ab), allerdings ist es so, dass wissenschaftliches Arbeiten die meisten Psychologiestudenten überhaupt nicht interessiert. Statistik ist für 90% ein notwendiges Übel, von dem die meisten nicht so genau wissen, wozu man sowas als Psychologe überhaupt braucht. Eigentlich völlig absurd, weil im Bachelor fast 1/3 der Lehrveranstaltungen mit Statistik oder Methodenlehre zu tun haben. Hier stehen sich leider Gottes das Bild, das die Studenten vom Psychologiestudium haben, und das die Universität vom Psychologiestudium hat, diametral gegenüber, weswegen es auch sehr viel Frust, eine recht hohe Drope-Out-Rate und viele „empirische“ Arbeiten, die absolut keinen wissenschaftlichen Wert haben, gibt.

Sehr vieles spricht für eine inszenierte Aktion, um dem lahmen Seminar einen Fußtritt zu verpassen. Der Kerl redet, als sei er geradewegs von den Leseproben des Max Reinhardt-Seminars zur Uni rübergeschlendert. Seine auf Pyroeffekt óptimierte Performance wirkt wie ein müder Abklatsch des Bluters von Klagenfurt, Rainald Goetz - und wer vermeint, ich würde jetzt den Unwissenden einen erklärenden Youtube-Link entgegenschleudern, der hat sich leiwand geschnitten. (SIC!!!)

Des Lackerln Eingangsthese vom Wiederkäuer-Magister ist schlüssig. Leider hat sich seine Weisheit nach eineinhalb Sätzen erschöpft. Danach ergeht sich sein Vortrag in selbstgefälliger Nullsummenprosa, getrimmt auf den wohlfeilen Schlusseffekt.

P.S.: Ich finde den Bezug nicht mehr. Wer sich wundert, warum so viele Senioren in einer geisteswissenschaftlichen Vorlesung sitzen, verkennt die essentiellen physiologischen Tatsachen: Die Oldies hören nicht mehr gut genug, sie sehen nicht mehr gut genug und sie können nicht mehr laut genug dazwischen rufen, um in den hinteren Hörsaalreihen zu sitzen. Deshalb versammelt sich die Blue Rinse Brigade in den vorderen Bänken und erzeugt somit die optische Täuschung, dass die Ü60-Fraktion in der Mehrheit wäre.

Umgekehrt müssen sich die Ingenieure/Mathematiker etc. schon noch mit Philosophie auseinander setzen

Ingenieure eher nicht (zumindest nicht in einen der Großen Drei Ingenieurswissenschaften). In den Naturwissenschaften wie Mathematik, Physik, Medizin und eventuell in Wirtschaftsfächern kann ich mir schon vorstellen, dass die Philosophie eine Rolle spielt, aber in meinem Studiengang hab ich noch nichts davon mitgekriegt.

Es gibt bei mir an der Uni (Düsseldorf) die Möglichkeit Punkte aus einem Bereich zu holen, der sich “Studium Universale” nennt, d.h. man besucht Veranstaltungen anderer Fakultäten und bekommt dann dafür ein paar CPs (nach meiner Studienordnung kann ich dort max. 4 Punkte rausholen). Dies war eine Idee unseres ehemaligen Rektors.
Ich finde die Idee zwar gut, nur sie geht an der Studierendenrealität vor. Was meine ich damit? Folgendes:

Die Themen die mich interessieren, finden meist zu einem Zeitpunkt statt, an dem ich irgendwelches Chemie-Zeugs habe (Vorlesung oder Praktikum). Wozu führt das? Man wählt irgendwelches belangloses Zeugs, was mit möglichst wenig Aufwand, viele Punkte verspricht. Also genau das Gegenteil. Es war ja eigentlich dazu gedacht seinen geistigen Horizont zu erweitern.

Auch, wenn es jetzt doof klingt, aber mit missfällt die Aussage. Warum? Ja, weil ich selbst Lehramtsstudentin bin. :wink:
Wir sind ja unbeliebt, das habe ich mittlerweile mitbekommen. Ich habe am Anfang meines Studiums noch Germanistik und Biologie auf Lehramt studiert, jetzt ist es Germanistik und Kunstpädagogik. In Biologie wurden wir andauernd von den Professoren herablassend behandelt und auch die Vollfachbiologen dachten wohl, wir seien alle blöd.
Ein bisschen kann ich das schon nachvollziehen.
Ich habe bisher zwei Arten von Lehramtstudenten kennengelernt:

  1. Leute, die unbedingt Lehrer werden wollen und ihr Fach nur studieren, um etwas zum Unterrichten zu haben. Die hast du ja bereits erwähnt. Sie machen einen großen Teil der Lehramtsstudenten aus, lernen hauptsächlich für die Klausuren und lassen sich Informationen vorbeten. Das sind dann die Studenten, denen ich in meinem Tutorium Dinge fünfmal erklären kann und sie sagen, sie hätten es jetzt endlich verstanden und machen es in der nächsten Aufgabe trotzdem falsch.
    Ich habe fest damit gerechnet, dass diese Leute dann aber in den erziehungswissenschaftlichen Seminaren und Vorlesungen mit vollem Körpereinsatz mitmachen. Dort wird ja auch eine Menge diskutiert. Macht nur keiner von denen. Auch hier werden die Theorien nur nachvollzogen und wenn man sie nicht versteht, dann lernt man sie wenigstens auswendig, um sie später in der Klausur verwenden zu können.
    Auswendiglernen ist sowieso so eine Sache, die ich hasse wie die Pest.
  2. Die andere Gruppe: Jene, die eigentlich nur ihre Fächer studieren wollten, aber nicht wissen, was sie damit später machen sollen. Wirklich viele Jobs für Germanisten gibt es ja auch später gar nicht. Verlagsarbeit, Arbeit in der Uni, das war’s. Für Kunstpädagogen… da hör ich lieber gleich auf zu schreiben. :wink: Deswegen studiert man halt einfach mal Lehramt. Damit man später was zu tun hat.
    In Germanistik waren wir am Anfang meines Studiums bestimmt 200 Lehramtsstudenten. Mittlerweile sind wir vielleicht 70. Einige haben mit Germanistik aufgehört, viele haben mit Lehramt aufgehört, weil sie Kinder doch nicht leiden können.
    Ich sagte vorhin „zwei Gruppen“. Eigentlich ist das gelogen, es gibt drei Gruppen, allerdings ist die dritte Gruppe verschwindend klein und ich bin bis jetzt erst zwei oder drei Leuten dieser Gruppe begegnet.
    Das sind diejenigen, die sich für die Fächer interessieren und für das Lehramt. Man glaubt es kaum, aber die gibt es.
    Und das Leben als solcher ist gar nicht so leicht.
    Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt selbst dazuzählen möchte, ich möchte sie auch nicht als „beste Gruppe“ qualifizieren. Fakt ist, dass ich mit Biologie aufgehört habe, weil ich merkte, dass es mich zwar interessiert, dass ich es aber nicht mein ganzes Leben lang unterrichten möchte und dass mich Kunst mehr interessiert.
    Dadurch habe ich nun ein Jahr länger Zeit, mich auf den Stoff zu konzentrieren. Auch, wenn ich jetzt später in der Arbeitswelt lande, ich genieße es doch, mich intensiver mit dem Stoff oder mit mehr Stoff beschäftigen zu können.
    Allgemein die Sache mit der Arbeitswelt:
    Mich würde mal interessieren wie sehr dieses „Nur Stoff nachkauen und nicht selbstständig mehr denken“ mit dem Bachelor- und Mastersystem zusammenhängt.
    Ich fühle mich in diesem System nicht wohl.
    Eigentlich ist man nur damit beschäftigt, irgendwelche Prüfungsvorleistungen zu erbringen (Referate, Essays, Protokolle usw) -die bei uns in der Fakultät nun abgeschafft wurden, ich weiß nicht wie es bei anderen ist- und dann am Ende eine Prüfung zu erbringen. Dafür kloppt man sich Unmengen an Wissen in den Kopf und schreibt dann meistens eine Klausur oder hat eine mündliche Prüfung.
    Im Kunstbereich schreibt man bei uns meistens Hausarbeiten oder macht einen Sammelschein mit Endnote. Auch, wenn es das pure Nachkauen ist, ich schreibe lieber Hausarbeiten als Klausuren, denn ich finde es absolut nervig, mir irgendwelche Daten auf Teufel komm raus ins Gehirn zu schaufeln, dass ich letztendlich nach der Klausur wieder vergesse. Das ist für mich (als Lehramtstudentin) kein effizientes Lernen (wobei ich da wieder mit mir selbst im Zwiespalt stehe: Wie mache ich das später mit meinen Schülern?!).
    Ich finde, das Bachelor- und Mastersystem gibt eigentlich gerade die Situation in Deutschland recht gut wieder. Wir werden gedrillt, mit Wissen „gefüllt“, das selbstständige Denken wird klein gehalten, zum Arbeiten erzogen, am Ende gemessen und gewogen, um uns dann nach dem Studium perfekt in die Arbeitswelt eingliedern zu können. (Hatte ich diesen Artikel hier im Forum gefunden? Ich weiß es gerade gar nicht. http://www.spiegel.de/karriere/berufsst … 34713.html)
    Es fängt ja schon im eigenen Umkreis an. Ich habe eine Freundin, die auf die Frage, was sie studiert, nur noch mit: „Germanistik und Kunstwissenschaften, nein, nicht auf Lehramt und nein, ich weiß nicht, was ich damit später machen soll.“ antwortet.
    Dann geht es weiter, dass man im Studium (außerschulisch) bei uns General Studies machen muss, das bedeutet, irgendeinen Quark machen, der einem später für den Beruf helfen kann. Das muss dann von irgendwelchen Professoren und vom Prüfungsamt abgesegnet werden. (Wir Lehramtsstudenten müssen hingegen Schlüsselqualifikationen machen, wie das definiert ist, weiß keiner. Man kann genausogut fachfremde Veranstaltungen besuchen, um seinen Horizont zu erweitern, wie facheigene Veranstaltungen -was die meisten machen. Hauptsache, es gibt Creditpoints. Ich habe zum Beispiel einen Theaterkurs besucht und ein Tutorium gegeben).
    Am Ende wird man blöd angeguckt, weil man ein Jahr länger studiert (so wie ich), oder man hört einige Studenten aus dem eigenen Umkreis: „Am liebsten würde ich auch…ich schaff das so nicht…Chuck Norris studiert den Bachelor in Regelstudienzeit.“
    Mein Fazit ist: Unabhängig davon, ob man an seinem Fach wirklich interessiert ist, lässt der Bachelor einem mittlerweile kaum noch Zeit, sich intensiver auf sein Fach zu konzentrieren. Ich finde das schade und bin so froh um mein Sonderjahr, obwohl mir von der Studienberatung empfohlen wurde, mein Kunststudium doch zu raffen, damit ich pünktlich fertig werde.

Mit Bezugnahme auf Mr. Morizons Aussage im Eröffnungspost möchte ich anmerken, dass leider auch in Naturwissenschaften die Bachelor- und Masterarbeiten selten für einen Erkenntniszuwachs sorgen. Die heutige Naturwissenschaft wird im Wesentlichen von Profs gelenkt und von Doktoranden ausgeführt. Als Student hat man in der kurzen Zeit kaum die Möglichkeit, in diesen oft jahrelang erforschten Bereichen noch Neues entdecken, zumal die Laborzeit einer Bachelorarbeit vielerorts die sechs Wochen nicht überschreitet. Bis man da sein Thema halbwegs überblickt hat, muss man auch schon die Ergebnisse zusammenfassen. Ich würde die Zeit - auch wenn sie noch so sinnlos erscheinen mag - doch nicht als vollkommen nutzlose Zeit ansehen, denn in ihr erlernt man die Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens. Dasselbe tut auch ein Philosophiestudent, der die uralten Wälzer längst verstorbener Denker durchwühlt. Nun gehört aber die Philosophie wie weiter oben erwähnt zu den “soft sciences”, das heißt, dass im Grunde jeder einen Zugang dazu hat, auch ohne gesonderte Ausbildung. Die hilft natürlich immens, wenn es ums Argumentieren und Vergleichen mit alternativen Denkweisen geht, ist aber keine Voraussetzung. Deshalb kann man sich dem Thema auch antiakademisch widmen, wie es das Ziel im Video war. Tatsächlich gibts unter Philosophen vielerorts den Drang, dass man sich der Gesellschaft und den Lehren entzieht, um ungetrübt sein ganz eigenes Weltbild ausarbeiten zu können. Die Leute flüchten sich in ein psychisches und manchmal auch physisches Eremitendasein und heraus kommt dann eine Gestalt wie Nietzsches Zarathustra: Jemand, der mit ganz neuem Blick der Welt zeigt, wie sie sein sollte.
Solche Querdenker mögen entscheidend für die gesellschaftliche Weiterentwicklung sein und die ständig in die Geschichte zurückblickende moderne Philosophie läuft dem sicher zuwider. Aber wir dürfen uns auch nicht zu weit von der Gesellschaft entfernen, denn ohne realen Bezug verlieren diese neuartigen Lehren an Wert. Kein Philosoph der Welt kann heute prophetengleich durch die Welt ziehen und für ein neues Werteverständnis predigen. Die Entwicklungen folgen heute im Kleinen, denn für gesellschaftliche Großtheorien ist heute kein Platz mehr. Die großen Philosophien zum Thema Freiheit haben sich heute ziemlich erübrigt. Worüber für Jahrtausende große Denker nachdachten, die Gleichberechtigung aller Menschen, ist seit Jahrzehnten gesetzlich verankert. Also sucht man sich andere Themen, die aber häufig ziemlich metaphysisch sind und daher wenig Nutzen bringen. Ich glaube nicht, dass die Philosophie der nächsten hundert Jahre große Veränderungen hervorbringen wird, denn dafür braucht es immer einen Ausgangskonflikt. Die wichtigen Aufreger bleiben heute allerdings aus.
Ich kann gut verstehen, warum sich junge Menschen für die Philosophie entscheiden und ich kann ebenso ihre Frustration verstehen, wenn sie etwas älter sind und merken, dass die Philosophie ihnen auch nicht hilft, die Probleme der Welt zu lösen. Philosophie schafft nur, dass man die Probleme noch klarer als solche erkennt. Ich kenne Philosophen, unter denen sich eine regelrechte Apathie breit macht. Sie sind unfähig, sich überhaupt noch an Diskussionen zu beteiligen und eine Meinung zu haben, weil sie sich zu erhaben fühlen, um kleingeistigen Sichtweisen nachzueifern. Wer alles hinterfragt, für den rückt alles in die Ferne. Was macht es der Welt, ob ein Mensch lebt oder stirbt, warum also für oder gegen Abtreibungen sein? Bis sie sich am Ende nach dem Sinn der Frage nach dem Sinn fragen und zu Nihilisten werden. Dabei sollten sie viel mehr Konstruktivisten sein.
Da das einzige Werkzeug des Philosophen sein Gehirn ist, finde ich, sollte man aus akademischer Sicht diese Hirne nicht einem einheitlichen Ausbildungssystem unterwerfen. Statt Geschichte zu pauken sollte man zum Freidenker erzogen werden, wenn man die Philosophie unter utilitaristischem Gesichtspunkt sehen möchte. Denn durch Variabilität entstehen neue Strömungen. Klar muss das Denken trotzdem in eine gewisse Richtung kanalisiert werden und wissenschaftlichen Standards genügen und dem dient der akademische Überbau. Er ist schlichtweg einfach zu viel des Guten. Wenn ich in philosophischen Thesen logische Widersprüche erkennen kann, weil die Studenten trotz ihrer monatelangen Logikvorlesungen niemals das Problem werden überwinden können, Umgangssprache in Mathematik zu übertragen, dann muss ich die Systemfrage stellen. Dann präferiere ich eine Quick n’ Dirty-Methode, die zumindest überhaupt zu einem Ergebnis führt. Es ist mir lieber, jemand argumentiert emotional, aber dafür nachvollziehbar als gar nicht. Das müssen aus meiner Sicht viele Philosophiestudenten erst noch lernen: Dass keine Meinung zu haben nicht bloß ein Zeichen von Unvoreingenommenheit ist, sondern auch ein Zeichen von Teilnahmslosigkeit oder gar der Angst, schulisches Wissen ad acta zu legen, um unkonventionelle Wege zu beschreiten, auf denen man natürlich auch scheitern kann.

Mal kurz zum Thema Bachelor
Eine Bachelor-Arbeit kann meiner Meinung nach auch keinen Erkenntniszuwachs enthalten. Ein Bachelor-Abschluss ist einfach nichts. 6 Semester Studium reichen nicht aus um fundierte Kentnisse in einem Fach zu bekommen. Ich habe selber mal 4 Semester Physik studiert bevor ich zu den Ingenieuren gewechselt bin. Meine Freundin studiert selber grad im 8. Semester Physik (Diplom). Wenn ich nun daran denke, dass ein Physik-Student nach 6 Semestern bereits einen Abschluss hat, ist das für mich unvorstellebar. Nach 6 Semestern hat man gerade einmal Grundlagen gelernt. Meine Freundin ist z.B. jetzt erst soweit in Forschungsgruppen mitzuarbeiten und sich somit auf die Diplomarbeit vorzubereiten.
Mein Studiendekan hat mal auf einem Vortrag vor Vertretern der Autoindustire zum Thema Bachelor folgendes gesagt “Wollen sie einen Absolventen der ihre Autos wäscht oder konstruiert?”

@mediawikinger

Diese Aussage zu beweisen wird schwierig. Wer sagt denn, das nicht einfach der Pharaoh sich hingestellt hat und gesagt hat „Ich will eine Gruft haben die alle anderen Bauwerke überragt, einfach weil ich der beste, tollste und überhaupt bin“. Also ob die Pyramiden eine Ergebnis einer Diskussionsrunde waren oder einfach nur die Vision eines Geistesgestörten wird sich nicht klären lassen. Von daher finde ich das Beispiel eher unangebracht.

Wer sagt uns, dass er sich nicht einfach nur hingestellt hat und das sagte, was du ihm mal eben in den Mund legst. Schließlich ging es beim Pyramidenbau um den Tod, über den seit Jahrtausenden philosophiert wird. Diese Diskussion um jenen welchen ist nun wahrlich kein Produkt der heutigen Philosophen.
Ich bin mir sogar sehr sicher, dass vor allem die alten Ägypter sich sehr wohl mit dem auseinandersetzten, was sie da epochal ‚fabrizierten‘. Bei den Pyramiden geht es ja nicht nur einfach um ein Grabmal, sondern vor allem auch um die Frage nach dem:
Wohin gehe ich, was nehme ich mit und wie komme ich dahin. Wie kann ich die Götter besänftigen und was schenke ich ihnen beim Eintritt in die Unsterblichkeit etcp.
Wenn das nicht eine hohe Form von Philosphie ist und du meinst, dass es eher unangebracht ist, dann weiß ich auch nicht.

Niemand. Das war ja gerade mein Punkt. Es kann niemand sagen, aus welchen Beweggründen die Pyramiden gebaut wurden. Daher fand ich deine Aussage übertrieben.

@mediawikinger

Niemand. Das war ja gerade mein Punkt. Es kann niemand sagen, aus welchen Beweggründen die Pyramiden gebaut wurden. Daher fand ich deine Aussage übertrieben.

Ist mir vollkommen unschlüssig.
Philosophie heißt auch Dinge zu akzeptieren oder darüber nachzudenken, die man selber nicht nachvollziehen kann. Du sagst so, ich sage so.
Die sagten oder dachten so, oder vielleicht auch nicht. Nichts ist nachprüfbar, aber es auszuschließen ist nicht Sinn der Sache.

Entschuldige Norma, meinst du nicht, das was du meinst ist eher Aufgabe der Geschichtswissenschaften? Metaphysik und damit auch Religion ist zwar ein Zweig, mit dem man sich seit langer Zeit auch in der Philosophie beschäftigt, aber warum die Pyramiden erbaut wurden kann uns die Philosophie nicht sagen, andere Wissenschaften hingegen eher. Und soweit ich weiß, waren die meisten, die beim Bau der Pyramiden beteiligt waren, das ja als Grab des Pharaos gedacht war, Sklaven, sprich denen konnte es wurst sein, wie sehr ihr Pharao im Nachleben Glück hat, das sollte hier aber auch nicht wirklich zu ner Diskussion über Pyramiden werden. :ugly

@Mr. Morizon,

Entschuldige Norma, meinst du nicht, das was du meinst ist eher Aufgabe der Geschichtswissenschaften

Jein.

Dass die Sklaven Pyramiden erbaut haben ist mir auch klar, aber die ‚Architekten‘ werden sich ja wohl etwas dabei gedacht haben.
Gut, anscheinend Meta-Diskussion, ich bin dann mal weg und philosophiere in meinem stillen Kämmerchen weiter.
Dein ( :ugly ) hätteste dir aber nun wirklich sparen können, das ist, philosophisch betrachtet, ein Angriff auf meine Wenigkeit im Universum.

Und was hat das mit Philosophie zu tun? Das ist eher angewandter Humanismus, auch eine Denkrichtung, aber dafür muss man nicht Philisoph sein. Wer für solche Aktionen noch Zeit hat, hat meiner Meinung nach auch zuviel Zeit.
Und wenn das alles ist, was der Hampelmann aus dem Video zu sagen hat, warum sagt er es nicht einfach: „Engagiert euch, sitzt nicht nur hier rum.“

Ich finde das alles furchtbar langweilig. Wo sind die BadBoys in der Philisophie? Wo sind die Antihumanisten? Die Rechten? Die Heideggers, Nietsches und Gehlens. Ok, Letzterere war Soziologe, aber für einen Nicht-Geisteswissenschaftler liegt das alles Nahe beieinander. Die hatten der Öffentlichkeit auch noch was zu sagen und durch die Auseinandersetzung mit den jüdischen Marxisten aus Frankfurt gab es überhaupt eine Belebung.
Heute haben wir Richard David Precht, aber da weiß ich irgendwie immer schon vorher, was er sagt. Wie eben bei fast allen heutigen „Geisteswissenschaftlern“.

Dein ganzer Post ergibt keinen Sinn. Erst redest du vom Humanismus, dann, dass man dafür kein Philosoph sein muss.

  1. Der Humanismus hat sich aus der Philosophie entwickelt, das schon seit der Antike.
  2. Der Humanismus entwickelte sich aus einem Teilgebiet der Philosophie, der Ethik, die sagt, wie man möglichst leben sollte. Das gilt doch für alle Menschen, nicht nur für Philosophen. Was kann man denn deiner Ansicht besser mit der Zeit anstellen, als sich politisch / sozial zu engagieren? Nietzsche, der übrigens mit einem z geschrieben wird, lesen? Entschuldige bitte, aber mit Nietzsche vergeudet man mehr oder minder Zeit, wenn man die Zeit abrechnet, wo man lachend zusammenbricht, weil der Kerl sich selbst nicht an seine Ideale gehalten hat und so ziemlich alles und das Gegenteil davon gesagt hat, Stichwort “Wagner ist super” - “Ich kann Wagner nicht ab.”

Wo die Bad Boys sind? Keine Ahnung, geh doch raus und such sie. Heidegger ist sicher nicht deshalb bekannt, weil er “Sein und Zeit” geschrieben hat, zumindest nicht als Bad Boy. Nietzsche war ne Lachnummer, wenn er auch bestimmte interessante Punkte hat, aber ihn jetzt als Bad Boy zu sehen, nur weil er eine Umwertung der Werte hochhielt und sich ca. 100 Jahre später ein paar depperte Nihilisten in den Kopf setzen, Leuten den Johannes abzuschneiden, ist für mich dann doch ein wenig weit hergeholt.

Du willst kontroverse Punkte? Lies mal Rainer Trapp über selbstverschuldete Rettungsbefragung, jeder Foltergegner wird da auf seine Kosten kommen.
Dein gesamter Post ergibt für mich keinen Sinn und liest sich wie eine einzelne Provokation gemischt mit dem Wunsch nach radikaler Unangepasstheit.

…dafür muss man nicht Philisoph sein.

Eine sehr kluge Feststellung. Wirklich! Müssen muss man gar nichts, man muss sich auch erst recht nicht selbst als Philosoph bezeichnen, um sich Gedanken über sich und seine Umwelt machen zu können bzw. zu rechtfertigen, dass man dies tut.

Man muss nicht Philosoph sein, um denken zu dürfen.

Wer für solche Aktionen noch Zeit hat, hat meiner Meinung nach auch zuviel Zeit.

Wenn hier die Aktionen gemeint sind, welche Mr.Morizon erwähnt hat, dann muss ich sagen, dass dieser Satz schlicht dumm ist.

Menschen, denen es so gut geht, dass sie sich nicht nur um ihr eigenes, sondern auch um das Leid und Leben anderer Gedanken machen können, haben also zuviel Zeit? Welch vermessener Schwachsinn. Diese Menschen haben genauso viel Zeit wie ein jeder andere Mensch auch, sie nutzen sie nur anders.
Und wenn sie ihre Zeit anders nutzen können, weil sie nicht, sagen wir mal, den ganzen Tag schuften und sich ducken müssen, ja dann ist das nicht etwa ein „Luxus“, sondern eine Errungenschaft unserer Menschheit.

Ok, Letzterere war Soziologe

Ohne jetzt zu wissen, wer Gehlens war, stelle ich mal die Frage: Kann ein Soziologe auch gleichzeitig Philosoph sein?

Was solls, ich wollte noch ein paar Dinge zum eigentlichen Thema schreiben:

Das Phänomen, dass eigentlich kein kritischer Diskurs angeregt, sondern nur Fachwissen vermittelt wird/ werden soll, betrifft denke ich mal unser gesamtes Bildungssystem, betrifft also nicht nur die Akademiker.

Schon auf dem Gymnasium habe ich bemerkt, dass das von den meisten Menschen sogar begrüßt wird.

Die ganze Schule lang hat man im Prinzip nur von einer Kontrolle zur nächsten gelernt, hat sich Fachwissen in den Kopf gezwängt bis er so dicht damit gefüllt war, dass auch ja kein eigener Gedanke mehr noch einen Raum hatte.

Was ist jetzt davon übrig? Ich muss leider für mich persönlich erkennen, dass die Schulbildung, die ich „genossen“ habe, zu einem großen Teil komplett wertlos ist.

Mein Abi sagt zwar etwas anderes, aber so empfinde ich es.

Aber sollte sich Bildung so anfühlen?

Ich finde es ist kein Wunder, dass wenn man Menschen 10, 12 oder 13 Jahre lang nur mit Wissen vollstopft anstatt ihnen zu helfen, sich in der Welt zurechtzufinden und ihnen zu ermöglichen, herauszufinden, was ihre Persönlichkeit ausmacht, dass die Menschen dann hinterher froh sind, wenn sie ihre Nische finden und in ihr brillieren können.

Nichts anderes machen doch die meisten Studenten, so habe ich zumindest den Eindruck. Studieren irgendwas, was sich wichtig oder „gehoben“ anhört und versuchen, beste Noten zu bekommen.

Aber wenn man nur für Noten lernt, dann möchte man nicht sich selbst überzeugen, sondern diejenigen, die die Noten vergeben. Schon unsere Lehrer haben uns immer eingeredet, dass wir für uns selbst lernen würden. In der Schule? Was für ein Hohn!

Moderne Studenten studieren, um später einen gut bezahlten Job zu bekommen. Diejenigen, die ein Studium wirklich aus Interesse beginnen werden dann von der Gesellschaft verlacht, wenn ihr Studiengebiet sich „Philosophie“, „Kunstgeschichte“ oder ähnlich nennt, verlacht, weil sie ihr Studium einer Sache widmen, für die sie auch tatsächlich leben möchten.

Ich möchte natürlich nicht in Abrede stellen, dass es in allen „Fachrichtungen“ Menschen gibt, die sich dieser wirklich aus Überzeugung widmen.

Die meisten allerdings unterhalten sich mit ihren Glaubensgenossen (also Mitstudenten) doch nur darüber, was wohl in der nächsten Klausur drankommt, anstatt über Inhalte ihres Studiums zu sinnieren und vielleicht sogar mal vermitteltes Wissen zu hinterfragen.

Das machen die wenigsten und es ist auch von denjenigen, die die Lehrpläne erstellen - also diejenigen, die darüber entscheiden, was der Mensch zu wissen hat… und was nicht - von denjenigen Menschen ist das garantiert nicht erwünscht.

Das bringt mich schlussendlich zu der Frage, wer eigentlich unser Bildungssystem kontrolliert und welche Hintergedanken und eigene Interessen diese Menschen eigentlich haben…

Denn Tatsache ist ja nunmal, dass unser Bildungssystem nicht gottgegeben, sondern von Menschen gemacht wurde.

Und nichts, absolut gar nichts, nicht einmal der Fernseher kann einen Menschen so stark beeinflussen, wie jahrelange, systematische Permabildung in einer Anstalt, in der man mit Zellennachbarn, Verzeihung, ich meinte Mitschülern kollektiv sich Fakten reinzieht.

Es führt zwar weg vom Thema, aber der kurze Exkurs sei mir gestatttet.

Das sind diejenigen, die sich für die Fächer interessieren und für das Lehramt. Man glaubt es kaum, aber die gibt es.

Genau da hatte ich mich unabhängig von Deiner implizierten Wertigkeit verortet, weil beides geil war: Rumschwafeln im Seminar, um die Weiber zu beeindrucken; und Kärrnerarbeit an der Lehrfront, weil man sich einredet, bei den Blagen was Positives bewirken zu können.

Und das Leben als solcher ist gar nicht so leicht.

Da möchte ich widersprechen. Beides ist nicht schwer, wenn das Ego groß genug ist. Was mir den Job verleidet hat, war das Referendariat, wo ich mit verwelkten Alt-„Kollegen“ zusammen arbeiten musste, die keine Scheu zeigten, mir ihre Missachtung für meine unkonventionelle Arbeitsauffassung bei jeder unpassenden Gelegenheit zwischen die Füße zu werfen.

Dabei muss ich erwähnen, dass ich bis zum 1. Staatsexamen die Wonnen einer uralten Studienordnung genießen durfte, der es drissegal war, wie lange man zum Abschluss brauchte. Ich habe 14 Semester lang Kurse belegt, die fürs Examen vollkommen unnütz, aber für meine Menschwerdung sehr hilfreich waren. Bologna hat in dieser Hinsicht viel kaputt gemacht; und ich würde nicht noch einmal unter den neuen Bedingungen studieren wolen.

Ich habe etwas sehr verkürzt. Mit

„Humanismus, auch eine Denkrichtung“

wollte ich ich die Verbindung der von dir genannten Aktionen mit der Philosophie bejahen, denn Humanismus ist eben eine philosophische Denkart.
Aber für die linkspolitischen Aktionen selber, muss man weder Philosoph, noch Student sein, ja kann es auch mit ausgeschaltetem Geist tun. Die Emotion des Mitgefühls, für Christen auch die praktizierte Nächstenliebe oder manchmal auch die Anstiftung des eigenen Umfelds reichen da aus. Genauso wird aus den Aktionen wohl kaum ein wirklicher Erkenntnisgewinn entspringen.

Wo ist da der Beitrag der heutigen (angehenden) Philosphen als Philosophen? Da brauch gar nicht erst Philosophie studiert werden, dann könnte man noch viel mehr politischen Aktivismus betreiben.