Interessant ist es allemal, aber ich würde sagen er verlangt einfach zuviel.
Das man sich als Student erst einmal durch haufenweise Theorien durcharbeiten muss ist durchaus sinnvoll, ansonsten wäre jede weitere Diskussion nichts weiter als Stammtisch auf hohem Niveau. Wenn wir nicht lernen müssten was vorher schon war, dann würde jeder Depp irgendeine Theorie aufstellen die schon hunderte Jahre alt ist und er wäre trotzdem superstolz auf seine tolle Leistung. (Im Internet darfst du nicht einmal einen zwei Stunden alten Witz erzählen ohne das dir jemand vorhält das es geklaut oder uralt wäre)
Es gibt ein größeres Problem dabei wenn man all die alten Theorien durchkaut. Man wird irgendwann Betriebsblind. Das ist es was Studenten vermeiden müssen, sie dürfen sich nicht von den klassischen Mustern beherrschen lassen. Erlernen ja, aber sie müssen in der Lage sein außerhalb der vorgegebenen Denkmuster zu arbeiten und das ist tatsächlich eine schwere Aufgabe.
Oder wie es einige meiner Dozenten sagen: Bis ihr euren Doktortitel habt müsst ihr machen was andere von euch wollen. Sobald ihr den Titel habt, könnt ihr schreiben was ihr wollt. <<< Das stimmt so kurz natürlich nicht, aber im Prinzip ist es nur eine Abwandlung eines altbekannten Spruchs.
“Lehrjahre sind keine Herrenjahre.” Und die Lehrjahre für einen Studenten sind natürlich ungleich länger als für jemand anderen.
Das bedeutet natürlich nicht das man seinen Dozenten nach dem Mund reden sollte, ich kenne aber auch nur sehr wenige Dozenten die das wollen. Problematisch wird es halt wenn die Argumente die du anbringst zu schwach oder schlicht und ergreifend falsch sind. Aber da darf ein Dozent auch zu Recht gegen halten.
Nun zu Ladifaris Aufzählung:
- Ich weiß nicht ob da so viel bei rumgekommen wäre, wenn er noch länger geredet hätte. Aber das Verhalten der Zuschauer ist trotzdem so nicht in Ordnung. Er hat zumindest zu Beginn versucht zu diskutieren, da hätte man auch entsprechend reagieren sollen. Immerhin gibt es Argumente gegen seine Ansichten. (siehe oben)
- siehe Antwort zu 1
- würde mich der Meinung von Mr.Morizon anschließen, den Lehramtstudenten aber ausweiten auf einen: “Ich studiere nur für den Abschluß Typ” <<< es sind nicht nur Lehramtstudenten die das Studium als qualvolle Notwendigkeit für das Ziel betrachten.
- Das greift meiner Meinung nach zu kurz. Man kann schon versuchen neue Theorien aufzustellen. Es ist halt nur der riskantere Weg weil man einfacher häufiger auf die Nase fällt. Eine neue Theorie kann man sich nicht mal eben zwischen zwei Veranstaltungen aus dem Ärmel schütteln. Das ist tatsächlich schwere Arbeit und sollte als solche auch gewürdigt werden. Aber ich habe bisher noch keinen Dozenten gesehen, der etwas gegen Hypothesen oder neue Fragen gesagt hätte. Eine gute Frage ist im Prinzip das einzige was ein Student wirklich leisten kann.
- Der Elfenbeinturm der Wissenschaft war schon immer ein Problem und wird es wohl auch immer bleiben. Den wer den ganzen Tag lang denken will, hat nicht die Zeit sich mit solch unwichtigen Sachen wie praktischer Arbeit den Tag zu versauen. Das ist nicht einmal so böse gemeint wie es klingt. Die Sache ist einfach: Ich kann keine hochtrabenden Theorien erstellen wenn ich mir gleichzeitig Gedanken darum machen muss wann ich welches Getreide aufs Feld bringen muss.
- Er erwartet praktische Lösungen von einer Institution zu finden die sich der Theoretisierung des praktischen Lebens verschrieben hat. Etwas weltfremd oder? An einer Universität werden Antworten auf Fragen gesucht und vielleicht Lösungswege vorgeschlagen. Wer praktisch etwas verändern will muss auch praktisch arbeiten.
- Siehe 6
- Nein das blödeste ist, wenn Leute glauben man würde eine Diskussion umgehen wollen nur weil man sich auf die Gedanken eines anderen beruft. Wenn ich in einer Argumentation vorbringe das meiner Meinung nach Sokrates mit XY vollkommen richtig lag. Dann erkläre ich damit nicht Sokrates zum Halbgott, sondern verweise auf eine schon erfolgte Argumentation. Wenn ich hingegen sage, dass XY richtig sein muss weil Sokrates es gesagt hat, dass ist ein Problem. Das leider tatsächlich zu häufig auftritt.
Aber ich will darum bitten das dieser Unterschied beachtet wird. Sich auf alte Theorien berufen bedeutet nicht, dass man nicht selber denken könnte und es bedeutet auch nicht das man mit seinem Wissen “angeben” will.
Nun noch einmal zur drängensten Frage des Videos: Praktische Lösung vs. Universitäre Bildung
Erst einmal ist das ein Widerspruch. Den die praktische Lösung will eben genau das, eine Lösung zu einem Problem.
Universitäre Bildung will in erster Linie Wissen. Es geht um den Willen zum Wissen (Focault), erst einmal fernab von jeder Moral und von jedem Praxisbezug.
Hier stoßen wir dann auf ein richtiges ethisches System: Ich erforsche eine neue Relgionsgemeinschaft die ähm Gualalhalier (sehr gut Google sagt die gibt es wirklich nicht ^^) diese Gualalhalier sind davon überzeugt das es richtig ist kleine Kinder zu fressen. <<< Als Wissenschaftler darf ich mich da nicht einmischen. Dadurch würde ich mich nämlich zum religiösen Akteur machen und damit wäre ich selber Gegenstand meiner Forschung. Wenn ich aber selber in die Ergebnisse meiner Forschung eingreife kann ich nicht mehr Wissenschaftler sein.
Ergo: Moral und Ehtik widerspricht wissenschaftlichem Anspruch.
Wir wollen nichts verändern wir wollen beobachten. Ob und wenn ja welche Handlungskonsequenzen aus unseren Beobachtungen erwachsen ist das Problem anderer Leute.
Tja das ist zumindest so ziemlich die Einstellung vieler Akademiker. Meiner bescheidenen Meinung nach eine sehr problematische Einstellung über die ich auch schon eine etwas heftigere Diskussion mit einem Dozenten hatte, der genau das in aller Konsequenz vertreten hat.
Das Problem ist: Wissenschaftliche Objektivität verurteilt einen dazu. Aber ich würde sagen: Man ist eben nicht nur Wissenschaftler sondern auch Mensch und als Mensch ist man berechtigt Konsequenzen aus einen Erkenntnisen zu ziehen.
Der gute Herr ist einfach mit diesem Widerspruch nicht klar gekommen. Er hatte anscheinend gehofft durch sein Phiolosophiestudium ein verbindliches Moralsystem entwickeln zu können. Oder zumindest die armen afrikanischen Kinder zu ernähren. Was afrikanische Kinder davon haben sollen das er Philosophie studiert will mir aber nicht wirklich in den Kopf.
Also dann auf zum Fazit:
Seine Zustandsbeschreibung der universitären Bildung ist durchaus richtig. Aber bei weitem nicht so schlecht wie er es darstellt. Das meine Hausarbeiten kein Schwein interessieren ist mir klar. Wenn ihn selbst seine Hausarbeiten nicht interessieren, dann hat er einen großen Fehler gemacht was die Themenwahl angeht. Zumindest ich war mit den Themen meiner Hausarbeiten durchaus zufrieden bisher und viel wichtiger, sie haben mir alle einen Erkenntnisgewinn gebracht. Für mich selbst. Darum geht es erst einmal. Stellt euch doch nur mal vor man würde jeder Studienarbeit Aufmerksamkeit schenken. Meine Güte wir kämen aus der Diskussion von völlig banalen bis schwachsinnigen Thesen gar nicht mehr heraus.
Ich bin nicht in der Lage etwas neues zu entdecken, wie den auch? Klar kann es sein das ich zufällig über irgendetwas stolpere. Aber ich kann mich nicht hinsetzen und in einer 20-30 seitigen Hausarbeit die Welt neu erfinden.
Ich kann maximal Fragen stellen die dann dazu führen können das sich entweder andere Leute mit mehr Zeit als ich (oder ich selbst wenn ich mal das Geld und die Zeit dafür haben sollte) solange Gedanken darüber machen, bis sie durch die gestellte Frage die Welt neu erfunden haben.
Meine Forderung also (Thema Handlungskonsequenz): Es ist legitim das sich Studenten in Demut üben müssen. Nicht legitim ist es wenn diese Demut tatsächlich zu Denkverboten führt. Fragen dürfen immer und zu jedem Thema gestellt werden. Auch von Studenten.
[spoiler][Der Fragende muss nur auch damit umgehen können, wenn die Anwort anders ausfällt als erhofft. ^^][/spoiler]
Schlusssatz: Es gibt viele Sachen die man an unserem Bildungssystem zu recht kritisieren kann, ein angeblich existierendes Denkverbot gehört aber nicht dazu. [Ausnahmen in Form von einzelnen Dozenten existieren mit Sicherheit]