Adventskalender 23: Bücherstunde zum Adventstee

Das Internet ist nicht die Loriot-Badewanne, Herr Müller-Doerping, äh Lüdenscheid. Aber Enten sind auch ganz andere Kaliber, als Bücher :wink:

1 „Gefällt mir“

Die Sendung fand ich ganz gut. Stelle fest, dass Volker meinen Geschmack vollumfänglich abgedeckt hat. Vor allem Hornby und Goldt = :heart:

Wenn „Die Kandidatin“ gelungene, intelligente Satire ist, dann ist „Kokostee“ von Oliver Geissen ein Meilenstein der Popliteratur. Die Grundidee ist gut, die Umsetzung literarisch eher schlicht. Der Autor hat sich an einer Buzzword-Liste abgearbeitet und geht den kürzesten Weg – bedeutungslos. Wer einen Houellebecq („Unterwerfung“) erwartet, dürfte auch enttäuscht werden.

1 „Gefällt mir“

Auch wieder falsch. Constantin Schreiber könnte man auf den ersten Blick vorwerfen, er hätte in seinem Roman lediglich einen Buzzword-Flickenteppich aneinanderkopiert. Schaut man aufmerksamer hin, zeigt sich allerdings, dass Schreiber eine Art sprachliche Zeitkapsel erstellt hat. Er verwendet ziemlich konsequent und präzise die heutige sprachliche Stilistik aus den sich feindselig gegenüberstehenden ideologischen Lagern. Sein Roman hält damit jedem dieser Lager auf sehr schnörkellose Weise den Spiegel vor. Denn egal für welche der dort beschriebenen Ideologien man auch stehen mag - oftmals ist man blind dafür, zu erkennen, wie tief die Rhetorik der eigenen Gesinnungsgenossen bereits mit dem primitiven Hass und Populismus durchsetzt ist, den Schreiber durchgängig zum Stilmittel macht. „Die Kandidatin“ kann für Menschen, die noch nicht vollständig dem ideologischen Wahn verfallen sind, ein Wachrüttler sein. Der Roman kann, sofern man es zulässt, dazu anregen, seine eigene geistige Verwahrlosung zu erkennen und zu überdenken.

Volker: „Der echte Fan nimmt wieder Mixtapes auf“ Ich vermute, dass es eher ein Mix auf CD oder USB sein wird. Volker selber mag Mixtapes aufnehmen, vielleicht sogar auf Super8.

Holger: Das jemand, der nach meiner Erinnerung den Deutsch-LK gewählt hatte, ein Problem mit Literaturanalysen hat, wundert mich. Selbstgewähltes Leid oder gab es keine alternativen Leistungskurse?
Denn was macht man in Deutsch anderes als Analysen und Zusammenfassungen, wenn die Rechtschreibung nach der Mittelstufe im Wesentlichen abgeschlossen ist?

Erinnert mich an meine Fehlentscheidung als ich den Latein-Grundkurs in dem ich schlecht war mit dem Französisch-Grundkurs tauschte in dem ich noch schlechter war (und der mich zwei Stunden mehr beanspruchte).

Quellen?

Wie Kay Ray und MG? Nein warte … du?

Wie Kay Ray und MG? Nein warte … du?

Rhetorische Fragen … Diskussion unbedeutend und uninteressant für mich.

Ansprüche an Literatur sind verschieden. Für mich sind auch sprachliche Qualität und Kunstfertigkeit wesentliche Aspekte.

Offenbar nicht. :relaxed: Schreiber spiegelt in voller Konsequenz eine geistig verwahrloste Sprache, die heute zu alltäglicher Normalität geworden ist. Du und deine mobbenden Kaninchengenossen kennen das nur allzu gut. Sich dies einzugestehen, würde wehtun. Da ist es bequemer, den Roman als Schund abzutun.

1 „Gefällt mir“

bei Letzterem schließe ich mich an. Was hat sich denn dieser verblendete Autor bei so einem Artikel gedacht? Zumal er ja im letzten Absatz, nachdem er über Constantin Schreiber kübelweise Müll ausgeschüttet hat, selbst zu der Erkenntnis kommt, dass der Vergleich zwischen Jud Süß und Die Kandidatin wohl doch nicht so recht passend ist.

Ich habe ja ganz bewusst zu Beginn meiner Rezension darauf hingewiesen, dass Schreiber jahrelang in islamischen Ländern gelebt hat und auch fließend Arabisch spricht. Insofern hat er hier eine ganz andere Expertise als dieser Herr von Katapult.

5 „Gefällt mir“

Hat einer von euch beiden „Jud Süß“ gelesen? Oder meint der Kritiker den Film „Jud Süß“ von Veit Harland?

Der Autor ist laut Seite Mitglied bei der NDR-Redaktion „Panorama“.

1 „Gefällt mir“

Herr Buchen war mit diesem Artikel für Katapult nur als Gastautor vertreten. Hauptsächlich arbeitet er als Journalist/Autor für den NDR (Panorama), schrieb aber unter anderem auch schon für die taz:

Grundsätzlich fehlt es Herrn Buchen also nicht an Fachkenntnissen und er hat in seiner journalistischen Laufbahn schon einige durchaus respektable Leistungen abgeliefert. Umso mehr hat mich das gossenhafte Niveau seines Artikel bei Katapult überrascht. Nicht nur sind seine Unterstellungen zu Schreibers Intentionen oft unterste Schublade. Auch die vermeintlichen Expertenquellen, auf die Buchen sich beruft, um Schreibers bisherige Arbeit als Sachbuchautor zu diskreditieren, erscheinen eher fragwürdig. Da sind bspw. so neutrale (ähem) Quellen wie der Verein dis:orient dabei (Selbstbeschreibung: „dis:orient versteht sich als progressives Kollektiv, das sich Fragen rund um Westasien, Nordafrika und die Beziehungen der Region in globalen Kontexten widmet. Unsere Perspektive ist inspiriert durch postkoloniale und feministische Ansätze.“). Was die dortigen Experten glaubwürdiger und fachkundiger macht als er es Constantin Schreiber zugesteht, lässt Buchen in seiner Schmähschrift jedoch lieber unerwähnt.

Lies den Artikel, dann beantwortet sich die Frage eigentlich von selbst. :wink:

Das passt - der Beitrag liest sich auch wie eine lange Anmoderation von Anja Reschke…

Die entscheidende Parallele, die er sieht, liegt eben in einer Dystopie. Aber da hätte er genauso auch 1984 von George Orwell nehmen können und hätte eben solche Parallelen zu Jud Süß gefunden.

4 „Gefällt mir“

Also, mir würde es reichen wenn Anna das einmal im Quartall alleine macht.

Hat eigentlich schon jenand gegenderte Belletristik in der Hand gehalten? (oder in die Ecke geworfen)

Ich habe den Eindruck, das die Verlage wissen, dass meist die Konservativen Bücher kaufen. Oder?

1 „Gefällt mir“

Ich stelle mal die These auf, dass selbst Vertreter dieser Kunstsprache diesen Unsinn nicht im Privatleben lesen wollen. Gerade in der Unterhaltungsliteratur möchte das weder der Krimifan, noch die Frau, die sich Pseudo-SM im „50 Shades“-Stil zur Anregung kauft.

„Sherlock Holmes passierte drei Fußgänger:innen, bevor er die zwei Sevierer:innen im Pub ins Visier nahm“ :unamused:

3 „Gefällt mir“

Na, das ist fast noch zu harmlos. Wenn schon, denn schon:

„Sherlock Holmes* passierte drei Fußgänger:innen**, bevor er die zwei Sevierer:innen*** im Pub ins Visier**** nahm“

Fußnoten:
*alter weißer Mann aus einer kolonialistischen von White Supremacy geprägten Ära. Von diesem Protagonisten möchten wir uns als Verlag:innen hiermit ausdrücklich distanzieren.

**weibliche Stereotypisierung, dass Frauen immer nur in Grüppchen unterwegs sind, was in Wahrheit nur verschleiern soll, dass von westlichen weißen Männern sekündlich 2 von 3 Frauen vergewaltigt werden.

***hier will der Autor eindeutig das marginalisierende Bild der Bardame manifestieren und damit seine inhärenten männlichen Überlegenheitsfantasien ausleben.

****Trigger-Warnung: MALE GAZE!!! Wir distanzieren uns von diesem toxischen Machwerk!

3 „Gefällt mir“

Tja, genauso wird es doch jetzt gelehrt, wenn ich das richtig verstanden habe. :frowning:

Ich hatte mich total auf dieses Buch nach Entdeckung gefreut und habe es wirklich entnervt in die Ecke geballter als da plötzlich mit Doppelpunkten im Text gebreitet wurde, Musiker:innen, usw… Ist das eigentlich ein Umtauschgrund?? Warum muss vorne nicht draufstehen etwas wie „gegendert“ oder so?

1 „Gefällt mir“

Ähm, es gibt ein Rückgaberecht ohne Angabe von Gründen

Nein, gibt es per se nicht. Nur im Fernabsatzverkehr (Internet, Katalogbestellung usw.) für 14 Tage. Wenn der stationäre Handel das macht ist es kein Recht, sondern Kulanz.

4 „Gefällt mir“

„Als ich ein kleiner Junge war“ habe ich damals in meiner Erich-Kästner-Phase mit ca. 11/12 Jahren gelesen. ich kann mich zwar kaum noch an Einzelheiten erinnern, weiß aber noch, dass es mich sehr beeindruckt hat.
Wie Volker schon meinte, wirken die Geschichten von Kästner tatsächlich überraschend zeitlos (bis uf den allgemeinen Handlungsrahmen und vielleicht ein paar inzwischen antiquierte Ausdrücke) und dass, obwohl das meiste an die 100 Jahre alt ist. Bei Erscheinung muss das alles damals unglaublich modern und innovativ gewirkt haben. Man kann direkt verstehen, warum die Nazis ein so großes Problem mit Kästners Literatur hatten.

Gegen ein regelmäßige Neuauflage dieser kleinen Sendung (vielleicht alle Vierteljahr, gern auch als Pantoffelkino-Anhängsel und in wechselnder Besetzung, wenigsten Dean hat sich ja auch schon zum Lesen bekannt) hätte ich nichts :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Ich habe als Kind auch alles von Erich Kästner gelesen, was ich bekommen konnte, darunter auch dieses Buch (sogar mehrmals, sicher 3-4-mal). Ich mochte es auch sehr und habe die Episode, die Anna vorgelesen hat sofort wiedererkannt. Ich glaube bei vielen Geschichten aus dem Buch könnte ich aus dem Kopf gar nicht mehr zuordnen, dass sie daraus stammen, das wäre mir hier auch so gegangen.
Ich müsste das Buch mal wieder lesen. Erich Kästners Humor und seine Beobachtungsgabe haben mich glaube ich sehr geprägt.
Seine Werke für Erwachsene kenne ich noch gar nicht, die waren natürlich damals nicht in der Kinderbuchabteilung der Bibliotheken. Könnte sich vielleicht auch noch lohnen.
Ansonsten mochte ich neben den großen Klassikern (Emil und die Detektive, Pünktchen und Anton) auch „Der 35. Mai“ sehr. Eine absurd-komische Reise in Fantasy-Welten. (War übrigens auch meine Begegnung mit der Idee von selbstfahrenden Autos.)

2 „Gefällt mir“

Das ist korrekt. Aufgrund dieser meist gewährten Kulanz glauben viele allerdings sie hätten tatsächlich einen grundsätzlichen Anspruch auf Rückgabe oder Umtausch und treten dann entsprechend fordernd auf.

1 „Gefällt mir“