Britta Steinwachs: Es gibt einige Studien, die sich mit der Wirkung von Scripted-Reality-Sendungen auf Kinder und Jugendliche auseinandersetzen. Darin zeigt sich, dass eine große Mehrheit das Gesehene für real oder zumindest realistisch hält. Darüber, wie sich das Publikum dieser Sendungen genau zusammensetzt, gibt es keine Untersuchungen.
Welche Studie? Quelle? Und es gibt einen Unterschied zwischen realistisch und real. Ich denke, dass tatsächlich viele der scripted reality Sendungen realistisch sind (zumindest die, die ich gesehen habe), weil sie tatsächlich so in deutschen Haushalten passieren könnten. Das bedeutet noch lange nicht, dass behauptet wird, dass das die Regel ist. Des Weiteren kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand, der die Grundschule mit ausreichendem Erfolg absolviert hat, diese Sendungen für real hält. Ich kann mich täuschen, halte es aber doch für sehr unglaubwürdig. Ich glaube, dass diese Sendungen zu größten Teilen von der so genannten „Unterschicht“ geguckt werden (siehe nächster Punkt).
Zuschauer_innen werden in den Sendungen mit dem Scheitern fremder Menschen konfrontiert. Dadurch werden soziale Ängste davor geschürt, selbst gesellschaftlich geächtet zu werden, weil man sich nicht genug an die Regeln und Anforderungen der Gesellschaft angepasst hat.
Das sehe ich genau anders! Ich glaube, dass diese Sendungen bei der „Unterschicht“ das auslösen, was das Dschungelcamp bei den „Gebildeten“ bewirkt - absoluter Voyeurismus. Sich einfach daran aufgeilen zu können, dass es Menschen gibt, die noch erbärmlicher sind als du. Du kannst noch so ein versiffter, stinkender Hartz-4 Penner sein, der nichts in seinem Leben auf die Reihe bekommt. Gottseidank bist du nicht einer von diesen Losern von ‚Familien im Brennpunkt‘.
Die soziale Ungleichheit ist also der Nährboden für diese klassendiskriminierende Debatte, weil das medial gezeichnete Bild der „faulen Unterschicht“ mit herrschenden Gerechtigkeitsvorstellungen in der Leistungsgesellschaft radikal bricht.
Äh, was? Verstehe ich die Olle richtig? Behauptet die ernsthaft, dass sich die „Oberschicht“ durch die Menschen aus diesen Sendungen bedroht fühlt, weil sie sich einen schönen Lenz machen, während sie alle hart arbeiten?! Okay, mit aller Liebe, keiner, wirklich KEINER, der diese Sendungen aus unerfindlichen Gründen für real hält, beneidet diese Menschen oder ist in irgendeiner Art eifersüchtig. Vielleicht führt es tatsächlich dazu, dass man noch etwas abwertender auf diese minderbemittelten Menschen schaut, aber das führt dann nicht zu einem ‚Ungerechtigkeitsgefühl‘, sondern eher ganz im Gegenteil zu einem ‚Gerechtigkeitsgefühl‘ nach dem Motto „Ja, der kriegt zwar jeden Monat sein Hartz 4 in den Popo geschoben und ich muss mir jeden Tag den Arsch aufreißen, aber dafür bin ich nicht so eine lächerliche Witzfigur“.