0-Euro-Jobs

[QUOTE=ExtraKlaus;364501] Sorry, solange man nicht mit der Waffe im Anschlag dazu gezwungen wird, irgendeine Aufgabe zu erledigen ist es keine Zwangsarbeit.[/QUOTE]

Und was ist es dann? Also wenn Du das richtig geil findest mal so richtig durchsanktioniert zu werden, dann kannst mir ja Dein Geld geben und Du lebst mal drei Monate von von 70% des Regelsatzes! Wenn das so einfach ist, bitte!

[QUOTE=Anchantia;364510]Wenn das so einfach ist, bitte![/QUOTE]

Meine einzige Aussage war das es keine Zwangsarbeit ist. Alles und jede Situation in diesem Zusammenhang als Zwangsarbeit zu bezeichnen ist eine Verharmlosung echter Zwangsarbeit. Und zur Sachlichkeit einer Diskussion trägt es auch nicht bei.

Sorry ExtraKlaus, aber das stimmt so nicht.
Der Staat erschießt dich zwar nicht, aber er kürzt deine Bezüge so runter, dass du gut und gerne verhungern könntest. Verhungert sein ist auch tot.

Es ist Zwangsarbeit nach der Mentalität “Wer nichts arbeitet soll auch nichts essen”.
Das ist wider der Sozialen Marktwirtschaft und damit ein Angriff auf’s Grundgesetz.

0€-Jobs sind der Gipfel der Frechheit.
Auch wenn Enzio sich aus freien Stücken für den Beruf des Hartzers entschieden hat, so wie er von seiner Arbeitslosigkeit schwärmt.

[QUOTE=ExtraKlaus;364501]@Scumdog: Ney, ist es nicht. Sorry, solange man nicht mit der Waffe im Anschlag dazu gezwungen wird, irgendeine Aufgabe zu erledigen ist es keine Zwangsarbeit. Das nimmt dem Wort einfach die Bedeutung.[/QUOTE]
Ist klar, was du meinst - aber sprichwörtlich passiert genau das.

[QUOTE=ExtraKlaus;364516]Meine einzige Aussage war das es keine Zwangsarbeit ist. Alles und jede Situation in diesem Zusammenhang als Zwangsarbeit zu bezeichnen ist eine Verharmlosung echter Zwangsarbeit.[/QUOTE]
Zwangsarbeit ist nicht Zwangsarbeit. Begriffe lassen sich nur im jeweiligen Kontext sinnvoll betrachten. Armut in Deutschland ist anders als Armut in Afrika – trotzdem sprechen wir in beiden Fällen von Armut, unterscheiden aber z.B. relative und absolute Armut voneinander. Das können wir auch beim Begriff der Zwangsarbeit machen, nur die Adjektive müssen wir noch finden.

Als Denkanstoß: Dass du 0-Euro-Jobs nicht als Zwangsarbeit betrachtest, ist eine Verharmlosung dieser Zwangsarbeit. Indem du negativ besetzte Begriffe vermeidest (die Wahrheit also nicht aussprichst), machst du die Zwangsarbeit zwangsläufig salonfähig.

Übrigens: In England wurde gerade solch ein Fall vorm Gericht stattgegeben, sodass die Regierung das “Workfare”-Programm rückwirkend ändern musste. http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/gericht-untersagt-zwangsarbeit-fuer-erwerbslose-90016154.php

Vielleicht sollte man hier auch vors Bundesverfassungsgericht ziehen oder noch besser gleich vor den europäischen Gerichtshof!

Seit wann muss man Eingliederungsvereinbarungen in denen solche Kürzungen drinstehen, einfach so unterschreiben?

Selbst Schuld wer das tut und sich dem Amt willenlos ausliefert.

0-Euro oder 1-Euro - beides ist Ausbeutung, genau wie Zeitarbeit. Wird vom Amt allerdings sehr gerne angewendet - Hauptsache irgendwie raus aus der Statistik, gerne auch mit sinnlosen Zwangsmaßnahmen, in denen man basteln lernt: :ugly

http://www.razyboard.com/system/morethread-tagebuch-einer-50-plus-massnahme-teil-i-sevenid-1487781-5437015-0.html

Ich rate dazu, die EGV niemals zu unterschreiben. Dann gehen dir die Sachbearbeiter zwar extrem auf die Nerven („Sie müssen, sonst kriegen sie nix oder werden gesperrt!“ „Jaja, ist klar!“), aber man bekommt dann einen Verwaltungsakt, den man immer anfechten kann.

Ich selbst komme aus dem Zeitarbeitsbereich (Callcenter), diese Firmen streichen Teile deines wohlverdienten Gehalts dafür ein, dass sie sich die Eier schaukeln, lassen dich im völlig ungesunden Schichtsystem arbeiten (Ich hatte im wöchentlichen Wechsel Früh-Spät) und ich musste Stunden nacharbeiten, die ich nie verpasst hatte. Was macht das Amt? Callcenter anbieten. Wird nicht unterschrieben, basta. Totracken können sich gern andere :slight_smile:

[QUOTE=schmatzler;364540]aber man bekommt dann einen Verwaltungsakt, den man immer anfechten kann.[/QUOTE]

DU kannst damit vielleicht umgehen, DIR macht es vielleicht nichts aus. Aber ich kenne zig Leute, die sind psychisch oder körperlich schon so fertig, die würden daran einfach zu Grunde gehen. Das hat nichts mit “selbst schuld” zu tun, das ist Käse! Bei den meisten Menschen, die in dieser Lage sind ist im Leben etwas schief gelaufen, sonst wäre man ja nicht in der Lage. Die Leute die sich den Stress mit Verwaltungsakt etc. antun, haben wohl augenscheinlich so viel Energie, dass sie auch normal arbeiten könnten.

…oder Leute, die einfach glauben, sie müssten die Eingliederungsvereinbarung unterschreiben, weil die Person vom Amt eben gesagt hat, dass man das unterschreiben müsse. Letztens musste ich auch wieder jemanden aufklären, der das schlicht und einfach nicht wusste. Zitat: “Aber wenn man das nicht muss, warum sagen sie einem das so?” Tja! :ugly

[QUOTE=Anchantia;364541]Die Leute die sich den Stress mit Verwaltungsakt etc. antun, haben wohl augenscheinlich so viel Energie, dass sie auch normal arbeiten könnten.[/QUOTE]

Das ist Blödsinn - man kann auch geistig völlig fit sein, aber dennoch körperlich eingeschränkt sein.

Zum Glück denkt nicht jeder so wie du - ich lasse mich vom Staat nicht hintergehen und wehre mich dann nicht, weil es ja “Stress” bedeutet. Jemand, der körperlich und geistig so stark eingeschränkt ist, dass er nach etwas Recherche keine Widersprüche schreiben kann (z.B. durch Burnout etc.), der sollte wenig Probleme dabei haben, sich ohnehin krankschreiben zu lassen.

Am Ende auch nur eine verdeckte Industriesubvention.
Steuerzahler zahlt das Gehalt und die Industrie bekommt ne Arbeitskraft für Umme, und jeder sagt artig danke.
Und wen der Hartzer nur den Werkshof kehrt, wieder ne Putze gespart.

Mit ökonomischen Sachverstand hat das auch nichts mehr zu tun. und ob das zielführend ist die Person ins Arbeitsleben zu bringen darf bezweifelt werden.

Frage mich warum die dann nicht einen Komplett einen Job machen in Staatsdienst mit Abgaben und Versicherung als Landschaftspfleger, ist ja nicht so das unsere Städte und Parks vor Sauberkeit glänzen würden, von den Straßen und Brücken reden wir mal nicht, die hält nur noch die Farbe und ein kleines Wunder.

Für Hartzer, die mehrheitlich nicht freiwillig arbeitslos sind, 7€ Stundenlohn, für das Reinigen von Innenstädten und Parks.
Bis zu 400€ Verdienst, die nicht angerechnet werden. Ohne Zwang, dies dann auch tun zu müssen. Basta!

So wird aus öffentlichen Kassen Arbeit bezahlt, die der Öffentlichkeit auch wiederum nutzen.
Firmen und Zulieferer sollen ihre Leute einfach selbst bezahlen.
Frei nach der liberalen Theorie bereinigt sich der Markt dann selbst und nur die wirklichen Innovationen bleiben.

Wenn Liberale auch nur einmal ihre eigenen Theorien umsetzen würden und nicht nur bei Lohnkosten mit Smith kämen…aber dann nach Subventionen brüllen, wenn die zehn polnischen Nutten im Keller zu teuer im Unterhalt werden…

[QUOTE=das_blatt;364545]…oder Leute, die einfach glauben, sie müssten die Eingliederungsvereinbarung unterschreiben, weil die Person vom Amt eben gesagt hat, dass man das unterschreiben müsse. Letztens musste ich auch wieder jemanden aufklären, der das schlicht und einfach nicht wusste. Zitat: “Aber wenn man das nicht muss, warum sagen sie einem das so?” Tja! :ugly[/QUOTE]

Deswegen geht man auch nie ohne Begleitung zum Amt- dann wird so etwas nicht gesagt.

[QUOTE=Scheol;364523]
Auch wenn Enzio sich aus freien Stücken für den Beruf des Hartzers entschieden hat, so wie er von seiner Arbeitslosigkeit schwärmt.[/QUOTE]

Ja, das macht mir große Freude! Ich geh nämlich aus purem Spaß jeden Tag ein paar Stunden in meine Maßnahme, während ich zuhause noch mit Hilfe des Pflegedienstes meine bettlägerige Großmutter betreue. Findest du es spaßig, wenn du zwar ALG II bekommst, dafür aber jeden Tag deiner Oma die Sch**** vom Arsch wischen- und emotional am Boden liegen darfst? Also erzähl du mir nichts von “Freien Stücken”! Ich mach das, weil ich meine Oma über alles lieb hab, mich verantwortlich fühle und sie nicht alleine lassen kann, auch wenn ich jeden Tag zu kämpfen habe. Dass ich dafür ALG II bekomme, finde ich durchaus ok, denn so spart sich der Staat den Heimplatz. Vom Prinzip her müsste ich überhaupt nichts tun, denn pflegende Angehörige mit Betreuungspersonen der Pflegestufe II sind vom “Arbeitszwang” ausgenommen und können nicht vom Amt rekrutiert werden. Aber ich geh trotzdem zum Job, und das sogar umsonst! Warum? Weil ich es mag, unter Menschen zu sein, mal was anderes zu hören und zu sehen und mich nützlich zu fühlen. Früher gab es sogar sogar noch den Euro pro Stunde, was für mich ein kleiner Obolus war, aber das war ja so schröcklich unsozial!

[QUOTE=schmatzler;364540]Seit wann muss man Eingliederungsvereinbarungen in denen solche Kürzungen drinstehen, einfach so unterschreiben?

Selbst Schuld wer das tut und sich dem Amt willenlos ausliefert.[/QUOTE]
Richtig so! Selber schuld, wer sich vorher nicht informiert und weiß, dass das Amt nicht am eigenen Wohlergehen interessiert ist. Wer keine Erfahrungen aus erster oder zweiter Hand hat und sich nicht in den Politikbereichen mancher Internetforen herumtreibt, der glaubt schnell mal, dass die Vereinbarung unterschrieben werden muss. Schließlich sagt das der Sachbearbeiter – und der soll mir doch helfen.

Dazu kommen die Menschen, die z.B. aus psychischen Gründen (das klingt immer gleich so schlimm) Probleme damit haben, Ämtergänge zu erledigen. Da reicht schon eine Legasthenie, das Nicht-Verstehen der Beamten-Schreiben, und schon weiß sich die Person nicht mehr zu helfen.

[QUOTE=schmatzler;364551]Jemand, der körperlich und geistig so stark eingeschränkt ist, dass er nach etwas Recherche keine Widersprüche schreiben kann (z.B. durch Burnout etc.), der sollte wenig Probleme dabei haben, sich ohnehin krankschreiben zu lassen.[/QUOTE]
Widerspruch? Menschen, die keine Schreiben ans Amt aufsetzen können, werden auch Probleme damit haben, zum Arzt zu gehen. Dass das Arbeitsamt hier mit Druck und noch mehr Druck arbeitet, hilft nicht weiter. Aber die Leute tragen die Schuld ja selber – sollen halt nicht körperlich / psychisch erkranken. Was soll das auch?

[QUOTE=Enzio;364473]Entgegen der sozialpädagogischen Meinung akzeptiert nämlich ein bedeutender Großteil die angebotenen Maßnahmen und hat oft sogar Freude daran. Sachen gibts … :ugly[/QUOTE]

Klar akzeptieren viele sie… wie oft kommt es eigentlich vor, dass etwas nicht akzeptiert wird? Knochenarbeit in Bergwerken, Kinderarbeit, ungesicherte Bauarbeiten, Feldarbeit, Leibeigenschaft, das wurde doch immer von einem großteil akzeptiert und sicher hatten sogar manche Freude daran. Das ist argumentationstechnisch ungefähr das dämlichste was man vorbringen kann.

[QUOTE=Enzio;364578]Früher gab es sogar sogar noch den Euro pro Stunde, was für mich ein kleiner Obolus war, aber das war ja so schröcklich unsozial![/QUOTE]
Anderen Arbeit wegzunehmen und an anderer Stelle wieder als Arbeit anzubieten, mit dem kleinen Unterschied, dass die Bezahlung auf ein Euro pro Stunde beschränkt wird, das ist unsozial – und ein starkes Stück. Offenbar macht dir die Arbeit Spaß, warum regst du dich also auf? Jetzt kannst du dich noch weiter unter Wert verkaufen und kostenlos Körper und Geist zur freien Verfügung stellen.

Ich habe nie jemanden kennengelernt, der mit seinem Eurojob unglücklich gewesen wäre. Aber vielleicht hab ich auch eine andere Einstellung zur Arbeit allgemein als manch anderer Jobcenter-Kunde. Meiner persönlichen Erfahrung nach verweigern oft nur Schmarotzer und Arbeitsscheue. Das mag subjektiv sein, aber es sind meine Erlebnisse in diesem Bereich.

Klar, die Leute die eine anständige Bezahlung und einen richtigen Job wollen, anstatt ihre Leistung zu verschenken müssen natürlich Schmarotzer und Arbeitsscheue sein. Wie können die nur?

Das wird daran liegen, dass du nicht alle Jobber kennengelernt hast – im Internet lassen sich bei Interesse gegenteilige Erlebnisse nachlesen.

Aber vielleicht hab ich auch eine andere Einstellung zur Arbeit allgemein als manch anderer Jobcenter-Kunde. Meiner persönlichen Erfahrung nach verweigern oft nur Schmarotzer und Arbeitsscheue.

Falls jemand, der einen 1-Euro-Job nicht annimmt, in deinen Augen als Schmarotzer und arbeitsscheu gilt, hast du natürlich Recht. In der Regel haben diese Menschen einfach eine andere Einstellung zur Arbeit, z.B., dass diese angemessen entlohnt werden muss. Seit einigen Tagen wissen wir, dass der angemessene Betrag bei 8,50 Euro in der Stunde liegt. 1-Euro-Jobber haben sich also weit, weit unter Wert verkauft.