Bundestagswahl 2017 - Die Qual der Wahl

Da werden wir nicht zu einer gemeinsamen Meinung kommen: der Beitritt der SPD zur großen Koalition ist mit der wichtigste Grund für die Profillosigkeit der SPD. Niemand traut dieser Partei noch irgendwas brauchbares zu.

Was die Partei in der Koalition tatsächlich erreicht, spielt für die Menschen da draußen keine große Rolle - die Leute sehen nur, dass die SPD Juniorpartner von Merkel war/ist.

Gruß Ronny

Sehe ich anders. Das wäre die Wiedergeburt der SPD. Klar, die Führungsriege wäre dann verbrannt. Die SPD selber aber würde zum Zeichen werden, dass es eine Zeit nach Merkel gibt und dass die SPD in dieser Zeit führen könnte. Sofortige Neuwahlen werden natürlich nicht gut. Aber in zwei bis vier Jahren, nach einer Minderheitenregierung, bei der die CDU alles den politischen Gegner abringen musste und die SPD die CDU durchgehend frei kritisieren konnte? Das würde viele Wähler bringen.

Ich denke auch, dass nicht die Lehre aus der Schröder-Zeit sein sollte, dass die SPD die Politik der CDU machen sollte. Das wäre aktuell ebenso katastrophal und würde einen weiteren Verlust bei den linken Wählern verursachen. Könnte tödlich sein. Sie müssen erstmal wieder eine Idee entwickeln, die sie verkaufen können und aktuell müsste das etwas sein, was Linke und Mitte gleichermaßen überzeugen kann. Eine Wiederholung von Hartz4 wäre sicherlich nicht hilfreich, dafür ist auch die Lage von Deutschland eine andere.

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Ronny, die SPD hat im Bundestagswahlkampf so getan, als würde sie seit Jahren in der Opposition sitzen - das kam halt nicht gut an. Dieses Gejammer wollen die Leute nicht hören, man könne ja nichts mit der CDU umsetzen. Das sind Ausreden, und keine besonders guten!

Kommt auf die personelle und thematische Ausrichtung an. Wenn die Partei auf Nahles und Kevin hört, dann wars das. Manche Dinge stehen auch aus der Asche nicht mehr auf.

Das war nicht nur zu Schröders Zeiten so, sondern seit dem Bestehen der CDU. Außerdem habe ich nicht gesagt, das sie CDU-Politik machen soll, sondern das sie eine Partei der Mitte sein muss, und keine linke Klientelpartei. Davon haben wir nämlich echt genügend im politischen Spektrum mit der Ex-SED und den Grünen.

Außerdem wählt Deutschland nach wie vor nicht „links“, zumindest nicht diesen Teil des Spektrums. Wenn man die Protestwähler rausrechnet… Der Erfolg der Volkspartei SPD war es, dass sie den Flügel dargestellt hat. Man konnte linkere Ideen unterstützen, ohne Mauernschützen oder Ökos wählen zu müssen. Gleichzeitig wusste man mit dem Seeheimer auch immer, das man keine völlig durchgeknallten Leute gewählt hat.

Deutschland selber geht es insgesamt gut. Lange Zeit der Stabilität und wirtschaftlichen Wachstums haben wir hinter uns. Der Reichtum ist insgesamt gewachsen, erreicht aber nicht alle Schichten. Das ist eine fundamental andere Situation als zu Zeiten von Schröders Hartz-Reform, wo ein gesamtwirtschaftliches Problem vorlag. Die Aufgabe der SPD müsste es sein, die radikaleren Ideen von Grüne und Linken aufzugreifen und mit der Mitte zu versöhnen. Das meint dann auch eine gewisse Umverteilung, aber eine gemäßigte Umverteilung mit dem Ziel, dass die abgeschlagenen sozialen Schichten nicht den Gesellschaftsvertrag aufkündigen und sich radikalisieren.

Was du vorschlägst, würde nur in einem Verlust der linkeren Wählern resultieren und das kann die SPD sich nicht erlauben. Im besten Fall wäre das Plus-Minus-Null, eher aber ein Verlust.

Edit:

Okay, der Streit in der SPD geht zu weit, wenn die Führungsriege selbst öffentlich streitet und nicht nur die Flügel und Gruppen innerhalb der SPD:

Eine „Überraschung“ beim Mitgliederentscheid wird da ja immer wahrscheinlicher.

Das Gegenteil war ebenso erfolglos. Ich erwarte von dir natürlich keine Strategie für die SPD, wie man im Wahlkampf punkten könnte, aber diese Analyse deinerseits ist einfach falsch.

Müssen wir das Thema jetzt wieder aufrollen? Nicht jeder, der für die Linke Politik macht, war ein Mauerschütze oder würde dies befürworten. Das gilt selbst für die, die zuvor in der PDS/SED Politik gemacht haben. Solche Pauschalismen sind nicht nur unnötig, sie heizen hier nur die Stimmung auf.

Die Leute wählen die SPD nicht wegen den Seeheimern, sondern trotz ihnen. Und das inzwischen immer weniger, weil immer mehr Leute kapieren, dass sie anstatt den Seeheimern doch besser die Originale bei der CDU und FDP wählen können.

Wir brauchen keine zweite konservative Partei und keine zweite neoliberale. Wir brauchen eine soziale Partei.

Gruß Ronny

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Nur weil es mir (u.a. bezogen auf FK+ Der kleine Kevin) aufgefallen ist, hat es einen Grund warum du nicht „Andrea und Kevin“ oder „Nahles und Kühnert“ schreibst?

Nein, tatsächlich war das ein Versehen.

Also wenn für jemanden der Seeheimer schon „konservativ“ ist, sollte man mal seinen politischen Kompass neu stellen. Aber lassen wir das, da werden wir wohl nicht auf einen Nenner kommen. Ich glaube kaum, dass jemand die SPD wählen wird, wenn sie sich links gibt.

Den Seeheimer Kreis als konservativen Flügel der SPD zu sehen, ist doch normal.

Genau. Es ist völlig absurd, wenn eine Partei die Interessen ihrer (ursprünglichen) Stammwählerschaft bedient. Wer würde denn „sowas“ wählen?!?

All hail CDU/CSU!

Gruß Ronny.

P.S.: Lern endlich, dass es auch im linken Politspektrum Abstufungen gibt.
P.S.S.: Ich bin aus dem Thema erst mal raus…

Genau, Identitätspolitik, Lügen zur Gleichstellung, All Refugees welcome und Homoehe sind DIE brennenden Themen der Arbeiterklasse.

Ja, reg dich mal kurz wieder ab und denk nochmal darüber nach, das ich schon vorhin geschrieben habe, das niemand sagt, die SPD solle CDU-Politik machen. Nur mit dieser derzeitigen linken Politik der „sozialen Gerechtigkeit“, den Fokus auf Refugees welcome und SJW-Positionen, Gender-Gap-Lügen etc. wird man halt keinen Blumentopf gewinnen. Egal, wie oft die Jusos das der SPD einreden wollen. Die SPD darf linkere Politik machen, aber den Seeheimer Kreis als „konservativ“ (in eurer Denke = böse) abzustempeln und damit einen ganzen Parteiflügel abzusägen, wird zum Untergang der SPD führen.

Aber muss halt jeder selbst wissen, ob man überhaupt noch den Anspruch hat, dieses Land auch mal wieder mit mehr als 20% regieren zu dürfen. :wink:

Das war aber nicht die Aussage.

Sehe ich schon so. Außer du willst sagen, dass der konservative Flügel der SPD nicht konservativ ist und dass konservativ hier alleine eine Richtung und nicht eine Verortung beschreibt…

Aber lustige andere Nachricht:

Schulz wird nun doch kein Minister. Ist ihm wohl doch noch eingefallen, dass es ja noch einen Mitgliederentscheid über den Koalitionsvertrag gibt und ein völlig verprellter Gabriel nicht nur Stimmen von Partei-Linken kosten könnte.

Gabriel ist nach gestern aber eigentlich auch nicht mehr tragbar

„Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht“

Die SPD, ein steter Quell der Freude :voeg_sm:

Ergo: Populistischere Themen wählen, um zu gewinnen! Andere haben’s vorgemacht, von Idealismus wird man ja bekanntermaßen nicht satt. Ist was für Loser.

Die Anführungszeichen sind jedes mal wieder super - so als wenn das ein total absurdes Thema wäre und ein Problem, das generell überhaupt nicht existiert ^^

Das ist halt die Realität, die Rechtsrucke in jedem europäischen Land beweisen es!

Du verwechselst da was. Mit Populismus hat die SPD ja die Wahl verloren.

Die SPD hat mit Nichtstun die Wahl verloren.

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Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ja ich weiß, dass du das sarkastisch gemeint hast. Und trotzdem hast du Recht: Mit dem aktuellen Programm der SPD trifft die SPD nicht den Nerv ihrer potentiellen Wählerschaft.

Aber sei so gut und ersetze bitte „Arbeiterklasse“ mit „Arbeiter und Angestellte“. Auch in der SPD ist man inzwischen zu der Erkenntnis gelangt, dass es in Deutschland kein Klassensystem gibt.

Die Denkweise und politische Ausrichtung des Seeheimer Kreises passt nicht zu dem, was man von einer links-mitte-Volkspartei erwarten würde.

Diese Diskrepanz, dass die Seeheimer sehr stark in der Partei vertreten sind ist einer der Hauptgründe dafür, dass die SPD einen stetigen Wahlstimmenschwund haben.

Falls das das derzeit linke Programm der SPD ist, dann verdient sie völlig zu Recht ihren Niedergang. Die Themen des Seeheimer Kreises finde ich bei CDU und FDP besser und mit mehr Fachkompetenz vertreten.

Wir erleben eine SPD ohne Inhalt für die Leute, die sie wählen würden. Was zu beweisen war.

Gruß Ronny

Dann überlege mal was passieren wird, wenn die SPD jetzt gegen die Koalition stimmt? ich sage es dir-dann kann sie froh sein wenn sie bei der Neuwahl über 15 % kommt, weil sie dann für alle der Verursacher der schlimmsten Regierungskrise seit dem Ende von Weimar ist!

Und im gegensatz zur SPD hat die CDU Strategen die GENAU das wissen.

Sehe ich nicht so. Die SPD hat seit 2002 kontinuierlich an Stimmen verloren, weil sie ihre Glaubwürdigkeit verloren hat. Die Leute nehmen ihr nicht mehr ab, dass sie wirklich inhaltlich etwas bewirken kann. Vor der letzten Bundestagswahl galt allgemein das Vorurteil “die sind nur scharf auf Posten” “Schulz hat eh keine Chance Kanzler zu werden, die wollen eh nur wieder die GroKo” und so weiter. Dieses Vorurteil haben sie jetzt schon mal abgeräumt, man sieht wie schwer sie sich damit tun.

Wenn die SPD gegen die GroKo stimmt, dann teilt sie sich die Verantwortung schon mal mindestens mit der FDP, die bekanntlich auch nicht wollte. Und dafür wird man Merkel einen Teil der Verantwortung zuschieben: wenn mit FDP und SPD zwei deutsche Traditions-Parteien die immer ihrer Verantwortung gerecht wurde, nicht mit Merkel regieren wollen (nach dem beide Parteien bereits Merkel-Erfahrung haben), dann heißt das etwas.

Ich bin mir sicher, dass Merkel nicht zu Neuwahlen antreten würde. Entweder ein neuer Kandidat, oder eben erstmal Minderheitsregierung.

Bei eventuellen Neuwahlen könnte die SPD völlig neu auftreten. Sie könnte laut ihre Forderungen vortragen, und sie mit der Glaubwürdigkeit unterlegen: “wir gehen nicht leichtfertig in eine GroKo, wir werden nur in eine Regierung gehen wenn wir substanziell etwas von unserem Programm umsetzen können”. Zum ersten mal seit 2005 hätte das dann auch Glaubwürdigkeit. Die SPD-Zahlen würden sicher nicht sofort hochgehen. Aber andersherum: die SPD hat überhaupt keine andere Chance mehr. Denn dass sie mit GroKo verliert, das hat man ja nun zweimal gesehen.

Wir bekommen aber wahrscheinlich keine Neuwahl. Stattdessen wird Merkel mit einer einfachen Mehrheit gewählt werden und wird sich am Regieren versuchen müssen. Und ein Scheitern dabei wird als Versagen von Merkel und der CDU gewertet werden.

Dazu war von Anfang an klar, dass die SPD den Koalitionsvertrag über die Basis schickt. Du kannst der Führung der SPD zwar eine gewisse Schuld geben, aber es liegt ebenso an der CDU, der SPD das nötige für eine funktionierende Koalition anzubieten. Beim Scheitern wird die SPD wohl ihre aktuelle Führung entsorgen und sich endlich mal neu aufstellen. CDU und CSU können nicht das gleiche tun.